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Duzen per Franchisevertrag

In einer Stellenanzeige in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vom 2. Juni sucht DocMorris nach Apothekern, PTA und weiteren Mitarbeitern für den Versandhandel und den "Franchiseaufbau". Die Anzeige macht deutlich, was bisher nur vermutet werden konnte. Offenbar sollen nicht nur bestehende Apotheken als Franchisenehmer geworben, sondern auch gezielt neue Apotheken eröffnet werden.

Denn sonst müsste nicht in großem Stil für neues Personal geworben werden. Die Sorge vor einer DocMorris-Partner-Apotheke in Sichtweite des eigenen Schaufensters ist daher mehr als nur eine Schreckensvision, sondern könnte mancherorts zur Realität werden.
Die ausdrückliche Suche nach "Franchisemanagern, Marketingassistenten" und Mitarbeitern für den "Vertriebsinnendienst" und das "Ordermanagement" macht deutlich, wo das Unternehmen sein Schwergewicht sieht. Von Erfahrung im Umgang mit Apothekenkunden oder pharmazeutischen Zusatzqualifikationen ist dagegen keine Rede. Wie dies zu der in der Anzeige geäußerten Behauptung passt, DocMorris wolle den Apothekenmarkt noch kundenfreundlicher gestalten, wird dort nicht verraten.
Viel sagend erscheint dagegen der letzte Satz der Anzeige: "Übrigens: An Bord duzen wir uns alle." – Eine solche grundlegende Regelung des Personalmanagements gehört für mich in den Verantwortungsbereich des Apothekenleiters und nicht des Franchisegebers – die Suche nach Personal für die Apotheke übrigens auch. Da stellt sich die Frage, was der Franchisevertrag mit DocMorris alles regelt und vor allem, wie viel (oder wie wenig) Selbstständigkeit dem Apothekenleiter nach der Unterschrift noch bleibt.Thomas Müller-Bohn

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