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GKV-Arzneimittelmarkt
Gernerikahersteller unter Druck
BERLIN (ks). Die Generikahersteller in Deutschland mussten im ersten Halbjahr 2007 deutliche Umsatzrückgänge hinnehmen – und das trotz steigender Absatzzahlen und wachsender Generikaquote. Während sich die Krankenkassen über die Preissenkungen für Generika freuen können, warnt der Branchenverband Pro Generika vor Rationalisierungsmaßnahmen in der Industrie – einige Unternehmen haben bereits mit dem Abbau von Arbeitsplätzen begonnen.
Bei der Vorstellung der Marktdaten 2006/2007 am 17. September in Berlin konnten die Pro Generika-Geschäftsführer Hermann Hofmann und Peter Schmidt wenig Gutes für ihre Branche verkünden. Angesichts einer Generikaquote von fast 58 Prozent im gesamten GKV-Markt und knapp 82 Prozent im generikafähigen Markt ist der Ruf der Branchenvertreter nach einer gesetzlichen Mindestquote für Generika zwar verhallt – doch die Unternehmen stecken trotzdem in der Klemme: Obwohl im ersten Halbjahr 2007 ein Absatzzuwachs von 8,1 Prozent (2006: 5,2 Prozent) auf 183 Millionen Packungseinheiten zu verzeichnen war, sank der Umsatz um 5,4 Prozent. Dabei sind die Peisnachlässe, die die Unternehmen den Kassen über Rabattverträge gewähren, in diese Rechnung noch nicht einbezogen. Zu berücksichtigen ist auch, dass die Preise die gestiegene Mehrwertsteuer beinhalten – ohne diese wären sie noch weiter in den Keller gegangen. Die Kassen können frohlocken, meint Schmidt: Sie sparten 2007 bereits in den ersten sechs Monaten 2,4 Mrd. Euro durch Generika – mehr als in ganz 2006. Im gesamten laufenden Jahr könnten es 5 Mrd. Euro werden, ein Betrag, der 0,5 Beitragssatzpunkten entspricht. Die Realität ist allerdings, dass die Arzneimittelausgaben der Kassen dennoch steigen. Dies, so betonte Schmidt, resultiere aber "ausschließlich aus den Märkten, in denen Generika nicht vertreten sind".
Der Preissturz im Generikasegment ist Hofmann zufolge das Ergebnis dirigistischer staatlicher Eingriffe einerseits und dem Zwang zu dezentralen Verhandlungslösungen andererseits. Dies führe dazu, dass der Preiswettbewerb "künstlich überhitzt" werde. Mit Vertragslösungen hätte Hofmann im Grunde keine Probleme – vorausgesetzt, der Gesetzgeber verzichtet auf Regulierungsinstrumente wie Festbeträge, Zwangsrabatte, Bonus-Malus-Regelung oder Importförderung und unterstellt die gesetzlichen Kassen dem Kartellrecht. Noch sei eine Umkehr möglich, betont Hofmann. Doch allzu groß ist seine Hoffnung nicht, dass der Gesetzgeber noch in dieser Legislaturperiode tätig wird. Er fürchtet vielmehr eine "Politik der ruhigen Hand" – mit fatalen Folgen für die hiesige Generikaindustrie. Schon jetzt stünden in den Unternehmen Rationalisierungsmaßnahmen an: Der Außendienst werde zurückgefahren, Arbeitsplätze nicht neu besetzt oder gar abgebaut. So habe etwa TAD Pharma vor zwei Wochen beschlossen, 80 von 250 Mitarbeitern zu entlassen, erklärte Schmidt. Wenn auch diese Maßnahmen nicht reichen, müssten die Unternehmen "zwingend überlegen", ihre Produktion in Niedriglohnländer zu verlagern. Dies gelte insbesondere für den Zukunftsmarkt der Biosimilars. Diese Nachahmerprodukte für gentechnisch erzeugte Arzneien müssten ohnehin ein anderes Zulassungsverfahren durchlaufen als herkömmliche Generika, erklärte Hofmann. Da falle der Schritt ins Ausland nicht schwer.
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