Pharma und Partner

Feierliche Verabschiedung von Dr. Rolf Brinkmann und Dr. Dieter Steinbach

Nach mehr als 20 Jahren verabschieden sich Dr. Rolf Brinkmann und Dr. Dieter Steinbach aus dem Beirat des BVKA. Vorstand und Beirat hatten zu Ehren der beiden überaus verdienten Mitglieder nach Köln eingeladen und im Anschluss an eine Vorstands- und Beiratssitzung ein kulturelles und kulinarisches Programm vorbereitet.

Die Mitglieder des Bundesverbandes klinik- und heimversorgender Apotheker e.V. treffen sich in diesem Jahr bereits Ende April zur jährlichen Mitgliederversammlung mit Symposium. Der Höhepunkt der diesjährigen Veranstaltung am 23. und 24. April in Bad Homburg wird der Gastvortrag des ABDA-Präsidenten Heinz-Günter Wolf sein, auf den man nach Inkrafttreten des GKV-WSG besonders gespannt sein darf. In der Verbandsgeschichte des BVKA ist es das erste Mal, dass der höchste Repräsentant unserer Berufsorganisationen nach Bad Homburg kommt.

Die ABDA kann eine Reihe von Verhandlungserfolgen im Rahmen der neuen Gesetzgebung für sich verzeichnen, vor allem den festgeschriebenen Apothekenabgabepreis für den Bereich der Arzneimittelpreisverordnung und den Erhalt der Zuzahlungen, auf die alle inländischen Marktteilnehmer in Gänze nicht verzichten dürfen.

Das GKV-WSG hat ebenfalls die Öffnung der Krankenhausapotheke für die Abgabe von Arzneimitteln direkt an die Patienten in Heimen verhindert, so wie es im Vor-Entwurf noch formuliert war. Nach heftigen Protesten der ABDA und des BVKA wurde dieser Vorschlag fallengelassen, der ohne Zweifel viele Heimversorger empfindlich getroffen hätte.

Durch die Änderung des § 116 b SGBV ist die Einrichtung von Krankenhausambulanzen jetzt auch ohne Ermächtigung durch die Kassenärztliche Vereinigung (KV) möglich. Analog zum Verfahren bei den Universitäten kann die Ambulanz auf Antrag beim Land im Krankenhausbedarfsplan festgeschrieben werden, dazu muss die KV nicht gehört werden. Dieses wird voraussichtlich zu einer Ausweitung der Ambulanztätigkeit der Krankenhäuser in den sogenannten hochspezialisierten Fächern führen, sicherlich zum Nachteil der niedergelassenen Fachärzte.

Im Kontext dazu passend unterliegen die Preise für Zytostatika künftig Verhandlungen zwischen Krankenkassen und Apotheken, wobei sich DAV und VZA um eine Rahmenvereinbarung bemühen, damit eine flächendeckende, orts- und zeitnahe Versorgung erhalten bleiben kann. Dieser Bereich betrifft auch eine große Anzahl der krankenhausversorgenden Apotheken und es bleibt abzuwarten, wie sich dieses im bereits bestehenden Wettbewerb zu den Krankenhausapotheken auswirken wird. Es ist nicht zu übersehen, dass die großen Trägergesellschaften der Krankenhausketten Vertragszustände anstreben, die für die mittelständige Apotheke wenig Raum lassen. Da die Voraussetzungen auf Grund der Steuergelder aus der Landesförderung und einer sich dazu paarenden immer größer werdenden Einkaufsmacht so unterschiedlich sind, kann von einem echten Wettbewerb keine Rede sein.

Ein weiteres Thema betrifft zur Zeit in erster Linie die heimversorgenden Apotheken. Der Gesetzgeber hat zum Thema Auseinzeln und Verblistern Regelungen hinsichtlich der Kennzeichnung und Preisgestaltung getroffen. Auch hier sind der DAV und der BVKA gefordert, dass vertragliche Regelungen zustande kommen, damit sich auch Apotheken ohne Einzelvertrag an dieser Form der Arzneimittelabgabe beteiligen können.

