Selbstmedikation

Insektenstiche – oft klein und gemein

Es gibt nichts Schöneres als in einer lauen Sommernacht draußen auf der Terrasse zu verweilen. Genau das denken sich Dutzende von Insekten ebenfalls und fallen über uns Menschen her, beißen, stechen, saugen Blut und lassen uns mit juckenden Quaddeln zurück.

 

Stich oder Biss – für die Symptome unerheblich

Die meisten Insekten sind für uns Menschen harmlos, nur einige wenige Arten stechen oder beißen Menschen, so z.B. Stechmücken, Bremsen, Bienen, Wespen und Hornissen auf der Seite der stechenden oder Flöhe und Zecken auf der Seite der beißenden Insekten. Beim Stich oder Biss gelangt Sekret bzw. Speichel der Insekten ins menschliche Gewebe. Die Symptome erklären sich durch eine Abwehrreaktion auf diese fremden Eiweiße: die Hautstelle rund um den Stich bzw. Biss rötet sich, sie juckt und schwillt an. Sobald die Stelle mechanisch gereizt wird durch Kratzen oder auch durch reibende Kleidung wächst die Schwellung, die Symptome verstärken sich.

Akuttherapie des Insektenstichs

Sofortiges Kühlen der Stichstelle verhindert das Ausbreiten der Fremdstoffe und unterbricht die sich entwickelnde Entzündungsreaktion. Das Kühlen kann mit einem kalten Waschlappen, mit einer Kühlkompresse, mit essigsaurer Tonerde oder einem Gel erfolgen. Ein Antihistaminikum in Gelform (Soventol®, Systral®) beeinflusst lokal die allergische Reaktion, ein Lokalanästhetikum kann gegen starken Juckreiz und Schmerzen bei Bienen-, Wespen- oder Hornissenstichen erforderlich sein (Anaesthesin®, in Brand- und Wundgel-Medice®).

Bienen stechen zur Selbstverteidigung. Beim Stich reißt der Stachel mitsamt dem Hinterteil vom Bienenkörper ab und verbleibt im Gewebe, die Biene stirbt. Dieser Stachel ist sofort zu entfernen, damit die eingestochene Giftmenge so gering wie möglich bleibt.

Vorsicht: Notfall!

Stiche von Bienen, Wespen oder Hornissen in den Hals oder in die Zunge bzw. in die Mundschleimhaut erfordern sofortige ärztliche Therapie, weil die entstehende Schwellung im Rachenbereich zum Ersticken führen kann. Der Notarzt wird zur schnellen Wirkung ein Antihistaminikum und ein Cortison i.v. spritzen. Eventuell ist eine stationäre Beobachtung notwendig.

Ähnliches gilt bei einer allergischen Reaktion. Nach einer schnellen übermäßigen Hautreaktion kommt es bei Bienengiftallergikern bald zu Atemnot und Zeichen eines anaphylaktischen Schocks. Patienten reagieren extrem unruhig. Sie hyperventilieren, der Puls rast, der Blutdruck fällt. Die Patienten weisen kaltfeuchte, blassgraue Extremitäten und eine entsprechende Gesichtsfarbe auf. Hier ist ebenfalls schnelles ärztliches Handeln erforderlich. Der Notarzt wird Adrenalin zur Kreislaufstabilisierung spritzen. Glucocorticoide und Antihistaminika werden gegen die allergischen Entzündungsreaktionen eingesetzt. Gegen die Atemnot kann Theophyllin nötig werden. Die Volumensubstitution erfolgt mit einer Ringer-Lösung. Zwischen Bienengift und Wespen- und Hornissengift gibt es Kreuzallergien.

Patienten, die wissen, dass sie gegen Bienengift allergisch sind, werden zumindest im Sommer, wenn das Risiko eines Bienenstichs groß ist, ein Notfallmedikament zur Selbstinjektion (z.B. Anapen® Autoinjektor) bei sich tragen.

