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- DAZ 38/2007
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Arzneimittel und Therapie
Bieten orale Kontrazeptiva Schutz vor Krebs?
Seit der Einführung der Pille Anfang der 1960er Jahre haben schätzungsweise über 300 Millionen Frauen entsprechende Präparate zur oralen Kontrazeption eingenommen. Schon in den 1960er Jahren wurde heftig über potenzielle Gefahren der neuen Verhütungsmethode gestritten. Vor diesem Hintergrund hatten britische Hausärzte 1968 damit begonnen, die Daten von Anwenderinnen kombinierter oraler Kontrazeptiva systematisch zu erfassen. In die als Royal College of General Practitioner’s Oral Contraception Study bezeichnete Untersuchung wurden von 1400 Hausärzten über einen Zeitraum von 14 Monaten 46.000 Frauen aufgenommen. 23.000 von ihnen verhüteten mit den kombinierten Hormonpräparaten, die übrigen 23.000 Frauen hatten die Pille nie genommen. Die Pillenanwenderinnen waren zu Beginn der Einnahme im Durchschnitt 29 Jahre alt. Nun haben Forscher der Universität Aberdeen die inzwischen über einen Zeitraum von 36 Jahren vorliegenden Daten der Studie herangezogen um zu klären, welche Auswirkungen die hormonelle Verhütung auf das Krebsrisiko hat.
Die Forscher konnten auf einen Datenpool von 744.000 Frauenjahren bei den Pillenanwenderinnen und 339.000 Frauenjahre bei den Nichtanwenderinnen zurückgreifen. Dabei ergab sich ein um 12% niedrigeres Gesamtkrebsrisiko für die Frauen, die orale Kontrazeptiva eingenommen hatten im Vergleich zu denen, die auf die Pille verzichtet hatten. Die Pillenanwenderinnen litten signifikant seltener unter Ovarial-, Darm- und Gebärmutterkarzinomen. Bezüglich des Brustkrebsrisikos gab es keine signifikanten Unterschiede. Eine geringfügige, aber nicht statistisch signifikante Risikoerhöhung wurde unter Pilleneinnahme für Lungen- und Zervixkarzinome sowie ZNS- und Hypophysentumoren festgestellt. In diese Ergebnisse sind neben den Aufzeichnungen der Hausärzte auch Daten aus einem Patientenregister eingeflossen, in das Anfang der 1970er Jahre Dreiviertel der rekrutierten Frauen aufgenommen worden sind.
Wurde die Auswertung auf die nur von den Hausärzten erhobenen Daten beschränkt, so wurde insgesamt nur noch eine statistisch nicht signifikante Krebsreduktion unter Pilleneinnahme von 3% verzeichnet. Lediglich die Reduktion von Ovarial- und Gebärmutterkrebs war auch in dieser Auswertung signifikant erniedrigt.
Krebsrisiko steigt bei längerer Einnahme
Von einem reduzierten Krebsrisiko konnten die Pillenanwenderinnen nur profitieren, wenn sie die Hormonpräparate nicht länger als acht Jahre eingenommen hatten. Bei längerer Einnahme stieg das allgemeine Krebsrisiko signifikant um 22% an. Dabei nahm vor allem das Risiko für Tumoren von Zervix, ZNS und Hypophyse zu. Lediglich die schon bei kürzerer Einnahmezeit verzeichnete Reduktion des Ovarialkarzinomrisikos blieb bestehen: Es wurde durch die mehr als achtjährige Pilleneinnahme signifikant um 62% gesenkt.
Auf heutige Situation nur begrenzt zu übertragen
Die Autoren betonen, dass die Daten nicht auf die heute verwendeten oralen Kontrazeptiva übertragbar sind. Diese sind in ihrer Zusammensetzung nicht mehr mit denen der ersten Generation zu vergleichen. Zudem beginnen die Frauen deutlich früher mit der Pilleneinnahme, was ebenso wie die damit verbundene längere Anwendungsdauer das Krebsrisiko entscheidend beeinflussen kann. Die bisherige Erfahrung lasse jedoch vermuten, so die Autoren, dass die in den neueren Präparaten enthaltenen niedrigeren Estrogen-Dosierungen in ähnlichem Ausmaß vor Gebärmutter- und Ovarialkarzinom schützen können wie die älteren hochdosierten Hormonpräparate. Auch bezüglich des Brustkrebsrisikos gehen die Autoren von keinen großen Unterschieden zwischen älteren und neueren Kontrazeptiva aus.
Betont werden muss jedoch, dass es sich bei der vorliegenden Studie um Ergebnisse einer Kohortenstudie handelt, mit denen weder eine protektive noch eine krebsfördernde Wirkung oraler Kontrazeptiva zweifelsfrei zu beweisen ist. <
Quelle Hannaford PC et al: Cancer risk among users of oral contraceptives: cohort data from the Royal College of General Practitioner’s oral contraception study. BMJ 2007; doi:10.1136/bmj.39289.649410.55 Online-Publikation vom 11. September 2007.du
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