Man darf also auf die beiden Tage in Bad Homburg sehr gespannt blicken, an Themen wird es nicht mangeln. So manches, was früher in Bad Homburg diskutiert wurde, konnte, wie die Rücknahme nicht mehr benötigter Betäubungsmittel in Heimen, bereits schneller als erwartet umgesetzt werden. Anderes, wie die erneute Klage der Europäischen Kommission gegen die Neufassung des §14 Apotheken- Gesetz beim EUGH, entwickelt sich zum Dauerbrenner unter den Themen der Bad Homburger Tage.

Klaus Grimm, 2. Vorsitzender des BVKA, Kronen-Apotheke Marxen, Postfach 1417, 50378 Wesseling

Gemeinsam mit den Partnerinnen und Partnern besuchte man die Stätten des alten Kölns "rund" um den Dom, wobei man schnell erfuhr, dass der Dom zu Baubeginn noch am nordöstlichen Rand der Stadt lag. Unter der Führung des Kunsthistorikers Dr. Uwe Westfehlung wurde so mancher Faden aus der Geschichte Kölns aufgegriffen und mit der Gegenwart verbunden. Schwerpunkte bildeten insbesondere die Architektur von Groß-St.Martin, die römischen Ausgrabungen unter dem Rathaus und eine Auswahl an Gemälden aus der Geschichte Kölns im Wallraf-Richartz-Museum.

Der Abend im Altstadt-Lokal "Em Krützche" bildete den feierlichen Rahmen und den Ausklang der Veranstaltung. In einer hervorragenden Laudatio des Ehrenmitglieds und langjährigen Vorsitzenden Walter Schneider kamen nicht nur die Verdienste um den BVKA zur Sprache, sondern auch viele persönlichen Details der beiden zu Ehrenden. Schließlich kennen Walter Schneider und seine Gattin Gabriele die beiden bereits seit mehr als 40 Jahren aus gemeinsamen Tagen des Pharmaziestudiums in München. Schon damals zeigte sich Dr. Rolf Brinkmann als ruhiger Assistent völlig gegensätzlich zu Dr. Dieter Steinbach, der bereits als Student mit seiner kommunikativen Art stets neue Kontakte knüpfte. Der BVKA lernte später beide mit ihrer persönlichen Art überaus schätzen und profitierte in hohem Maße von ihren Eigenschaften.

Die Doppelspitze

Im Jahre 1985 bildete Dr. Dieter Steinbach gemeinsam mit Walter Schneider aus einem der beiden ehemaligen Vorläuferverbände die eine Hälfte des ersten BVKA-Vorstands. Dieser wurde durch Axel Kruse und Klaus Grimm aus der zweiten Gruppierung komplettiert. In seiner Funktion als Schriftführer wählte Dr. Dieter Steinbach damals Bad Homburg für die Jahresveranstaltung des BVKA aus und war in den folgenden Jahren auch maßgeblich für die Gestaltung der Veranstaltung verantwortlich. Bad Homburg blieb, wie auch jetzt wieder, über all die Jahre Tagungsort des jährlichen BVKA-Treffens und ist für die Außendarstellung, aber auch für die Mitglieder des Verbandes, unverzichtbar. Es ist Dr. Steinbach zu verdanken gewesen, dass schon damals namhafte Referenten nach Bad Homburg kamen, so z. B. Prof. Dr. Mutschler, der sogar mehrmals als "Highlight" der zwei Tage referierte. Mit dem Deutschen Apotheker Verlag brachte er als Herausgeber von "Apotheke und Krankenhaus" die Zeitschrift des BVKA auf den Weg, deren erste Ausgaben er bereits mit Frau Dr. Doris Uhl als Redakteurin gestaltete.

