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Ernährung aktuell
Report der Techniker Krankenkasse: Deutsche ignorieren Ernährungsrisiken
Die Mehrheit der Deutschen möchte sich gesund ernähren und weiß ganz gut, was dazu gehört. Dennoch sind immer mehr Frauen und Männer übergewichtig oder sogar adipös. Gleichzeitig sind fast 13% der Frauen zwischen 18 und 20 Jahren untergewichtig. Der Kundenkompass Ernährungsrisiken hat mit einer aktuellen Befragung das Ernährungsverhalten der Deutschen, ihre Einstellung zum eigenen Gewicht und die Gründe dafür untersucht, warum das Wissen über gesunde Ernährung oft nicht umgesetzt wird und welchen Einfluss das Wohnumfeld hat.
Das Gewicht ist nicht egal Den meisten Menschen ist ihr Körpergewicht schon wichtig. Allerdings geht es dabei weniger um Kilogramm, sondern mehr um das persönliche Wohlfühlgewicht. Dieses definiert sich durch Faktoren wie passt die Garderobe, überschreitet das Gewicht einen bestimmten Wert nicht, Akzeptanz durch andere, keine körperlichen Beschwerden etc.
Ernährungswissen meist gut Frauen sind besser über gesunde Ernährung informiert, nutzen eher professionelle Beratung und setzen ihr Wissen auch um. Sie vermeiden eher Fett, essen mehr Obst und Gemüse und versuchen, Ernährungssünden am nächsten Tag zu kompensieren. Gleichzeitig essen Frauen aber auch gern Süßigkeiten und trinken mehr Tee und Kaffee als Männer. Bei letzteren ist dafür der Konsum an Alkohol und Softdrinks höher.
Der überwiegende Teil der Bevölkerung weiß, wie man sich nach der gängigen Lehrmeinung gesund ernährt. Das Medien–interesse am Thema Ernährung ist groß – Ratgeberseiten in Tageszeitungen und Zeitschriften aller Art, Ratgeber von Krankenkassen, Verbraucherberatungen, Bücher, Lifestyle- und Kochsendungen im Fernsehen, Kurse bei Krankenkassen und Volkshochschulen haben Hochkonjunktur. Für junge Menschen hat gesunde Ernährung jedoch einen geringeren Stellenwert. Fast 70% der unter 34-Jährigen bejahen die Aussage: "Ich esse, was mir schmeckt, egal ob es gesund ist oder nicht". Sie haben auch kein großes Wissen über gesunde Ernährung und kaum Kochkenntnisse. 14- bis 24-Jährige essen zu 14% öfter als dreimal in der Woche Fastfood.
Hektik und Stress beeinflussen die Ernährung In den Familien wird seltener selbst gekocht und in Ruhe gegessen als früher. Jeder Zehnte verzichtet auf das Frühstück. Jeder Dritte beschäftigt sich schon beim Frühstück mit etwas anderem (Lesen), beim Mittagessen jeder Sechste. Abends läuft bei jedem Dritten der Fernseher zum Abendbrot. 26% der über Zwölfjährigen geben an, täglich auch außer Haus zu essen; Anfang der 90er Jahre waren es fast zehn Prozent weniger. Schon Kinder essen häufig in Hektik und greifen eher zu Fastfood – schulische Verpflichtungen und vor allem zunehmender Freizeitstress werden als Ursachen angegeben.
Trotz des hohen Informations–niveaus werden immer mehr Menschen, vor allem jüngere, übergewichtig. Oft wird Geldmangel als Ursache angesehen. Das gilt gerade für Gering–verdiener, die allerdings überdurchschnittlich viel Fastfood und Fleisch konsumieren – relativ teure Lebensmittel.
Ansonsten wird in den mittleren Lebensjahren vor allem fehlende Zeit als Grund angegeben (Erwerbstätige, Personen mit Kindern). Jüngere beklagen mangelnden Willen und mangelndes Durchhaltevermögen.
Dr. Sabine Wenzel
Befragt wurden 1004 deutschsprachige Bürger ab 14 Jahre 51,5% Frauen 48,5% Männer 14-24 J.: 14,9% 25-34 J.: 14,1% 35-44 J.: 19,6% 45-54 J.: 16,4% 55-64 J.: 12,9% > 65 J.: 22,0% 48% erwerbstätig
Haushaltsnettoeinkommen: < 1000 Euro: 10,4% 1000–2000 Euro: 29,0% 2000–3000 Euro: 19,3% > 3000 Euro: 21,7%
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