Nicht jede Schwellung ist dramatisch

Oft wird von Patienten eine stärkere Lokalreaktion mit einer Allergie gleichgesetzt. Erst bei einer Schwellung über zwei Gelenke sind orale Antihistaminika (Lorano®, Fenistil-24-Stunden®) medizinisch indiziert. Bei schwächeren Schwellungen können sie jedoch vorsorglich eingesetzt werden. Sinnvoll sind auf jeden Fall cortisonhaltige Salben oder Lotionen, wie Ebenol® oder Systral Hydrocort® gegen die entzündliche Schwellung. Rötung und Schwellung, die einige Tage nach dem Insektenstich auftreten, sind meist auf Sekundärinfektionen zurückzuführen. Besonders häufig passiert das bei Bremsenstichen. Hier helfen Rivanolumschläge oder Salben mit Povidon-Iod (Betaisodona®, Bepanthen-antiseptische Wundcreme®). Bei großflächigen Entzündungen (Phlegmone) kann eine antibiotische Therapie notwendig werden.

Systemische Erkrankungen durch Mückenstiche

Während Mückenstiche in unseren Breiten lästig, aber meist harmlos sind, sind sie es in tropischen und subtropischen Regionen, Gebieten mit hohem Malaria-Risiko, nicht mehr. In diesem Fall wird hoffentlich eine Malaria-Prophylaxe erfolgt sein und/oder eine Stand-by-Therapie zur Verfügung stehen.

Flohbisse

Typische Symptome zeigen Flohbisse. Hier finden sich meist Bisse in Dreiergruppe eng beieinander liegend in einem Hautareal. Die Behandlung erfolgt wie bei Mückenstichen symptomatisch. Um die Behandlung nachhaltig zu gestalten, ist es wichtig, den Ursprung der Flöhe ausfindig zu machen. Flöhe gelangen nur kurz zum Blutsaugen auf die menschliche Haut. Ansonsten leben sie in der Kleidung, auf Textilien oder bevorzugt im Fell von Tieren, z.B. Hunden oder Katzen. Tiere und Umgebung sollten mit Floh-abtötenden Mitteln behandelt werden (z.B. Bolfo® Flohschutzspray). Textilien sollten möglichst heiß gewaschen werden.

Zeckenbisse

Zeckenbisse sind vor allem lästig, aber durch die mögliche Übertragung von Borreliose oder FSME auch potenziell schädlich. Das Wichtigste ist hier die schnelle Entfernung der Zecke mithilfe einer geeigneten Zeckenzange. Zur Verhinderung von Sekundärinfektionen sollte die Bissstelle desinfiziert werden. Eine Übertragung von Borreliose oder FSME kann dadurch jedoch nicht ausgeschlossen werden.

Das Erstsymptom einer Borreliose ist das Erythema chronicum migrans, das mit einer Latenzzeit von bis zu fünf Monaten an der Bissstelle auftreten kann. Es zeigt sich in einer erhabenen Rötung, die sich ringförmig ausbreitet und schließlich von der Mitte her wieder erblasst. Zusätzlich können Missempfindungen, wie Fieber, ein unbestimmtes Krankheitsgefühl, Gelenkschmerzen auftreten. In diesem Fall ist eine antibiotische Therapie durch den Arzt erforderlich. Gegen FSME gibt es noch keine wirksame Therapie. Bei Aufenthalt in FSME-Risikogebieten ist eine prophylaktische Immunisierung empfehlenswert.

Vorbeugen ist immer besser als heilen

Besser als Insektenstiche und -bisse zu behandeln, ist es, ihnen vorzubeugen. Zur Vorbeugung gehören Kleidung, die möglichst viel Haut bedeckt, Repellentien (z.B. Autan®) zum Auftragen auf die Haut und fürs Haus Mückennetze vor Fenster und Türen. So können uns Insekten nur wenig anhaben und wir können Wanderungen durch Wald und Flur, Kaffeekränzchen auf der Terrasse oder laue Sommerabende im Freien trotz allem genießen.

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