"Nur" noch Beirat

Neben der Leitung der Hof Apotheke in Bad Homburg und der angeschlossenen Krankenhausversorgung war er vor allem in den Neunziger Jahren anderweitig, besser gesagt, weltweit so stark engagiert, dass er seine Arbeit im Vorstand des BVKA aufgeben musste und fortan "nur" noch im Beirat tätig sein konnte. Höhepunkte seiner pharmazeutischen Karriere waren sicherlich die Wahl an die Spitze des Weltverbandes der Pharmazeuten (FIP) in Lissabon im Jahr 1994 und fünf Jahre später die Verleihung der Hans-Meyer-Medaille für seine besonderen Verdienste um das Apotheken- und Arzneimittelwesen.

Initiator und Ideengeber

Dr. Dieter Steinbach blieb dem BVKA als Mitglied des Beirates treu und war später noch Initiator und Ideengeber zweier ganz bedeutender Entscheidungen für die Entwicklung des Verbandes. Zum Einen ermöglichte es seine freundschaftliche Verbundenheit zu Herrn Dr. Johannes Pieck, dass dieser nach seinem Ausscheiden aus der ABDA als Berater mit all seiner immensen Erfahrung für den BVKA gewonnen werden konnte. Die Verbandsarbeit erhielt fortan eine neue Qualität, vor allem konnte sie den Anforderungen sachgerechter entsprechen, die aus der rasanten Entwicklung des Apothekenwesens um die Heim- und Krankenhausversorgung notwendig geworden war. Allen Vorstands- und Beiratsmitgliedern ist aber auch der Moment in Altenhagen noch gut in Erinnerung geblieben, als Dr. Dieter Steinbach den Anstoß gab, den Verband um die heimversorgenden Apotheker zu erweitern. Dieser damals nicht ganz unumstrittene Schritt erwies sich inzwischen als folgerichtige Ergänzung zur Krankenhausversorgung.

Altenhagen und der BVKA

Altenhagen und der BVKA, das wird aber für alle Zeiten mit dem Namen Dr. Rolf Brinkmann verbunden sein. Ebenfalls seit den ersten BVKA-Tagen aktiv dabei, konnte er im Beirat schnell die ihm eigenen Akzente setzen. Mit seiner ruhigen und besonnenen Art schaffte er es stets, erhitzte Gemüter unverzüglich auf den gemeinsamen Boden zurückzuholen. Wenn (zu) lange um wirtschaftliche Belange diskutiert wurde, so meldete er sich zu Wort, um die wissenschaftliche Arbeit des Verbandes anzumahnen. So ist es nicht verwunderlich, dass es in den vergangenen Jahren keine Seminarveranstaltung des BVKA gab, an der er als Programmgestalter nicht beteiligt gewesen wäre.

Der Wissenschaft verpflichtet

Dr. Rolf Brinkmann wurde neben der Leitung seiner krankenhausversorgenden Apotheke in Hannover bereits 1978 in den Vorstand und sechs Jahre später zum Vizepräsidenten der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DPhG) gewählt. Diese Position bekleidete er 15 Jahre lang und wurde auf Grund seiner Verdienste mit der Hermann Thoms-Medaille ausgezeichnet. Die Wissenschaft und vor allem die Weitergabe von Informationen waren stets sein Anliegen, wobei er insbesondere darauf achtete, dass neben den Vorträgen auch Workshops nicht zu kurz kamen, damit die Teilnehmer sich auch aktiv einbringen bzw. Ergebnisse erarbeiten mussten. "One man Shows" entsprechen nicht seinem Naturell, er gründete den "Verein der Freunde der DPhG" und eine Stiftung zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses.

