- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 49/2006
- Sexuelle Funktionsstö...
Arzneimittel und Therapie
Sexuelle Funktionsstörungen: Dapoxetin hilft bei vorzeitiger Ejakulation
Dapoxetin ist ein selektiver Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), der speziell für diese Indikation entwickelt wurde. Vorteil der Substanz ist, dass sie schnell anflutet (Tmax = 1 Stunde) und mit 1,2 Stunden eine kürzere Halbwertszeit hat als die Antidepressiva Fluoxetin oder Sertralin. Die pharmakokinetischen Eigenschaften von Dapoxetin erlauben eine Einnahme bei Bedarf.
Bei 2614 heterosexuellen Männern mit vorzeitigem Samenerguss wurde Dapoxetin in einer Dosierung von 30 mg und 60 mg in zwei randomisierten, doppelblinden Studien mit Placebo verglichen.
Vor Studienbeginn wurde die intravaginale Zeit bis zur Ejakulation mit durchschnittlich etwas weniger als einer Minute angegeben.
Eine verzögernde Wirkung auf die Ejakulation war bereits bei der ersten Einnahme zu beobachten. Zwölf Wochen nach Studienbeginn verlängerte sich diese Zeit auf 3,32 Minuten in der Gruppe, die 60 mg Dapoxetin erhalten hat und auf 2,78 Minuten bei Einnahme von 30 mg Dapoxetin. Auch in der Placebo-Gruppe war ein Anstieg auf 1,75 Minuten zu beobachten. Die Unterschiede zwischen Dapoxetin und Placebo waren signifikant und äußerten sich auch in einer höheren Zufriedenheit beim Sex bei den Männern und ihren Partnerinnen. Die häufigsten unerwünschten Wirkungen waren Übelkeit, Diarrhöen, Kopfschmerzen und Schwindel. Mit der höheren Dosierung litt etwa jeder Fünfte unter Übelkeit, je 6,8% unter Diarrhö und Kopfschmerz und 6,2% unter Schwindel.
Fazit Attraktiv ist Dapoxetin insbesondere wegen der Möglichkeit zur Einnahme bei Bedarf. Die Bedeutung der schnellen Anflutung kennt man auch von Phosphodiesterase-Hemmern wie Sildenafil, Tadalafil und Vardenafil zur Behandlung der erektilen Dysfunktion. Dapoxetin sollte in der Studie ein bis drei Stunden vor dem anvisierten Geschlechtsverkehr eingenommen werden. Dapoxetin wäre die erste medikamentöse Option bei Ejaculatio praecox, eine Zulassung wurde aber noch nicht erteilt.
Apothekerin Bettina Martini
Als vorzeitiger Samenerguss gilt eine Ejakulation, die bei oder kurz nach der Penetration in die Vagina auftritt und vom Mann nicht kontrolliert werden kann. Betroffen sind meist Männer unter 40 Jahren. Angeblich handelt es sich um die häufigste sexuelle Funktionsstörung bei Männern insgesamt mit einer Prävalenz von 21 bis 33%. Die Ursachen sind meist unklar, überwiegend werden kognitive oder psychische Ursachen angenommen.
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.