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Ernährung aktuell
Tee und seine Sorten (Folge 7): Fenchel, Kamille und Anis – Klassiker der
Fencheltee hilft bei Blähungen Fenchel ist eine uralte Gewürz- und Arzneipflanze und war bereits bei den alten Ägyptern und Griechen für ihre wohltuende Wirkung bekannt. Die Römer benutzten Fenchel, um Augen- und Magenleiden zu lindern, und auch, um ihre Gladiatoren damit zu stärken. Fenchel gehört zur Familie der Doldengewächse. Als Lebens- und Arzneimittel finden verschiedene Sorten Verwendung, darunter Wildfenchel, Bitterfenchel, Gemüsefenchel und Süßfenchel, der auch Gewürzfenchel genannt wird.
Zur Verwendung als Tee werden die Früchte des Bitter- bzw. Süßfenchels geerntet. Fenchel wird in der EU angebaut. Es werden aber auch Waren aus Osteuropa, China und Ägypten importiert. Von September bis Oktober findet die Ernte statt, wenn die gelben Blüten zu halbmondförmigen, gerippten Früchten ausgereift sind. Diese enthalten die ätherischen Öle, die für den typisch süßlichen, leicht würzigen Geschmack verantwortlich sind. Je nach Fenchelsorte schwankt der Anteil an ätherischen Ölen zwischen 0,8 und 3% in Süßfenchel und bis zu ca. 10% in Bitterfenchel.
Als Tee wird die Fenchelfrucht in getrockneter Form aufgebrüht.
Fencheltee gehört neben Pfefferminz-, Kamillen- und Hagebuttentee zu den meistgeschätzten Kräutertees. Er zeichnet sich durch einen angenehm milden, fein-süßlichen Geschmack aus und kann pur, mit Zucker oder Honig gesüßt, oder gemischt mit Fruchtsäften genossen werden. Fencheltee ist sowohl heiß als auch kalt ein aromatisches Getränk. Da er kein Koffein enthält, kann er zu jeder Tages- und Nachtzeit getrunken werden.
Besonders Eltern schätzen die beruhigende Wirkung von Fencheltee auf Magen und Darm bei Säuglingen und Kleinkindern. Er wirkt gärungshemmend und krampflösend. Zum Schutz vor Karies sollten Kinder den Tee allerdings ungesüßt trinken, vor allem, wenn lange Kontaktzeiten mit den Zähnchen beim Trinken aus dem Fläschchen bestehen. Es gibt fertige Mischungen aus Blättern oder Samen, die extra auf Neugeborene abgestimmt sind, aber natürlich auch bei Erwachsenen durch die ätherischen Öle des Fenchels gern gegen Völlegefühl, Krämpfe und Blähungen eingesetzt werden. Auch bei Atemwegsbeschwerden können die in den Früchten enthaltenen ätherischen Öle durch ihre antibakterielle Eigenschaft Erleichterung verschaffen.
Kamille für Hals und –Magen Auch der Kamillentee zählt zu den Klassikern unter den Kräutertees. Während die Kamille früher als Wildkraut in ganz Europa wuchs, sind die Hauptanbauländer inzwischen Argentinien, Ägypten, Deutschland sowie einige osteuropäische Länder. Die Kamille blüht in Europa von Mai bis August. Die Ernte erfolgt in diesen Sommermonaten. Die beste Zeit der Blüten–lese liegt drei bis fünf Tage nach dem Aufblühen, da sich in den Blüten zu diesem Zeitpunkt der höchste Gehalt an geschmacksgebenden ätherischen Ölen befindet.
