- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 37/2006
- Psoriasis: Therapie mit ...
Arzneimittel und Therapie
Psoriasis: Therapie mit Etanercept verbessert das Erscheinungsbild
In Deutschland sind 1,5 bis 2% der Bevölkerung von einer Psoriasis betroffen, ein Drittel davon leidet unter schweren und mittelschweren Formen. Diesen Patienten steht ein lebenslanger Leidensweg bevor, da die Erkrankung nicht heilbar ist und zahlreiche physische, mentale und psychosoziale Einschränkungen nach sich zieht. Neben charakteristischen Hautmanifestationen ist die Psoriasis mit verschiedenen Begleiterkrankungen wie Fettstoffwechselstörungen, Typ-2-Diabetes, arterieller Hypertonie, koronaren Herzerkrankungen und Adipositas assoziiert. Rund 40% der Betroffenen leiden zusätzlich an einer Psoriasis-Arthritis, die mit Entzündungen an Wirbelsäule, Sehnen, Fingern, Knochen- und Knochenhaut sowie einer Uveitis einhergeht und bis zur Invalidisierung führen kann.
Neben diesen körperlichen Symptomen leidet der Psoriasis-Patient unter den psychischen und psychosozialen Auswirkungen seiner Erkrankung. Die klassischen Therapien sind meist sehr zeitaufwendig und oftmals schlecht mit sozialen und beruflichen Verpflichtungen vereinbar. Hinzu kommt die Ausgrenzung aufgrund des äußeren Erscheinungsbildes, die oftmals zu sozialem Rückzug, Alkoholismus, Resignation und Depressionen führt.
Unzureichende Versorgungslage Obwohl die Psoriasis in den letzten Jahren besser behandelt werden kann, lässt die aktuelle Versorgungslage der betroffenen Patienten meist zu wünschen übrig. Dies hat mehrere Gründe: Die Einsatzmöglichkeiten konventioneller systemischer Antipsoriatika und der Phototherapie sind begrenzt, und klassische Therapien sind mit einem hohen Behandlungsaufwand (durchschnittlich 45 Minuten pro Tag), kurzen Remissionsphasen und hohen Rückfallsquoten verbunden. Ferner setzt die topische Behandlung eine hohe Compliance voraus (Klebrigkeit und Geruch der Topika etc.), die der Patient nicht immer aufbringt. Die unzureichende gesellschaftliche Wahrnehmung der Erkrankung erschwert das Durchsetzen neuer Therapien. Schließlich verhindern wirtschaftliche Restriktionen den frühzeitigen Einsatz teuerer Therapien. So werden z. B. Biologics erst im Rahmen einer Last-line-Therapie erstattet; unter medizinischen Gesichtspunkten ist jedoch ein früherer Einsatz ratsam.
Neuer Therapieansatz mit Biologics Mit der Einführung der Biologics (z. B. Inhibitoren des Tumornekrosefaktor alpha oder T-Zell-Antagonisten) wurde das therapeutische Arsenal zur Behandlung der Psoriasis vergrößert. Biologics greifen gezielt in den Entzündungsprozess ein und ermöglichen eine oft langfristige Krankheitskontrolle mit geringeren Nebenwirkungen als die klassischen Therapien. Für den Einsatz von Biologics sprechen ferner ihre fehlende Organtoxizität, weniger Kontraindikationen als bei konventionellen Antipsoriatika, das Ausbleiben von Arzneimittelinteraktionen, die Möglichkeit einer ambulanten Behandlung und die deutlich verbesserte Lebensqualität. Diesen Vorteilen stehen hohe Kosten gegenüber.
Etanercept bessert Haut- und Gelenksymptome Das Tumornekrosefaktor-Rezeptor-p75-Fc-Fusionsprotein Etanercept (Enbrel®) bessert die Hautmanifestationen bei einer Plaque-Psoriasis und wirkt sich günstig auf die Psoriasis-Arthritis aus. Seine Wirksamkeit und Sicherheit in der Induktions- und Erhaltungstherapie der Plaque-Psoriasis wurde in mehreren großen Studien dokumentiert.
Zudem verweisen aktuelle Leitlinien auf den Einsatz von Etanercept bei einer schweren Psoriasis. Die Psoriasis-Arthritis kommt durch Etanercept bei vielen Patienten zum Stillstand oder führt zu einem leichten Rückgang der Knochendestruktionen.
Etanercept wird als subkutane Injektion verabreicht, die vom Patienten selbst durchgeführt werden kann. Die Anwendung erfolgt zweimal pro Woche (jeweils 25 mg, in schweren Fällen 50 mg). Das Monitoring während der Therapie ist unkompliziert, sollte aber ein Tuberkulose-Screening beinhalten. Nach Absetzen der Therapie vergehen durchschnittlich drei Monate bis zu einem erneuten Rezidiv. Dann kann die Behandlung mit gleicher Effektivität wie bei der Initialtherapie fortgesetzt werden.
Apothekerin Dr. Petra Jungmayr
Die Empfindungen eines Psoriasis-Patienten beschreibt John Updike, der selbst unter der Erkrankung litt, in seinem Essay "From the Journal of a Leper" [Tagebuch eines Aussätzigen]: "I am silvery, scaly. Puddles of flakes form wherever I rest my flesh … Lusty, though we are loathsome to love... The name of the disease, spiritually speaking, is humilation. Ich bin silbern, schuppend. Seen von Schuppen bilden sich, wo immer ich meinen Körper bette … Voller Lebenskraft, sind wir zu abscheulich zu lieben. Der Name der Erkrankung, im übertragenen Sinne, heißt Erniedrigung".
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.