Freundschaftliches Klima

Sportliches Segeln gehört zu seinen Leidenschaften. Ein mit Freunden gemeinsam genutztes Yachthaus in Altenhagen am Steinhuder Meer wurde im letzten Jahrzehnt auch einmal jährlich für den Vorstand und Beirat des BVKA zu einer ganz besonderen Begegnungsstätte. Das alte Bauernhaus, liebevoll wieder für ein Leben in ländlicher Natur am See instandgesetzt, wurde zum geeigneten Ort für alle möglichen Diskussionen rund um die Krankenhaus- und Heimversorgung. Dort im Spätherbst am großen Kachelofen sitzend, entstanden nicht nur richtungsweisende Entscheidungen für den Verband, sondern die Wärme sorgte auch für das freundschaftliche Klima, welches den Vorstand und Beirat des BVKA seit Jahren auszeichnet.

Dr. Rolf Brinkmann ist sich selbst als Gastgeber treugeblieben, bescheiden, zurückhaltend, dabei aber äußerst wirkungsvoll im Ergebnis seines Handelns. Die Tage in Altenhagen waren stets perfekt gestaltet, für viele ein Erlebnis und natürlich der dortigen Umgebung angepasst.

Der Vorstand und Beirat des BVKA hat mit der Veranstaltung in Köln versucht, beiden verdienten Mitgliedern die Anerkennung zukommen zu lassen, die ihnen ohne Zweifel gebührt und mit dem gemeinsamen Tag symbolisch versucht, etwas von dem zurückzugeben, was man über zwei Jahrzehnte empfangen durfte.

Klaus Grimm

Ausbildung in der krankenhausversorgenden Apotheke

Die krankenhausversorgende Apotheke ist ideal zur Ausbildung von Pharmaziepraktikanten geeignet. Sie bietet Aspekte der Offizin genauso wie solche der Krankenhausversorgung und kann so eine umfangreiche praktische Vertiefung der theoretisch erworbenen Kenntnisse vermitteln. Eine aktuelle Umfrage konnte aufzeigen, dass überdurchschnittlich viele krankenhausversorgende Apotheken Praktikanten beschäftigen. Anhand eines konkreten Beispiels soll der mögliche Ablauf eines Praktikums beschrieben werden.

Durch die Approbationsordnung für Apotheker (AAppO) vom 23. August 1971 ist der dritte Prüfungsabschnitt der pharmazeutischen Prüfung in die Ausbildung zum Apotheker eingeführt worden, und seit 1976 wird diese Bestimmung vollständig umgesetzt. Seit über 30 Jahren gehört also zur Ausbildung neben der achtwöchigen Famulatur und dem vierjährigen Pharmaziestudium auch das zwölfmonatige Pharmaziepraktikum, das im Anschluss an das 2. Staatsexamen zu absolvieren ist.

Dem vielseitig interessierten Studenten bietet sich die Möglichkeit, das einjährige Praktikum in zwei Teile zu je sechs Monaten aufzugliedern, um bereits während der Ausbildung in unterschiedliche Arbeitsgebiete des Apothekers Einblick nehmen zu können. Da die große Mehrheit der Apotheker nach wie vor in der Offizinapotheke tätig ist, schreibt die Approbationsordnung vor, dass mindestens eine Hälfte des praktischen Jahres in einer öffentlichen Apotheke zu absolvieren ist. Praktikanten, die ein Halbjahr in anderen Bereichen absolvieren wollen (Krankenhausapotheke, pharmazeutische Industrie, etc.), müssen sich also auf maximal ein weiteres Tätigkeitsfeld beschränken, da eine nochmalige Untergliederung nicht möglich ist. Möchte man die Ausbildung jedoch so vielseitig wie möglich gestalten, bietet sich ein Praktikum in einer krankenhausversorgenden Apotheke an, da hier einerseits alle Arbeiten der öffentlichen Apotheke erlernt, andererseits auch charakteristische Tätigkeiten der Krankenhausapotheke ausgeübt werden.

In krankenhausversorgenden Apotheken gibt es eine Vielzahl an Einsatzmöglichkeiten für Pharmaziepraktikanten.

