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- DAZ 16/2007
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Medizin
Was ist eigentlich Hüftschnupfen ...?
In der Tat ist der deutsche Begriff für die "Coxitis fugax" (= flüchtige Hüftgelenksentzündung) unpassend gewählt. Vielleicht war der Gedanke hinter dem deutschen Begriff, dass ein Schnupfen plötzlich kommt und auch unbehandelt wieder verschwindet und auch bei dem Hüftschnupfen Sekret gebildet wird.
Bei der Erkrankung handelt es sich um eine plötzlich auftretende Entzündung des Hüftgelenkes. Neben den Schmerzen kommen auch ein Gelenkerguss und eine Schwellung der Gelenkschleimhaut hinzu. Die genauen Ursachen dafür sind nicht bekannt. Sicher ist aber, dass es sich nicht um eine unfallbedingte Erkrankung handelt. Die Entzündung kommt vergleichsweise oft vor, ungefähr fünf Prozent der Kinder trifft es. Jungen erkranken öfters als Mädchen.
Wenn Kinder wieder krabbeln
Am häufigsten erkranken Kinder um das 6. Lebensjahr, sie kann aber auch noch bei älteren Jugendlichen auftreten. Sogar bei 14-Jährigen wurde die Entzündung schon beobachtet. Auffällig ist immer eine plötzlich auftretende Unlust zur Bewegung des Beines, die Kinder möchten nicht mehr laufen und hinken stattdessen oder entlasten auf eine andere Art das erkrankte Gelenk. Bei jüngeren Kindern kann es durchaus sein, dass sie wieder krabbeln anstatt die eigenen Beine zu benutzen oder sie möchten ständig getragen werden. Manche Kinder jedoch haben nur geringe Beschwerden, so dass aus den geschilderten Symptomen eher auf einen Muskelkater geschlossen werden kann. Manche Kinder äußern aus Angst vor dem Kinderarzt keinerlei Symptome, sodass der Hüftschnupfen unerkannt bleibt. In den meisten Fällen können Eltern beruhigt werden. Im Allgemeinen ist eine Coxitis fugax völlig folgenlos.
Virusinfekt häufig
Zum Zeitpunkt der Coxitis besteht, bestand oder entwickelt sich bei vielen Kindern ein banaler Virusinfekt, meistens tatsächlich ein Schnupfen, der in der Hüfte sozusagen als "Nebenwirkung" die Entzündung hervorruft. Der Kinderarzt findet bei der körperlichen Untersuchung in der Mehrzahl der Fälle keine Bewegungseinschränkung außer der schmerzhaften Bewegungszurückhaltung. Fieber ist – wie beim eigentlichen Schnupfen – nur sehr selten. In der Sonografie ist der Gelenkerguss nachweisbar, das Labor (Blutbild, Blutsenkungsgeschwindigkeit, C-reaktives Protein) ist vorwiegend unauffällig. Vor allem bei älteren Kindern kann auch eine Röntgenaufnahme des Beckens erfolgen.
Nach ein bis zwei Tagen ist alles vorbei
Ohne Behandlung heilt der Hüftschnupfen innerhalb von einigen Tagen bis maximal zwei Wochen wieder vollständig aus. Bei stärkeren Schmerzen oder besonders empfindlichen Kindern kann bei Bedarf ein Schmerzmittel mit Ibuprofen und/oder ein Antiphlogistikum verabreicht werden. Mit Sport sollten die kleinen Patienten erst wieder beginnen, wenn die Schmerzen verschwunden sind – und dann auch nur langsam beginnen. Fußball spielen, Fahrrad fahren oder ähnliche für das Hüftgelenk belastende Sportarten sind erst nach zwei bis drei Wochen wieder geeignet. Aber glücklicherweise merken die Kinder selbst, welche Sportart für sie zum Zeitpunkt der Erkrankung am besten geeignet ist.
Wenn keine Besserung eintritt
Hellhörig werden sollten Eltern, wenn die Schmerzen länger anhalten und keine sichtbare Besserung nach einigen Tagen auftritt. Denn dann kann sich eine andere (schwer wiegendere und dann auch behandlungsbedürftige) Gelenkerkrankung dahinter verstecken.
Wichtigste Erkrankung mit dem gleichen Symptom ist die septische Arthritis. Weitere typische Erkrankungen mit Gelenkbeteiligung sind die Lyme-Borreliose nach einem Zeckenstich oder rheumatische Erkrankungen. In einigen zum Glück seltenen Fällen kann auch der sogenannte Morbus Perthes vorliegen. Dies ist eine krankhafte Mangeldurchblutung des Hüftkopfes, die zu knöchernen Veränderungen in der betroffenen Hüfte und längerfristig auch zu Arthrose führen kann.<
Anschrift des Verfassers:
Dr. med. Ingo Blank
Burgenstraße 33
71116 Gärtringen
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