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- DAZ 34/2006
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Arzneimittel und Therapie
Homocystein: Kein Einfluss auf kognitive Fähigkeiten
Beobachtungsstudien weisen auf einen Zusammenhang zwischen hohen Homocysteinwerten und verminderten kognitiven Funktionen bei älteren Menschen hin. So wurden zum Beispiel bei Alzheimer-Patienten höhere Homocysteinwerte beobachtet als bei gleichaltrigen gesunden Vergleichspersonen, und prospektive Studien weisen auf eine Abnahme kognitiver Fähigkeiten bei zunehmendem Homocysteinwert hin. Nachdem in zwei kurzen Studien die Reduktion des Homocysteinwertes keinen Einfluss auf die kognitiven Fähigkeiten älterer Menschen hatte, wurde in Neuseeland eine längerfristige Untersuchung durchgeführt. Zur Senkung des Homocysteinwertes wurden ein Folat (Calciumsalz von 5-Methyltetrahydrofolat) und die Vitamine B12 und B6 eingesetzt.
Zweijährige Studie mit älteren Probanden Für die zweijährige, doppelblinde, placebokontrollierte, randomisierte klinische Studie wurden 276 gesunde, überwiegend gut ausgebildete Probanden im Alter ab 65 Jahren rekrutiert, deren Plasmahomocysteinwerte bei mindestens 13 µmol/l lagen (der Normalwert beträgt < 10 bis 12 µmol/l). 138 Studienteilnehmer erhielten ein Placebo, weitere 138 Probanden eine Kombination aus Folat und B-Vitaminen (1000 µg Folat, 500 µg Vitamin B12 und 10 mg B6). Zu Beginn der Studie, sowie nach einem und zwei Jahren wurden die kognitiven Fähigkeiten anhand mehrerer neuropsychologischer Tests eingestuft. Ferner wurden halbjährlich die Plasmawerte von Homo–cystein festgehalten.
In der Verum-Gruppe wurde der Homocysteinwert durch die Supplementation von Vitamin B und Folat signifikant verringert. Er lag um 4,36 µmol/l unter dem Wert der Placebo-Gruppe. Bei den kognitiven Fähigkeiten wurden keine signifikanten Unterschiede zwischen den zwei Gruppen festgestellt.
Kommentar: Benefit nicht ausgeschlossen Die Normalisierung des Homocysteinwertes führte bei diesem Patientenkollektiv zu keiner Veränderung der kognitiven Fähigkeiten – dies galt für die Verum- und die Placebo-Gruppe. Die Relevanz dieser Aussage ist allerdings unklar. Kommentatoren der Ergebnisse kritisieren die kurze Studiendauer und die Auswahl der Probanden (gesunde, gebildete Senioren ohne Risikofaktoren) und schließen einen potenziellen Benefit einer Homocysteinsenkung im Hinblick auf Demenzerkrankungen nicht aus.
Apothekerin Dr. Petra Jungmayr
Eine moderate Hyperhomocysteinämie (zwischen 12 und 30 µmol/l) gilt als Risikofaktor für
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Schwangerschaftskomplikationen (z. B. Neuralrohrdefekte)
- osteoporotische Frakturen
- neurodegenerative Erkrankungen
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