Zunächst sind die klassischen Tätigkeiten in der Offizin zu nennen, die überwiegend nicht im Studium vermittelt werden und daher für den Praktikanten teilweise unbekannt sind und von Grund auf erlernt werden müssen. Dazu gehören alle Aspekte der Warenwirtschaft wie Einkauf, Verbuchung, Retourenbearbeitung, Lagerhaltung und Inventur. Weiterhin können Marketing, Verhandlungsführung, Sortimentsstruktur, Preisermittlung oder Planung, Durchführung und Auswertung von Verkaufsaktionen thematisiert werden. Die Herstellung von Arzneimitteln als Rezeptur bzw. Defektur sowie die Prüfung von Fertigarzneimitteln und Ausgangsstoffen werden zum größten Teil bereits während des Studiums gelehrt, vollkommen neu ist dagegen für Praktikanten die Abgabe von Medikamenten an Patienten. Da die Abgabe die einzige Tätigkeit ist, die der Patient regelmäßig und unmittelbar erlebt, ist sie als Aushängeschild der Apothekerschaft zu betrachten und muss auch deshalb mit entsprechender Sorgfalt durchgeführt werden. Dazu gehören die Kenntnis aller relevanten rechtlichen Vorschriften, die Prüfung einer Verschreibung auf Plausibilität und umfassende Information und Beratung des Patienten. Dies gilt sowohl bei der Abgabe auf Grund einer ärztlichen Verschreibung als auch im Bereich der Selbstmedikation. Weitere Arbeitsbereiche sind die Informationsbeschaffung für Ärzte und Patienten, physiologisch-chemische Untersuchungen und Beratung zu Nahrungsergänzungsmitteln, Kosmetika und anderen apothekenüblichen Waren. Darüber hinaus kann die Ausbildung auch allgemeine Punkte umfassen wie die Gestaltung der Betriebsräume, Sicherheitsmaßnahmen oder Berufsbilder des pharmazeutischen Personals.

... in der Krankenhausversorgung

In dem Arbeitsbereich Krankenhausversorgung können auch andere bzw. weiterführende Tätigkeiten erlernt werden: Der Einkauf für die zu versorgenden Krankenhäuser erfolgt weniger über den Großhandel sondern mehr durch Direktbestellungen bei der pharmazeutischen Industrie. Es sind intensive Preisverhandlungen nötig, und die Lagerhaltung muss getrennt von der öffentlichen Apotheke und in einer entsprechenden Größenordnung erfolgen. Die Herstellung von Arzneimitteln ist oft wesentlich umfangreicher als in öffentlichen Apotheken, mehr Rezepturen werden regelmäßig verordnet und können im Defekturmaßstab hergestellt werden. Weitaus häufiger als in der Offizin werden auch nicht alltägliche Rezepturen verschrieben, bei denen eine intensive Recherche zu möglichen Inkompatibilitäten sowie der Art und Weise der Herstellung nötig ist. Des Weiteren stellt die Sterilherstellung einen wichtigen Teil der Krankenhausversorgung dar, hier werden unter anderem Antibiotika-Infusionen, Zubereitungen zur parenteralen Ernährung, Zytostatika und entsprechende Begleitmedikationen hergestellt. Eine zentrale Rolle spielt die Zusammenarbeit mit dem Krankenhaus. Hierzu gehören die regelmäßige Kontrolle der Arzneimittelvorräte auf den Stationen, Schulung des Klinikpersonals, Information zu neuen Produkten und die Erstellung und Pflege von Arzneimittellisten. Weiterhin können auch die Erarbeitung von Therapiestandards und die Arbeit von Apothekern auf den Stationen dazu gehören, um Probleme der pharmazeutischen Betreuung unmittelbar zu erkennen und zu beheben und die patientenindividuelle Versorgung mit Arzneimitteln zu optimieren.

Für Praktikanten ist es mittlerweile möglich, drei Monate des Praktikums komplett auf einer Station zu verbringen. Im Rahmen des von der ABDA initiierten Modellprojekts Praktikant auf Station (P-STAT) wurde in den Jahren 2001 und 2002 ein positiver Nutzen für die Praktikanten und auch für die Stationen nachgewiesen. Seitdem haben viele Praktikanten diese Möglichkeit wahrgenommen. Besonders vor dem Hintergrund der Einführung des neuen Studienfachs Klinische Pharmazie ist diese Entwicklung durchweg positiv zu beurteilen.

