Feuilleton

Zierpflanzen

Lewisien – wasserscheue Steingartenpflanzen

Lewisien wurden früher nur von wenigen Liebhabern in Alpinenhäusern gepflegt. Inzwischen hat sich herausgestellt, dass zumindest drei Spezies dieser auch "Bitterwurz" genannten, immergrünen Portulakgewächse (Portulacaceae) in Mitteleuropa für die Freilandkultur geeignet sind – vorausgesetzt, ihre besonderen Ansprüche an den Boden werden erfüllt.

Heimisch sind die knapp zwanzig Arten der Gattung Lewisia in den Gebirgen von Alaska bis Niederkalifornien (Mexiko). Dort findet man sie in überschaubaren Populationen entweder an nördlich exponierten Felswänden oder auf Felsrücken, wenn diese aus Serpentin, einem magnesiumreichen Silicatgestein, bestehen. Ihren Namen erhielten die Lewisien von dem deutsch-kanadischen Botaniker Frederick Traugott Pursh (1774–1820) zu Ehren von Meriwether Lewis (1774 –1809), der den Nordwesten der USA erforschte (Lewis-Clark-Expedition).

Im Botanischen Garten von Hof an der Saale gedeihen seit den 70er-Jahren Lewisia cotyledon, L. tweedyi und L. nevadensis Damals seien die Samen noch wie Goldstaub gehandelt worden, erinnert sich Gärtnermeister Christoph Ruby. Im Rahmen einer Tauschaktion mit der Nordamerikanischen Steingartengesellschaft sei es jedoch gelungen, Sämereien zu beziehen.

Lockerer, gut drainierter Boden gewünscht

Lewisien sind zwar mehrjährig, jedoch nicht langlebig. Ruby vermutet, dass die sukkulenten Stauden den Boden auszehren oder dass die allmähliche Verdichtung des Bodens ihnen nicht bekommt. In der Regel regenerieren sich die Bestände von selbst durch Aussaat. Eine künstliche Aussaat muss im Herbst erfolgen, weil Lewisien Kaltkeimer sind. Darüber hinaus ist auch die vegetative Vermehrung durch Blattstecklinge oder Tochterrosetten in einem Torf-Sand-Gemisch möglich.

Empfindlich gegen Nässe und Hitze

Im Alpinum des Botanischen Gartens Hof werden die natürlichen Standortbedingungen weitgehend simuliert. Weil Lewisien anhaltende Nässe und starke Hitze nicht vertragen, ist der Boden gut drainiert. Damit sich in den sukkulenten Blattrosetten keine Feuchtigkeit ansammeln kann, wurden die Pflanzen schräg positioniert. Ihre Pfahlwurzeln sind in ein durchlässiges, schwach saures Substrat gebettet. Eine Schicht Splitt schützt die Caudices vor Fäulnis. Auch Trockenmauern sind gut geeignete Plätze für Lewisien.

Die Pflanzen vertragen nur bis zur Blüte im Mai mäßige Niederschläge oder Wassergaben. Im Sommer sind sie konsequent trocken zu halten. Falls sich der Standort nicht im Regenschatten befindet (z.B. durch ein überragendes Dach), sollten Lewisien bei länger anhaltendem Regenwetter abgedeckt werden, empfiehlt Ruby.

In Mitteleuropa können Lewisia cotyledon, L. tweedyi und L. nevadensis sowie deren Sorten ganzjährig im Freien kultiviert werden. Sie werden in Spezialgärtnereien und von Liebhabern züchterisch bearbeitet und sind teilweise schon als Massenware in Gartencentern erhältlich.

Wer längere Zeit Freude an den in einem Farbspektrum von Weiß über Orange und Rosa bis Rot blühenden Sorten haben möchte, sollte die in der Regel zu nahrhafte und feuchte Erde aus dem Wurzelballen spülen und diesen dann in ein den spezifischen Ansprüchen der Pflanzen entsprechendes Substrat pflanzen.

Reinhard Wylegalla
Botanischer Garten Hof
Alte Plauener Straße, 95028 Hof Tel. (01 75) 7 52 81 63
www.hof.de, weiter über Hof-Infos, Sehenswürdigkeiten
Weiße Lewisie im Steingarten neben Tulpe, Akelei und Mauerpfeffer.
Lewisia cotyledon ’Alba’ blüht trotz ihres Sortennamens blasslila; die weißen Blüten (oben) gehören zu einem Leimkraut (Silene).
’Regenbogen’ eine farbenreiche Sorte der in Kalifornien und Oregon heimischen Lewisia cotyledon.
Fotos: Wylegalla

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