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- DAZ 28/2007
- Schweres Asthma
Arzneimittel und Therapie
Schweres Asthma
Anaphylaxie durch den monoklonalen Antikörper Omalizumab
Unter der Behandlung mit dem monoklonalen Anti-IgE-Antikörper Omalizumab (Xolair®) kann es zu anaphylaktischen Reaktionen kommen. Deshalb hat die US-amerikanische Zulassungsbehörde FDA einen hervorgehobenen Warnhinweis (boxed warning) angeordnet, in dem dringend dazu geraten wird, die Patienten in einer Arztpraxis zu behandeln und sie danach einige Zeit lang zu beobachten. Die Komplikation ist zwar selten, kann jedoch lebensgefährlich sein, zumal die Reaktion auch Stunden und Tage nach der Injektion noch einsetzen kann.
Omalizumab (Xolair®) ist ein humanisierter monoklonaler Antikörper, der durch rekombinante DNA-Technologie in einer Säugetier-Zelllinie aus dem Ovar des chinesischen Hamsters (CHO) hergestellt wird.
Xolair® wird als Zusatztherapie zur verbesserten Asthmakontrolle bei Erwachsenen und Jugendlichen ab zwölf Jahren mit schwerem persistierendem allergischem Asthma angewendet, die einen positiven Hauttest oder In-vitro-Reaktivität gegen ein ganzjährig auftretendes Aeroallergen zeigen und sowohl eine reduzierte Lungenfunktion (FEV1 < 80%) haben als auch unter häufigen Symptomen während des Tages oder nächtlichem Erwachen leiden und trotz täglicher Therapie mit hoch dosierten inhalativen Corticosteroiden und einem lang wirkenden inhalativen Beta-2-Agonisten mehrfach dokumentierte, schwere Asthma-Exazerbationen hatten. Die Behandlung mit Omalizumab sollte nur bei Patienten in Betracht gezogen werden, bei denen von einem IgE-vermittelten Asthma ausgegangen werden kann. Omalizumab ist nicht angezeigt für die Behandlung von akuten Asthma-Exazerbationen, akuten Bronchospasmen oder eines Status asthmaticus.
Im Gegensatz zu den Antihistaminika greift Omalizumab schon deutlich früher in die Kaskade des allergischen Geschehens ein und verhindert, dass IgE-Antikörper an ihre IgE-Rezeptoren binden können. Omalizumab blockiert so die IgE-Antikörper, die die Schlüsselmoleküle allergischer Reaktionen beim Asthma sind. Auch bei Patienten mit schwerem Asthma allergischer Genese, bei denen die üblichen Asthmatherapien wie hoch dosierte inhalative Corticosteroide und lang wirkende Beta-2-Agonisten versagt haben, konnte mit Omalizumab die Anzahl von schweren Anfällen signifikant gesenkt werden. Omalizumab wird alle zwei oder vier Wochen durch medizinisches Fachpersonal subkutan injiziert. Bei Exposition mit solch fremden Proteinen, zu denen alle humanisierten Antikörper gehören, muss aber immer auch mit anaphylaktischen Reaktionen gerechnet werden. Laut Fachinformation sollen anaphylaktische Reaktionen "selten" vorkommen. In der deutschen Fachinformation zu Omalizumab (Xolair®) weist Novartis daher unter dem Abschnitt "Allergische Reaktionen" darauf hin, "dass wie mit jedem Protein lokale oder systemische allergische Reaktionen einschließlich Anaphylaxie auftreten können. Daher sollten Arzneimittel für die Behandlung einer anaphylaktischen Reaktion zum sofortigen Einsatz nach der Verabreichung von Xolair® vorhanden sein. Die Patienten müssen darüber informiert werden, dass solche Reaktionen möglich sind und sofortige medizinische Behandlung erforderlich ist, wenn allergische Reaktionen auftreten. In den klinischen Studien waren anaphylaktische Reaktionen selten." Die Häufigkeit "selten" wird in der Fachinformation definiert als weniger als 1 Fall pro 1000 Behandelter. Im Zeitraum der so genannten Post-Marketing-Beobachtung wurden in den USA von Juni 2003 bis Dezember 2006 bei 57.300 Patienten speziell auf diese Komplikation geachtet. Der FDA liegen für diesen Zeitraum 124 Spontanberichte vor. Dies entspricht mindestens 0,2% der behandelten Patienten. Diese Häufigkeit von anaphylaktischen Reaktionen nach Anwendung von Omalizumab wird auch in den US-Fachinformation angegeben. Beobachtet wurden Bronchospasmus, Blutdruckabfall, Synkopen, Urtikaria, Angioödem im Rachen oder an der Zunge, Dyspnoe, Husten sowie Engegefühl im Brustkorb und generalisierter Pruritus. Bei 15% der Zwischenfälle mussten die Patienten hospitalisiert werden. Von den anaphylaktischen Reaktionen auf Omalizumab traten 39% bereits nach der ersten Dosis, 19% nach der zweiten und 10% nach der dritten Dosis auf, die anderen erst nach späteren Gaben. Die meisten Reaktionen traten innerhalb der ersten beiden Stunden nach der Exposition auf, 32% wurden bis zu 24 Stunden nach der Exposition dokumentiert. Die anaphylaktischen Symptome setzten bei jedem zweiten Patienten später als eine Stunde nach der Injektion ein, bei jedem dritten später als sechs Stunden. Auch noch ein bis vier Tage nach der Anwendung sind die Unverträglichkeitsreaktionen möglich. Bei 18 von 23 Patienten, die einer erneuten Exposition ausgesetzt wurden, waren die Reaktionen reproduzierbar.
In seinem Blitz-at merkt das arznei-telegramm an, dass von der Novartis GmbH, dem deutschen Vertreiber von Omalizumab, bislang keine Informationen darüber zu erhalten waren, ob und wie Ärzte in Deutschland über die besonderen Risiken der Anwendung informiert werden.
QuelleInformation for Healthcare Professionals - Omalizumab (marketed as Xolair), Pressemitteilung der FDA vom 2. Juli 2007.
Warnung vor Anaphylaxie durch Asthmamittel Omalizumab (Xolair®). Blitz-arznei-telegramm vom 3. Juli 2007.
Fachinformation Xolair® , Stand März 2006.
ck
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