Aktuelle Umfrage

Ob diese Möglichkeiten tatsächlich genutzt werden, war Gegenstand einer Umfrage unter den Mitgliedern des Bundesverbandes der klinik- und heimversorgenden Apotheker (BVKA). Von 99 angeschriebenen Apotheken beteiligten sich 34 (34%) an dieser Erhebung. Mehr als die Hälfte (59%) gab an, zum Zeitpunkt der Umfrage mindestens einen Praktikanten zu beschäftigen, 21% bildeten sogar zwei oder mehr Praktikanten aus (Abb. 1).

In 59% der Apotheken sind Praktikanten regelmäßig, in 38% gelegentlich und in nur 3% nie angestellt. Die Dauer des Praktikums beträgt bei etwas mehr als der Hälfte zumeist zwölf Monate (58%), entsprechend weniger (42%) gaben an, Praktikanten meist sechs Monate zu beschäftigen. Anzunehmen ist allerdings, dass dies auch bei den einzelnen Apotheken je nach Wunsch der Praktikanten unterschiedlich ist. Die Haupteinsatzgebiete sind erwartungsgemäß der Handverkauf (94%) und die Rezeptur (91%). Auch in der Versorgung von Krankenhäusern (50%) und Heimen (35%) werden die Praktikanten eingesetzt, außerdem in der Zytostatikaherstellung (21%) und in sonstigen Arbeitsbereichen (18%), wie EDV-Dokumentation, Arbeit auf Station, Recherchen und Vorträge (Abb. 2).

Die Umfrage konnte vor allem zeigen, dass sich krankenhaus- und heimversorgende Apotheken intensiv für die Ausbildung von Pharmaziepraktikanten engagieren. 59% der Apotheken bilden regelmäßig aus. Diese Zahl ist sehr beachtlich, vor allem vor dem Hintergrund, dass öffentliche Apotheken allgemein im Jahr 2005 nach Angaben der ABDA 1534 Pharmaziepraktikanten beschäftigten, das entspricht bei 21.476 Apotheken (Stand: Dezember 2005) einer Ausbildungsquote von 7,14%.

Die Waisenhaus-Apotheke in Halle

Die Waisenhaus-Apotheke in Halle an der Saale ist eine klinik- und heimversorgende Apotheke, die auf eine über dreihundertjährige Geschichte zurückblicken kann. Schlagworte wie die Medikamenten-Expedition oder die Essentia dulcis sind nicht nur Pharmaziehistorikern geläufig. Heute gewährt sie als öffentliche Apotheke eine orts- und zeitnahe und somit jederzeit flexible patientengerechte Rundumversorgung mit besonderem Blickpunkt auf Stoma- und Tumorpatienten, an Mukoviszidose Erkrankten und alten Menschen. Sie bietet professionelle Versorgung von Krankenhäusern und Heimen und ist eine leistungsstarke Einrichtung für die pharmazeutische Versorgung von Patienten, die parenteral ernährt werden oder besonderer ambulanter, intravenöser Therapien bedürfen. Weiterhin hat sie die Erlaubnis zum Versand von Arzneimitteln erhalten, beteiligt sich an klinischen Studien zur Zulassung von Arzneimitteln und ist als Weiterbildungsstätte für Fachapotheker (Offizinpharmazie und Klinische Pharmazie) zertifiziert.

Zum Team der Apotheke gehören immer ein bis zwei Pharmaziepraktikanten, die eine umfassende praktische Ausbildung erhalten, indem sie alle Abteilungen der Apotheke kennen lernen und zur Vertiefung der Kenntnisse schwerpunktmäßig einer oder mehrerer Abteilungen zugeteilt werden.