Die echte Kamille ist eine einjährige Pflanze, die zwischen zehn und 55 cm hoch wird. Sie hat einen aufrechten, stark verzweigten Stängel mit grünen Blättern. Die weißen Strahlblüten besitzen einen goldgelben, kegelförmigen und hohlen Blütenboden. Der Blütenboden wölbt sich stark nach oben und gibt der Kamillenblüte ihre typische Form. Die Blüten enthalten das ätherische Öl, das dem Kamillentee seinen milden, blumigen Geschmack verleiht. Sie werden geerntet und auf Trockengestellen oder in Warmluftöfen vorsichtig getrocknet, um das Aroma nicht zu gefährden. Im Teeaufguss lösen sich vor allem die wasserlöslichen Flavonoide, die eine krampflösende Wirkung besitzen. Viele Menschen schwören deshalb bei Magen- und Darmbeschwerden ebenso auf ein Glas Kamillentee wie bei Bronchitis oder Halsschmerzen. Sehr gut wirkt Kamillentee auch gegen Sonnenbrand: Ein Tuch in den abgekühlten Tee tauchen, auswringen und auf die verbrannte Haut legen, ca. 20 Minuten einwirken lassen.
Anis fördert die Verdauung Bereits vor 3500 Jahren ist der zu den Doldengewächsen gehörende Anis in Schriften erwähnt worden. Die Ägypter verwendeten die Blätter und Samen als Nahrung, für Getränke und als Medizin. Durch Mönche gelangte Anis nach Mittel- und Nordeuropa. In der Antike galten die Samen als Schönheitsmittel für die Haut, darüber hinaus wurde ihnen eine aphrodisierende Wirkung nachgesagt.Schon früh entdeckte man auch die wohltuende Wirkung der Pflanze auf das Verdauungssystem. Um 1600 behandelten die Heilkundigen mit Anistäflein oder -küchlein Blähungen, Sodbrennen und Aufstoßen. Im Orient war der Genuss von ein paar Samenkörnern nach der Mahlzeit eine allgemeine Sitte, die Römer aßen sogar einen speziellen Aniskuchen als Nachtisch. Auch Karl der Große war von den Qualitäten des Anis überzeugt und verbreitete den lat. "Pimpinella anisum" durch ein Edikt über sein ganzes damaliges Imperium. In England wurde Anis sogar besteuert.
Anis ist eine einjährige krautige Pflanze, die 30 bis 50 cm hoch wächst. Aus ihren kleinen weißen, süßlich duftenden Blüten entwickeln sich die Samen. In der Reifezeit von August bis September werden die Pflanzen geschnitten und die Samen herausgedroschen. Das volle Aroma entwickelt sich erst mehrere Wochen nach der Ernte.
Durch seinen süßen aromatischen Geschmack findet Anis vielseitige Verwendung. In der westlichen Küche wird er häufig zur Aromatisierung von Kuchen, Brot und eingemachten Früchten verwendet. In der Adventszeit hat er als aromatisches Gewürz für Plätzchen und Kuchen Hochsaison. Wegen seiner verdauungsfördernden Wirkung verarbeitet man ihn rund ums Mittelmeer zu Aperitif oder Digestif: in Frankreich als Pastis, in Griechenland als Ouzo, in der Türkei als Raki und in Italien als Sambuca. Anis ist zudem häufig in Kräuterteemischungen zu finden. Besonders beliebt ist die Kombination von Anis, Kümmel und Fenchel, sie empfiehlt sich sowohl bei Völlegefühl als auch Appetitlosigkeit – auch für Kinder. Schon die ganz Kleinen können bei Magenbeschwerden den angenehm süßlichen Aufguss trinken. Auch bei Schlaflosigkeit und Nervosität hat sich Anistee bewährt. Durch das feinwürzige, an Lakritz erinnernde Aroma ist Anis nicht nur ein besonders leckerer Aufwärmer für Klein und Groß, seine natürlichen ätherischen Öle wirken auch antibakteriell, krampf- und schleimlösend sowie hustenlindernd.
Bisher sind von unserer Serie "Tee und seine Sorten" erschienen:
- Grüntee (DAZ Nr. 17/2006, S. 59 f.)
- Rotbuschtee (DAZ Nr. 20/2006, S. 82 f.)
- Matetee (DAZ Nr. 23/2006, S. 61 f.)
- Früchte- und Kräutertee (DAZ Nr. 26/2006, S. 72 f.)
- Früchtetee (DAZ Nr. 29/2006, S. 65 f.)
- Kräutertee 1 (DAZ Nr. 32/2006, S. 54f)
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