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DAZ aktuell
Pfizer will Direktlieferung forcieren
Wie aus dem rund 40-seitigen Papier – als "Request for proposals" (RfP) bezeichnet – hervorgeht, will Pfizer nach einer Ausschreibung an pharmazeutische Großhandlungen und Unternehmen, die pharmazeutische Produkte in Deutschland distribuieren können, mehrere "Partner" auswählen, mit denen Pfizer das geplante Apothekendirektbelieferungsmodell umsetzen kann. Pfizer erwartet von den Unternehmen die Abgaben eines Angebots, zu welchen Konditionen sie die Belieferung der Pfizer-Arzneimittel an die Apotheken durchführen können.
Das Pfizer-Modell
Und so stellt sich das amerikanische Unternehmen die Arzneidistribution in Deutschland vor: Pfizer wird seine Produkte zunächst an die einzelnen Niederlassungen der ausgewählten Partner liefern. Dabei bleiben die Arzneimittel bis zur Lieferung in die Apotheke Eigentum von Pfizer. Die Partner werden die Auftragsannahme übernehmen und weiterhin für alle Prozesse in ihren Niederlassungen verantwortlich sein, wie z. B. Wareneingang, Lagerung, Kommissionierung, Retourenabholung. Pfizer wird Vorgaben definieren, nach denen die Produkte an die Apotheken auszuliefern sind. Die Rechnungsstellung an die Apotheke erfolgt vom Partner, wobei aber Skonti und Rabatte sowie die Vorgaben zur Gutschrift von Retouren von Pfizer festgelegt werden. Die Apotheke verhandelt bei Pfizer-Produkten dann nicht mehr mit dem Großhandel über Skonti oder Rabatte, sondern nur noch mit Pfizer.
Der Partner übermittelt mindestens einmal täglich die Daten der eingegangenen Bestellungen und Lieferungen inklusive Kundeinformationen elektronisch an Pfizer. Der Pharmahersteller will damit die vollkommene Transparenz über Lagerbestand und Warenbewegungen herstellen.
Die Großhandlungen sind nun aufgefordert, ein entsprechendes Angebot an Pfizer abzugeben, zu welchen Konditionen sie die von Pfizer geforderte Logistik übernehmen. Pfizer erwartet ein detailliertes Angebot der Partner, aus dem hervorgeht, wie man sich die Preisabschätzung vorstellt, so z. B. als prozentuale Vergütung auf Umsatzbasis, als Vergütung pro Packung oder eine Vergütung pro Aktivität. Auch Nachlässe gegenüber Pfizer (z. B. Staffelpreise) sind anzugeben. "Pfizer erwartet von seinen Partnern eine kontinuierliche Leistungssteigerung über die Dauer der Vereinbarung, was sich in der vorgeschlagenen Preisgestaltung widerspiegeln soll", so das Unternehmen in dem RfP. Das Volumen, um das es hier geht, umfasst 750 verschreibungspflichtig Arzneimittel und 30 Mio. Packungen. Das Angebot der Partner soll bis zum 9. August bei Pfizer eingegangen sein.
Großhandel skeptisch
Aktuelle, offizielle Statements zu diesem Papier waren vom Großhandel bisher nicht zu bekommen. Erst in dieser Woche wird man sich über den Bundesverband des Pharmazeutischen Großhandels intensiv über den Vorstoß von Pfizer austauschen und beraten. Gesprächen mit Insidern war jedoch zu entnehmen, dass man das Pfizer-Papier sehr skeptisch sieht: Der Großhandel ist erfahrungsgemäß über das Direktgeschäft nicht erfreut. Außerdem würde ein solcher Vertrag, wie Pfizer ihn sich vorstellt, den Großhandel erheblich in seiner Handlungsfähigkeit als Grossist einschränken. Ein Verteilen der Pfizer-Ware innerhalb von Großhandelsfilialen wäre dann zum Beispiel wohl nur noch mit Zustimmung von Pfizer möglich.
Was bedeutet das RfP für den Apotheker?
Die Auswirkungen des Pfizer-Papiers können nur schwer in seiner ganzen Tragweite abgeschätzt werden, so dieses Papier tatsächlich umgesetzt werden sollte und Großhandlungen oder sonstige Logistik-Partner sich darauf einlassen sollten. Zwar ist der Apotheker frei, bei welchem Pfizer-Partner er die Pfizer-Produkte bestellt, aber möglicherweise wird das dann nicht mehr bei jedem Großhändler möglich sein. Zu welchen Konditionen eine Apotheke Pfizer-Produkte beziehen darf, legt Pfizer fest. Die Apotheke wird über die Pfizer-Umsätze dann eine gesonderte Rechnung erhalten. Sollte das Beispiel Pfizer Schule machen, dann wird die Apotheke in Zukunft mit weiteren Großfirmen Einzelgespräche über Konditionen führen müssen.
Aktuelle Arzneimittelfälschung in Großbritannien
Wie von Pfizer zu hören war, strebt das Unternehmen mit dem Vorstoß, seine Produkte in Zukunft nur noch direkt an ausgewählte Partner ausliefern zu wollen, eine größere Transparenz des Arzneimittelflusses an und damit mehr Schutz vor Arzneimittelfälschungen. In diesem Zusammenhang weist Pfizer auf die in Großbritannien aktuell aufgetauchten gefälschten Packungen von Lipitor hin (Wirkstoff Atorvastatin, in Deutschland als Sortis auf dem Markt). Mit einer groß angelegten Rückrufaktion werden derzeit alle Lipitor-Präparate mit einer bestimmten Chargenbezeichnung zurückgerufen, da im Markt gefälschte Lipitor-Präparate aufgetaucht sind, die dieselbe Chargennummer wie die Originalware tragen.
Aktuelle Arzneimittelfälschung in Großbritannien
Wie von Pfizer zu hören war, strebt das Unternehmen mit dem Vorstoß, seine Produkte in Zukunft nur noch direkt an ausgewählte Partner auslie- fern zu wollen, eine größere Transparenz des Arzneimittelflusses an und damit mehr Schutz vor Arzneimittelfälschungen. In diesem Zusammen- hang weist Pfizer auf die in Großbritannien aktuell aufgetauchten ge- fälschten Packungen von Lipitor hin (Wirkstoff Atorvastatin, in Deutsch- land als Sortis auf dem Markt). Mit einer groß angelegten Rückrufaktion werden derzeit alle Lipitor-Präparate mit einer bestimmten Chargenbe- zeichnung zurückgerufen, da im Markt gefälschte Lipitor-Präparate aufge- taucht sind, die dieselbe Chargennummer wie die Originalware tragen.
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