Arzneimittel und Therapie

Osteoporose: Monoklonaler Antikörper erhöht Knochendichte

Bereichern Antikörper die Osteoporosetherapie? Erste Studienergebnisse mit dem monoklonalen Antikörper Denosumab, der auf Osteoklasten hemmend wirkt, sind Erfolg versprechend. Die halbjährliche Injektion des Antikörpers erhöht die Knochen–mineraldichte in gleichem Maß wie die wöchentliche orale Therapie mit dem Bisphosphonat Alendronat. Allerdings müssen Sicherheitsprofil und Langzeitwirkungen der Antikörpertherapie noch abgeklärt werden.

Monoklonale Antikörper ermöglichen einen zielgerichteten Angriff an spezielle Zellstrukturen. Dieses Prinzip wird unter anderem erfolgreich in der Transplantationsmedizin und der Onkologie umgesetzt und könnte Eingang in die Osteoporosetherapie finden.

Reifung der Osteoklasten gehemmt Bei der Osteoporose besteht ein Ungleichgewicht zwischen Knochenaufbau und Knochenabbau. An der Regulation des Knochenstoffwechsels sind verschiedene regulatorische Systeme beteiligt, so auch das RANKL/RANK-System (s. Glossar) und das Glykoprotein Osteoprotegerin. Osteoprotegerin ist der Gegenspieler von RANKL. Es hemmt die Entwicklung der Osteoklasten und vermindert dadurch den Knochenabbau. Der monoklonale Antikörper Denosumab besitzt dieselbe Wirkung wie Osteoprotegerin – verhindert also den Knochenabbau – und zeigte in ersten Studien eine viel versprechende Wirkung, so dass eine Phase-II-Studie initiiert und durchgeführt wurde.

Phase-II-Studie: Vergleich mit Standardmedikation Für die zwölfmonatige Studie wurden 412 postmenopausale gesunde Frauen mit verminderter Knochenmineraldichte (T-Score -1,8 bis -4,0 in der Lendenwirbelsäule oder -1,8 bis 3,5 im proximalen Femur) ausgewählt und für eines der folgenden Therapieschemata randomisiert:

  • Denosumab subkutan alle drei Monate in einer Dosis von 6, 14 oder 30 mg,
  • Denosumab subkutan alle sechs Monate in einer Dosis von 14, 60, 100 oder 210 mg,
  • einmal wöchentlich 70 mg Alendronat oral oder
  • Placebo.

Der primäre Studienendpunkt war die prozentuale Veränderung der Knochenmineraldichte der Lendenwirbelsäule nach zwölf Monaten im Vergleich zum Ausgangswert. Die Veränderungen im Knochenumsatz wurden anhand der Serum- und Urin-Telopeptide und der knochenspezifischen alkalischen Phosphatase untersucht.

Zunahme der Knochendichte 369 Frauen beendeten die Studie. Denosumab bewirkte dosisabhängig eine Zunahme der Knochendichte. Unter der Antikörpertherapie erhöhte sich je nach Dosis die Knochendichte am Lumbalwirbel um 3 bis 6,7% (verglichen mit einer Zunahme von 4,6% mit Alendronat und einer Abnahme von 0,8% unter der Placebogabe); an der Hüfte um 1,9 bis 3,6% (Alen–dronat +2,1%; Placebo -0,6%) und am distalen Radius um 0,4 bis 1,3% (Alendronat -0,5%; Placebo -2,0%).

Der Therapieerfolg konnte auch mit Hilfe biochemischer Knochenresorptionsmarker bestätigt werden. Die C-terminalen Telopeptide im Serum (ein Wert zur Erfassung des Knochen-Turn-overs) wurden in den Denosumab-Gruppen kontinuierlich unterdrückt. Die Wirkung von Denosumab setzt sehr rasch ein, und bereits drei Tage nach der Injektion von Denosumab kam es zu einer starken Suppression der Serumspiegel von C-Telopeptid.

Langzeitwirkungen sind ungeklärt Im Hinblick auf unerwünschte Wirkungen zeigten sich bis auf das vermehrte Auftreten einer Dyspepsie unter Alendronat keine statistisch signifikanten Unterschiede. Allerdings traten in den Denosumab-Gruppen bei drei Probanden (1%) Infektionen und bei sechs Patientinnen (1,9%) Neoplasien auf; in der Placebogruppe und unter Alendronat wurden weder Infektionen noch Tumore festgestellt. Dieser Unterschied war zwar nicht signifikant, was möglicherweise an der geringen Teilnehmerzahl in den Vergleichsgruppen lag. Eine genauere Einschätzung des Medikamentes dürfte deshalb einem Kommentator zufolge vor allem von den weiteren Ergebnissen zur Verträglichkeit abhängen. Wenn das Medikament Tumoren induziert und Infektionen auslöst, sind seine Vorteile – effektive Wirksamkeit, lange Wirkdauer, rascher Wirkungseintritt, lange Applikationsintervalle – sekundär.

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

Glossar

  • RANKL (receptor activator of nuclear factor-kappaB ligand) zählt zu den Tumornekrosefaktoren und ist ein von den Osteoblasten freigesetztes Protein. Es bestimmt Differenzierung, Aktivierung und Lebensdauer von Osteoklasten und ist verantwortlich für die von Osteoklasten vermittelte Knochenresorption. RANKL bindet an den Rezeptor RANK (receptor activator of nuclear factor-kappaB).
  • Osteoprotegerin ist ein Glykoprotein mit inhibitorischer Wirkung auf Osteoklasten und besitzt eine Schlüsselposition beim endogenen RANKL-RANK-Pathway. Das von Osteoblasten freigesetzte Osteoprotegerin ist ein Gegenspieler von RANKL und hemmt die Entwicklung von Osteoklasten.
  • Denosumab (frühere Bezeichnung AMG 162; Amgen) ist ein humaner monoklonaler Antikörper, der dieselben Wirkungen wie endogenes Osteoprotegerin aufweist. Denosumab bindet mit hoher Affinität und Spezifität an RANKL und unterbindet die Interaktionen zwischen RANKL und RANK. Denosumab hemmt also einen wichtigen Mediator der Osteoklastenaktivität.

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.