Ablauf des Praktikums

Im Folgenden soll am Beispiel eines Praktikanten der mögliche Ablauf eines Praktikums in krankenhausversorgenden Apotheken skizziert werden.

Wie bei allen Praktikanten der Waisenhaus-Apotheke war die Offizin für einige Wochen die Anfangsstation. Hier wurden vor allem grundlegende warenwirtschaftliche Kenntnisse vermittelt. Darüber hinaus wurde das Qualitäts-Management-System vorgestellt, das einen sehr guten Überblick über alle in der Apotheke ablaufenden Prozesse bietet.

Im Anschluss daran begann die Einarbeitung in das Schwerpunktgebiet: die Abteilung Herstellung und Qualitätssicherung. In enger Abstimmung mit der Apothekenleiterin und unter Aufsicht anderer Apotheker war hier selbstständiges Arbeiten möglich und auch erwünscht. Die fachliche Betreuung und Aufsicht waren jederzeit gewährleistet.

Herstellung und Qualitätssicherung

Der Prüfung von Arzneimitteln, insbesondere von Fertigwaren, wird heute oft nur geringe Bedeutung beigemessen, sie ist aber ein wichtiger Bestandteil der pharmazeutischen Qualitätssicherung. So wurde durch den Praktikanten ein falsch gekennzeichneter Ausgangsstoff entdeckt, und die Meldung an die zuständige Behörde und an die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker führte zu einer Änderung der Deklaration.

Die Herstellung von Arzneimitteln war eine der Hauptaufgaben während des Praktikums. In den von der Waisenhaus-Apotheke versorgten Einrichtungen werden viele Arzneimittel so häufig verordnet, dass sie als Defekturen angefertigt werden, dazu gehören Lösungen, Suppositorien, Pulvermischungen, Gele und Salben. Neben der eigentlichen Herstellung sind hier die Dokumentation, die Kennzeichnung und die Lagerung von Bedeutung. Außer den gängigen Arzneiformen wie Lösungen, halbfesten Zubereitungen, Suppositorien, Kapseln und Pulvermischungen werden auch häufig außergewöhnliche Rezepturen verschrieben, als Beispiele seien hochkonzentrierte Bariumsulfat-Gelatineglobuli und magensaftresistente Kapseln genannt. Besonders letztere ist eine für Apotheken sehr unübliche Rezeptur, die mit einigen technologischen Schwierigkeiten verbunden ist, aber auch diese Herausforderung konnte erfolgreich gemeistert werden. Für alle Defekturen und regelmäßig anfallenden Rezepturen existieren apothekeninterne Herstellungsvorschriften, die in Projektarbeit des Praktikanten im vergangenen Jahr komplett neu gestaltet und dabei aktualisiert wurden.

Auseinandersetzung mit dem Gefahrstoffrecht

Die Verantwortlichkeit für den Umgang mit Gefahrstoffen liegt in der Waisenhaus-Apotheke traditionell in der Abteilung Herstellung und Qualitätssicherung. Der Praktikant kann sich also intensiv mit dem Gefahrstoffrecht auseinandersetzen und daraus die Relevanz und gegebenenfalls Maßnahmen für die Apotheke ableiten.

Während der Zeit in dieser Abteilung kam es immer wieder zu kleinen Exkursen in andere Bereiche, so konnte beispielsweise der Verkehr mit Betäubungsmitteln und die Dokumentation entsprechend dem Transfusionsgesetz kennen gelernt werden. Des Weiteren wurde die EDV der Apotheke vorgestellt, unter anderem Arzneimittellisten für die Krankenhausversorgung, das Laborprogramm, aber auch spezielle Programme wie beispielsweise die computergestützte kontinuierliche Überwachung von Kühlschranktemperaturen. Der Praktikant war angehalten, sich über Gesetzesänderungen und andere relevante Neuerungen zu informieren. Diese Kenntnisse wurden in Form eines kurzen Vortrags in Rahmen der Dienstbesprechung an die Mitarbeiter weitergegeben, so war zuletzt die Änderung der Verordnung über Standardzulassungen Thema eines solchen Vortrags.

