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Arzneimittel und Therapie
Behandlung starker Schmerzen: Neue Fixkombination verhindert Obstipation
Eine opioidinduzierte Obstipation wird bei 40 bei 90% aller Patienten beobachtet. Sie ist hauptsächlich gekennzeichnet durch einen sehr harten Stuhl, massive, meist erfolglose Anstrengungen zur Darmentleerung, Blähungen, Bauchschmerzen und Krämpfe. Bei schweren Krankheitsbildern gestaltet sich die Therapie dieser Nebenwirkung oft schwieriger als die Schmerztherapie selbst. Durch die Gabe von Laxanzien können die Beschwerden zwar gelindert, häufig aber nicht vollständig beseitigt werden. Gefürchtet sind zudem Komplikationen einer anhaltenden Obstipation wie die Bildung von Kotsteinen und die Verlegung des Darmlumens.
Naloxon: ausschließlich prähepatisch-periphere Wirkung Ursache dieser Nebenwirkung ist das Vorhandensein von Opioidrezeptoren im gesamten Körper. Während die Bindung von Opioiden an Rezeptoren im ZNS (µ-, κ- und δ-Rezeptoren) eine Schmerzreduktion bewirkt, führt sie im Darm zur Obsti–pation. Nach oraler Gabe der Oxycodon/Naloxon-Fixkombination blockiert Naloxon die lokalen Opioidrezeptoren im Darm und verhindert dadurch die Bindung von Oxycodon. Anschließend gelangt die Substanz in die Leber und wird dort nahezu vollständig (im First pass zu 97%) zu unwirksamen Metaboliten abgebaut. Oxycodon dagegen gelangt nach der Leberpassage in das ZNS und kann dort seine analgetische Wirkung entfalten, indem es an den µ-, κ- und δ-Rezeptoren als Opioid–agonist ohne antagonistische Effekte wirkt. Diese analgetische Wirkung wird durch Naloxon nicht beeinträchtigt, da es ausschließlich eine prähepatisch-periphere Wirkung entfaltet. Die Retardwirkung hält 12 Stunden an. Die Matrix–tablette ist in den Stärken 10 mg bzw. 20 mg Oxycodonhydrochlorid und 5 mg bzw. 10 mg Naloxonhydrochlorid verfügbar.
Gleiche Effektivität der Kombination bei weniger Nebenwirkungen In einer multizentrischen placebokontrollierten Studie mit 202 Patienten mit starken Schmerzen konnte gezeigt werden, dass die analgetische Wirksamkeit der Kombination von Oxycodon und Naloxon im Vergleich zur alleinigen Gabe von Oxycodon über einen Zeitraum von vier Wochen gleich effektiv, aber mit deutlich weniger gastrointestinalen Nebenwirkungen – vor allem Obstipation – verbunden ist. Häufigste Nebenwirkung unter der Kombinationsbehandlung war eine vorübergehende –Diarrhö. Targin® wurde im Rahmen eins Fast-track-Verfahrens vom BfArM beschleunigt zugelassen und muss als Betäubungsmittel verordnet werden.
Apothekerin Dr. Claudia Bruhn
Opioide sind für die Behandlung sehr starker Schmerzen unverzichtbar. Unerwünschte Wirkungen, vor allem die opioidinduzierte Obstipation, führen jedoch zu einer Beeinträchtigung der Lebensqualität. Mit Targin®, einer Fixkombination aus Oxycodon und dem Opioid-Antagonisten Naloxon, kann diese Nebenwirkung unterbunden werden.
Opioidanalgetika. Opioidantagonisten mindern Nebenwirkungen. Med Monatsschr Pharm 2001;24(9):313-314. www.medmopharm.de
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