Arzneimittel und Therapie
ADHS
Lebensmittelzusatzstoffelassen Kinder zappeln
Zusatzstoffe in Lebensmitteln stehen schon lange im Verdacht, hyperaktive Verhaltensweisen bei Kindern auszulösen oder zu fördern. Eine im Auftrag der britischen Lebensmittelbehörde Food Standards Agency (FSA) durchgeführte Studie untermauert diesen Verdacht. Die FSA rät daher, Lebensmittel mit entsprechenden Zusatzstoffen bei Kindern mit ADHS zu meiden.
Für die Studie hatten britische Forscher 153 drei Jahre alte und 144 acht- bis neunjährige Kinder ausgewählt. Sie wurden in drei Gruppen eingeteilt und erhielten über sechs Wochen Fruchtsäfte, die entweder
- frei von Zusatzstoffen waren,
- Natriumbenzoat, Gelborange (E110), Carmoisin (Azorubin, E122), Tartrazin (E102) und Cochenillerot A (E124) = Mix A oder
- Natriumbenzoat, E110, E122, Chinolingelb (E104) und Alurarot AC (E129) = Mix B
enthielten.
Die dreijährigen Kinder erhielten die Zusatzstoffe in einer Konzentration, die auch durch den Verzehr von zwei handelsüblichen Packungen Süßigkeiten von je 56 g erzielt wird. In der Gruppe der älteren Kinder entsprach der Zusatzstoffanteil von Mix A zwei Packungen Süßigkeiten, der von Mix B vier Packungen. Zur Bewertung der Verhaltensänderung wurde ein "global hyperactivity aggregate" (GHA) bestimmt, in den Daten einer ADHS-Skala, Bewertungen von Eltern und Lehrern sowie bei den älteren Kindern ein Aufmerksamkeitstest am Computer eingingen.
Mix A steigerte im Vergleich zu Placebo sowohl bei den dreijährigen als auch den acht- bis neunjährigen Kindern das hyperaktive Verhalten. Der Unterschied war in beiden Gruppen signifikant. Dagegen ließ sich durch Mix B nur bei den älteren Kindern eine signifikante Hyperaktivitätssteigerung feststellen.
Die britische Lebensmittelbehörde FSA rät vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse Eltern betroffener ADHS-Kinder, auf Lebensmittel mit den in der Untersuchung verwendeten Zusatzstoffen zu verzichten. Die Kombination der Zusatzstoffe findet sich nach Angaben der FSA in vielen Softdrinks, Süßigkeiten und Eiscreme-Sorten. Allerdings wird vor übertriebenen Erwartungen gewarnt. Prof. Dr. Jim Stevenson, Southhampton, federführender Autor der Studie, weist darauf hin, dass viele andere Faktoren für hyperaktive Störungen mitverantwortlich sein können und das Problem nicht durch den alleinigen Verzicht auf die Zusatzstoffe zu lösen ist. Die Studie hat auch die EU-Kommission auf den Plan gerufen. Sie erteilte der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) den Auftrag, alle Lebensmittelfarben auf Verträglichkeit zu untersuchen. Sobald Ergebnisse vorliegen, soll über eventuell notwendige Schutzmaßnahmen beraten werden.
QuelleStevenson J et al.: Food additives and hyperactive behaviour in 3-year-old and 8/9-year-old children in the community: a randomised, double-blinded, placebo-controlled trial. Lancet. 2007; doi: 10.1016/S0140-7636(07)61306
Food Standards Agency: Agency revises advice on certain artificial colours. 6. September 2007.
du
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