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Gesundheit in Afrika
Es fehlt vor allem an Ärzten und Apothekern
BERLIN (ks). Im Vorfeld des G8-Gipfels haben der Weltpharmaverband IFPMA und der Verband Forschender Arzneimittelhersteller (VFA) die großen Industrieländer aufgefordert, den Aufbau der Gesundheitsinfrastrukturen in Entwicklungsländern voranzutreiben. Aus ihrer Sicht ist der Mangel an medizinischen Einrichtungen und Fachkräften in den betroffenen Ländern eines der größten Hindernisse bei der Verteilung dringend benötigter Medikamente. Zugleich machten die Verbände deutlich, dass sie am Patentschutz für ihre neuen Präparate festhalten wollen. "Es ist ein Irrtum, dass durch das Brechen von Patenten Gesundheitsprobleme gelöst werden können", sagte der VFA-Vorsitzende Dr. Andreas Barner.
Diese Woche treffen sich in Heiligendamm die Staatsoberhäupter der wichtigsten Industrienationen. Hinzu kommen Regierungschefs aus Schwellenländern und aus Afrika. Sie alle werden sich mit den Rahmenbedingungen der Weltwirtschaft beschäftigen. Ein besonderer Schwerpunkt soll die Entwicklung Afrikas sein. Dabei wird auch um die Bekämpfung von HIV/Aids, Tuberkulose und Malaria und den Aufbau funktionsfähiger Gesundheitssysteme gehen. IFPMA und VFA nutzten wenige Tage zuvor die Gelegenheit, auf das Engagement ihrer Mitgliedsunternehmen in den betroffenen Regionen hinzuweisen.
Bei einer Pressekonferenz am 31. Mai in Berlin betonte der IFPMA-Hauptgeschäftsführer Dr. Harvey E. Bale, dass die forschenden Pharmaunternehmen schon seit Langem einen Beitrag zur Verbesserung der Gesundheit in Afrika leisteten: "Sie liefern nicht nur die neuesten Medikamente gegen HIV/Aids und einige andere Krankheiten zum Selbstkostenpreis und unterstützen afrikanische Unternehmen bei deren Herstellung vor Ort, sie spenden auch große Mengen weiterer Medikamente gegen tropische Armutskrankheiten". Zudem organisierten die Unternehmen Schulungen für medizinisches Personal und Aufklärungskampagnen für die Bevölkerung. Bale verwies auf die im Jahr 2000 gegründete Accelerating Access Initiative (AAI), in der sich sieben forschende Pharmaunternehmen und fünf Partner der Vereinten Nationen zusammengeschlossen haben, um den Zugang zu Aids-Medikamenten in Entwicklungsländern zu verbessern. Statt auf kurzfristige Nothilfeprogramme setze die AAI auf nachhaltige Konzepte. So erhielten Ende Dezember 2006 bereits 827.700 HIV/Aids-Patienten in Entwicklungsländern von den AAI-Unternehmen antiretrovirale Arzneimittel. Allein in Afrika waren es 461.000 Patienten. Zudem verwies Bale auf zahlreiche Partnerschaften, in denen sich die Unternehmen um viele weitere Gesundheitsprobleme kümmern, darunter Tuberkulose, Malaria und tropische Armutskrankheiten wie Bilharziose, Leishmaniose, Lepra, Elefantiasis, Trachom, Chagas- und Schlafkrankheit.
HIV-Forschung läuft auf Hochtouren
Auch wenn die Pharmaindustrie umfassende Hilfsprogramme unterstützt – ihre Kernkompetenz sieht der VFA-Vorsitzende Barner in der Entwicklung neuer Arzneimittel. Aids habe dabei höchste Priorität. Zwar sei die Krankheit nach wie vor nicht heilbar, den unmittelbaren Tod bedeutet sie aber schon lange nicht mehr. Seit 1985 kamen mehr als 20 Einzel- und einige Kombinationspräparate gegen das HI-Virus selbst sowie rund 60 Mittel gegen Begleiterkrankungen auf den Markt. Derzeit sind 34 HIV-Medikamente in Entwicklung, weitere 40 gegen die Begleiterkrankungen. Barner betonte, dass gegen keine Erkrankung in so kurzer Zeit so viele Arzneimittel entwickelt wurden. Die Unternehmen arbeiteten auch an weiteren Präparaten für Kinder sowie an 19 Impfstoffkandidaten. Zudem seien 17 neue Medikamente gegen Tuberkulose, mehr als 20 gegen Malaria und einige Impfstoffe gegen diese Krankheiten in der Entwicklung. Weitere mehr als 40 Pharmaforschungsprojekte richteten sich gegen tropische Armutskrankheiten.
Patente unabdingbar
Barner verteidigte zudem den Patentschutz für neue Arzneimittel – auch für solche, die in Entwicklungsländern zum Einsatz kommen: "Fakt ist, dass Patente geistiges Eigentum sichern; ohne sie könnten Unternehmen das Interesse verlieren, erfinderisch tätig zu sein, da sie von einem beliebigen Wettbewerber um die Früchte der Arbeit gebracht werden könnten". Der VFA-Vorsitzende gab zu bedenken, dass es ohne die Forschung der Unternehmen aller Wahrscheinlichkeit nach keine Medikamente gegen HIV gegeben hätte. Auch die gegenwärtigen und zukünftigen Gesundheitsprobleme ließen sich nur lösen, wenn sich die Unternehmen die aus ihrer Forschung hervorgehenden Medikamente patentieren lassen können. Gerade bei Infektionskrankheiten stünden Patente dem Zugang zu neuen Medikamenten auch nicht im Wege, weil die Unternehmen ihre Preise an die Länder anpassten, so Barner. Überdies seien die meisten der in Entwicklungsländern essenziellen Arzneimittel längst patentfrei. Das habe aber nicht dazu geführt, dass diese Präparate die Mehrzahl der Patienten erreicht hätten. Statt Patente zu brechen, so Barner, sollten sich die Regierungen der Schwellen- und Entwicklungsländer die Kompetenzen der forschenden Unternehmen künftig in weitere Gesundheitsprogramme einbeziehen. Das Wichtigste sei jedoch, in eine solide Gesundheitsinfrastruktur zu investieren und dem "brain drain" des medizinischen Fachpersonals entgegenzuwirken. Barner: "Denn was nützen Medikamente, wenn es vor Ort weder Ärzte noch Apotheker gibt?"
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