Andere Abteilungen

Im Anschluss an diesen Hauptblock folgte ein mehrwöchiger "Rundgang" durch die Apotheke, der es ermöglichte, auch in allen anderen Abteilungen aktiv mitzuarbeiten.

Begonnen wurde mit der Offizin, speziell dem Handverkauf. Die zweite Station waren die beiden Abteilungen Heim- und Krankenhausversorgung; hier anfallende Arbeiten sind Entgegennahme von Bestellungen, Zusammenstellung und Abpackung von Lieferungen und Bearbeitung von Anfragen. In diesem Zusammenhang konnte der Praktikant auch an Heim- und Stationsbegehungen teilnehmen, die von der Apotheke regelmäßig durchgeführt werden. Dabei wird der korrekte Umgang mit den Arzneimitteln überprüft, unter anderem die Haltbarkeitsangaben, die Einhaltung der Kühlschranktemperaturen, der Umgang mit Betäubungsmitteln. In Alten- und Pflegeheimen ist darüber hinaus vorgeschrieben, dass jedes Medikament mit dem Namen des Patienten gekennzeichnet ist.

Wichtig ist auch der unmittelbare Kontakt zum Stationspersonal, der im Apothekenalltag in der Regel nur telefonisch möglich ist. Durch das persönliche Gespräch erhält man einen viel realistischeren Eindruck von der Station und kann so besser auf Wünsche, Anregungen oder Hinweise von dieser Seite eingehen.

In den Abteilungen Aseptische Herstellung und Zytostatika wurde die Herstellung von sterilen Zubereitungen vermittelt, thematisiert wurden Dokumentation, Sicherheitsmaßnahmen, technischer Aufbau von Reinraumtechnik und die eigentliche Herstellung. In diesem Zusammenhang wurde dem Praktikanten die Durchführung von klinischen Studien durch die Apotheke erläutert.

Als abschließendes Projekt wurde die Planung, Durchführung und Auswertung der oben erwähnten Umfrage zur Situation von Pharmaziepraktikanten in klinik- und heimversorgenden Apotheken durchgeführt, wodurch nun erstmals statistisches Material zu diesem Thema vorliegt.

Fazit

Wie schon zu Beginn erwähnt, stellt die Absolvierung des praktischen Jahres in einer krankenhausversorgenden Apotheke eine ideale Möglichkeit für eine intensive und umfassende praktische Ausbildung dar. Durch die Verbindung von Tätigkeiten in der Offizinapotheke und in der Krankenhausversorgung ergeben sich viele verschiedene Einsatzmöglichkeiten, so dass die zukünftigen Apotheker, die diesen Weg einschlagen, eine besonders breit gefächerte Palette an Kenntnissen erlangen und optimal auf das dritte Staatsexamen und das spätere Berufsleben vorbereitet werden.

Anschrift des Verfassers:

 Henning Hintzsche,

Bohnesmühlgasse 14a

, 97070 Würzburg

Impressum

Apotheke und Krankenhaus

Informationen des Bundesverbandes klinik- und heimversorgender Apotheker (BVKA e. V.) zur Klinik und Heimversorgung

Herausgeber:

Klaus Grimm, Wesseling

im Auftrag des BVKA e. V.

Redaktion:

Dr. Doris Uhl, Stuttgart

BVKA-Geschäftsstelle:

Ursula Grasy

Hans-Lorenser-Str.

89079 Ulm/Donau

Tel. (07 31) 40 15-9 55

E-Mail: U.Grasy@sanacorp.de

Verabschiedung von Dr. Rolf Brinkmann und Dr. Dieter Steinbach. Von links nach rechts: Walter Schneider, Dr. Rolf Brinkmann, Dr. Klaus Peterseim, Dr. Dieter Steinbach.

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.