- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 25/2006
- Zervixkarzinom: Impfstoff...
Arzneimittel und Therapie
Zervixkarzinom: Impfstoff zur Prävention von Gebärmutterhalstumoren
Gardasil® ist darüber hinaus zur Prävention geringgradiger und präkanzeröser Läsionen sowie von Genitalwarzen indiziert, die durch die Stämme 6, 11, 16 und 18 des humanen Papillomavirus verursacht werden. Der Impfstoff ist in den USA zugelassen für Mädchen und Frauen im Alter von neun bis 26 Jahren. Bei der Europäischen Arzneimittelbehörde wurde im Dezember 2005 ein Zulassungsantrag für Gardasil® von Sanofi Pasteur MSD gestellt. Der Impfstoff wurde von Merck & Co., Inc. entwickelt und soll in Europa von Sanofi Pasteur MSD vertrieben werden.
Rechtzeitige Impfung ist erforderlich Gardasil® wurde zur Vorbeugung von Gebärmutterhalskrebs und anderen durch humane Papillomaviren verursachten Erkrankungen sowie ihrer Vorstufen entwickelt. Der Impfstoff zielt auf die vier Stämme des humanen Papillomavirus (6, 11, 16 und 18) ab, die für den Großteil der mit humanen Papillomaviren assoziierten Erkrankungen verantwortlich sind: Gebärmutterhalskrebs, präkanzeröse Zervixläsionen (die sich zum Gebärmutterhalskrebs fortentwickeln können), frühe Zervixläsionen, die präkanzerös werden können, und äußere Genitalläsionen einschließlich Vulva- und Vaginalläsionen (die zu Vulva- bzw. Vaginalkrebs führen können) sowie Genitalwarzen. HPV 16 und 18 sind nach Angaben der FDA für 70% aller Zervixkarzinome verantwortlich. Die HPV-Typen 6 und 11 sind die Verursacher von 90% aller Genitalwarzen. Der Schutz vor dem Zervixkarzinom ist also nicht absolut. Zudem ist der Schutz, den der Impfstoff verspricht, nur wirksam, wenn die nötigen drei Injektionen vor einer Infektion – und damit vor dem ersten Geschlechtsverkehr – verabreicht werden.
Sehr effektiver Schutz Der Impfstoff zeigte in klinischen Studien eine zuverlässige und hohe Wirksamkeit in der Vorbeugung von Vorstufen des invasiven Gebärmutterhalskrebses und Vorstufen des Vulva- und Vaginalkarzinoms, die durch die humanen Papillomavirusstämme 16 und 18 hervorgerufen werden. In den Studien der Phasen II und III wurden über 27.000 Probanden aus weltweit 33 Ländern im Alter zwischen 16 und 26 Jahren randomisiert, doppelblind und placebokontrolliert untersucht. Die Probandinnen erhielten drei Injektionen des tetravalenten Impfstoffs gegen humane Papillomaviren (Stämme 6, 11, 16, 18) an Tag 1 sowie nach zwei und sechs Monaten; in einer Studie wurden drei Injektionen der monovalenten Vakzine (HPV-Stamm 16) an Tag 1 sowie nach zwei und sechs Monaten verabreicht. Im Verlauf der Studie fanden zu bestimmten vorher festgelegten Zeitpunkten Untersuchungen der Frauen sowie Tests auf Vorhandensein von humanen Papillomaviren und Zervixläsionen statt. Die Studienteilnehmerinnen wurden über einen Zeitraum von rund zwei Jahren nach Aufnahme in die Studie beobachtet.
Darüber hinaus konnte auch gezeigt werden, dass der Impfstoff in der Vorbeugung früher Zervixläsionen und früher äußerer Genitalläsionen wie Vulva- und Vaginalläsionen sowie von Genitalwarzen, die mit den humanen Papillomavirustypen 6, 11, 16 und 18 in Zusammenhang stehen, wirksam ist.
Papillomaviren – Ursache von Zervixkarzinomen Heute gilt als gesichert, dass einem Gebärmutterhalskrebs regelmäßig eine Infektion mit humanen Papillomaviren (HPV) zugrunde liegt, die oft Jahrzehnte zurück liegt. Die HPV-Infektion, nicht die Krebserkrankung, ist sexuell übertragbar. Der Großteil aller Frauen wird im Laufe des Lebens mit humanen Papillomaviren infiziert, jedoch persistiert die Infektion nur bei einem geringen Prozentsatz der Frauen. Im Normalfall wird das Virus innerhalb eines Jahres durch die körpereigene Abwehr eliminiert, ohne Symptome zu verursachen.
In einigen Fällen ruft das Papillomavirus Zervixläsionen hervor. Diese können von geringgradig über mittelgradig bis zu hochgradig oder präkanzerös und schließlich zum Gebärmutterhalskrebs fortschreiten. Das humane Papillomavirus kann außerdem die Entstehung äußerer Genitalläsionen wie gering- bis hochgradige Vulva- und Vaginalläsionen sowie Genitalwarzen auslösen. Hochgradige Vulva- und Vaginalläsionen können sich schließlich zu Vulva- bzw. Vaginalkrebs weiterentwickeln.
Durch rechtzeitige Behandlung lässt sich die Ausbildung des vollständigen, invasiven Karzinoms aus diesen Vorstufen verhindern. Die Überlebensaussichten mit der vollständig entwickelten Krebskrankheit blieben während der letzten Jahrzehnte nahezu unverändert bei einer relativen Fünf-Jahres-Überlebensrate von 67%.
Häufig junge Frauen –betroffen Jährlich erkranken derzeit etwa 6500 Frauen in Deutschland an Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom). Das entspricht einem Anteil von 3% an allen Krebserkrankungen und 2% an allen Krebssterbefällen bei Frauen. Die Erkrankungshäufigkeit variiert hier sehr stark mit dem Alter. So wird im Alter zwischen 25 und 35 Jahren bei deutlich mehr Frauen, die an Krebs erkranken, die Diagnose Gebärmutterhalskrebs gestellt als bei Frauen ab 65 Jahren. Dem entspricht eine unterschiedliche Altershäufigkeit mit einem ersten Gipfel zwischen 35 bis 55 Jahren, der dann von einem zweiten Anstieg der Häufigkeit ab etwa 60 abgelöst wird.
In den 1970er Jahren war das Zervixkarzinom noch die häufigste Krebserkrankung der weiblichen Genitalorgane. Derzeit steht es an 10. Stelle der Krebserkrankungen bei Frauen. Eine frühe Aufnahme des Geschlechtsverkehrs, ungeschützter Geschlechtsverkehr mit wechselnden Partnern und eine hohe Geburtenzahl sind assoziierte Faktoren. Andere Erreger sexuell übertragbarer Krankheiten, zum Beispiel Herpes-simplex-Viren oder Chlamydien, werden als potenzielle Kofaktoren bei der Krebsentstehung angesehen. Seit 1970 ist für Frauen ab 20 Jahren der Abstrich von Zellen am Gebärmutterhals Teil des Angebots der gesetzlichen Krebsfrüherkennung (PAP-Abstrich). Seit dieser Zeit ist eine Abnahme der Zervixkarzinom-Inzidenz und Sterblichkeit zu beobachten.
Ein rekombinanter tetravalenter Impfstoff gegen humane Papillomaviren (Gardasil®) wurde von der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) zur Prävention von Gebärmutterhalskrebs –zugelassen, die durch die humanen Papillomavirusstämme her–vorgerufen werden. Er verhindert offenbar auch effektiv vaginale Präkanzerosen.
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.