Arzneimittel und Therapie

Kognitive Fähigkeiten im Alter

Fit im Alter Männer und Frauen im Alter von 50 bis 70 erhielten über drei Jahre 800 µg Folsäure pro Tag – mit dem Ergebnis, dass sie signifikant bessere Leistungen in der Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit und in ihren kognitiven Fähigkeiten zeigten als Probanden, die Placebo erhielten.

Folsäure stärkt das Gedächtnis

Verbessert Folsäure die kognitiven Leistungen im Alter? Eine niederländische Studie bejaht diese Frage, nachdem eine dreijährige Folsäuregabe bei älteren Probanden zum Erhalt oder zur Verbesserung ihrer kognitiven Leistungsfähigkeit führte.

Die kognitiven Fähigkeiten – insbesondere die Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung und die Gedächtnisleistung – lassen im Alter nach. Neben dem natürlichen Alterungsprozess stehen weitere Faktoren im Verdacht, diesen Prozess zu beschleunigen und zu verstärken. Zurzeit wird diskutiert, ob niedrige Folat- und hohe Homocysteinwerte zu diesen Risikofaktoren gehören. Ein möglicher Zusammenhang zwischen der Folsäurezufuhr (mit oder ohne B-Vitamine) und kognitiven Fähigkeiten wurde bereits in mehreren Studien untersucht, was allerdings zu keinen einheitlichen Aussagen führte. Ein systematischer Review und die Analyse der vorliegenden Untersuchungen zeigte keinen Benefit einer Folsäuregabe im Hinblick auf kognitive Fähigkeiten. Da einige dieser Studien von geringer Aussagekraft sind, wurde in den Niederlanden der Einfluss des Folsäurespiegels auf die geistigen Fähigkeiten erneut untersucht.

Im Rahmen der FACIT(Folic Acid and Carotid Intima-media Thickness)-Studie, die primär den Einfluss einer Folsäuresupplementation auf atherosklerotische Prozesse untersucht, wurde als sekundärer Studienendpunkt die Wirkung der Folsäuregabe auf die kognitiven Leistungen festgehalten. An der randomisierten, doppelblinden und placebokontrollierten Studie nahmen 818 ältere Probanden zwischen 50 und 79 Jahren mit erhöhtem Homocysteinwert teil, die während drei Jahren täglich 800 µg Folsäure oder ein Placebo erhielten. Eingeschlossen waren Probanden mit erhöhten Homocystein-Konzentrationen im Blut, was als ein Marker für niedrige Folsäurespiegel gilt. Die Veränderungen der kognitiven Leistungsfähigkeit wurden anhand verschiedener Tests ermittelt, die unter anderem die Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung, das Gedächtnis, sensorimotorische Funktionen, die selektive Aufmerksamkeit und die verbalen Fähigkeiten beurteilten.

Nach drei Jahren war der Serumfolatspiegel bei den Probanden der Verumgruppe um 576% angestiegen, die Homocysteinkonzentration im Plasma um 26% gesunken. Im Hinblick auf die Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung, auf die sensorimotorische Geschwindigkeit und die Gedächtnisleistung wurden in der Folat-Gruppe signifikant bessere Ergebnisse erzielt als in der Placebo-Gruppe.

Verbesserte kognitive Leistungen

Um die Relevanz dieser Ergebnisse zu veranschaulichen, führen die Autoren folgende Berechnungen durch: Das Gedächtnis bei Probanden der Folat-Gruppe war so gut wie bei 4,7 Jahre jüngeren Probanden, die sensorimotorische Geschwindigkeit entsprach der von 1,7 Jahre jüngeren Probanden und die Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung war so gut wie diejenige der um 2,1 Jahre jüngeren Studienteilnehmer. Die globale kognitive Funktion war der von 1,5 Jahre jüngeren Probanden ebenbürtig. Bei einem speziellen Gedächtnistest schnitten die Studienteilnehmer so gut ab wie knapp sieben Jahre jüngere Probanden.

Der Benefit einer Folsäuregabe im Hinblick auf kognitive Fähigkeiten konnte somit deutlich gezeigt werden – allerdings nur für Probanden mit erhöhten Homocysteinwerten. Ob auch ältere Menschen mit einem normalen Homocysteinwert von einer Folsäuregabe profitieren und ob dieses Vorgehen auch bei einem bereits erfolgten kognitiven Abbau erfolgversprechend ist, muss in weiteren Studien geklärt werden.

Quelle

Durga J., et al.: Effect of 3-year folic acid supplementation on cognitive function in older adults in the FACIT trial: a randomised, double blind, controlled trial. Lancet 369 , 208-216 (2007).

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

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