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Arzneimittel und Therapie
Ruboxistaurin schützt die Nerven
Eine gefürchtete Folge des Diabetes sind Schäden an Blutgefäßen und Nerven, die so genannten mikro- und makrovaskulären Komplikationen. Bei Typ-2-Diabetikern entwickeln sich die Störungen häufig bereits im prädiabetischen Stadium. Zu diesem Zeitpunkt wissen Betroffene meist gar nicht, dass sie an Diabetes erkrankt sind. Diabetische mikrovaskuläre Komplikationen, wie die diabetische Retinopathie, die diabetische Neuropathie und auch die diabetische Nephropathie, werden gerade in den Frühstadien oft nicht erkannt und nicht ernst genommen
Makro- und mikrovaskuläre Komplikationen
Zu den makrovaskulären Komplikationen zählen die koronare Herzerkrankung, die periphere arterielle Verschlusskrankheit, zerebrovaskuläre Stenosen und abdominelle Gefäßstenosen. Mikrovaskuläre Komplikationen, also Schäden an kleinen Gefäßen, führen unter anderem zu Schäden an den Nieren, zur autonomen kardialen diabetischen Neuropathie, zur Retinopathie, zur peripheren Polyneuropathie und zum diabetischen Fuß.
- Unter einer diabetischen Retinopathie leiden 50 % der Menschen mit Typ-1-Diabetes und 15 % der Typ-2-Diabetiker. Als Folge dieser Erkrankung erblinden in Deutschland pro Jahr 3000 bis 4000 Patienten.
- Auf das Konto der diabetischen Nephropathie gehen jährlich hierzulande 4000 neue Fälle an terminaler Niereninsuffizienz. Das bedeutet, dass bei 4000 Patienten eine Dialysebehandlung oder eine Nierentransplantation notwendig wird.
- Fast jeder dritte Diabetiker leidet unter einer diabetischen Polyneuropathie. Sie geht mit einem stark erhöhten Risiko für die Entwicklung von Fußulzera einher, die sogar eine Amputation nötig machen können. Die Polyneuropathie führt zu Schmerzen und Dysästhesien, die vor allem in Ruhe und nachts auftreten. Ist das autonome Nervensystem betroffen, kann es zum Beispiel zur Schlafapnö, zu Blasenentleerungsstörungen und zu Störungen in der Erregungsleitung des Herzens kommen.
Verschiedene Therapieansätze
Die Entwicklung dieser Schäden kann zum einen durch eine optimale Diabeteseinstellung verzögert werden. Zum anderen gibt es verschiedene mehr oder weniger befriedigende Therapieansätze, um Gefäße und Nerven zu schützen oder sogar zu regenerieren. Zur symptomatischen Therapie der diabetischen Polyneuropathie werden unter anderem Alpha-Liponsäure, trizyklische Antidepressiva und Capsaicin eingesetzt.
- p>Als Pathomechanismen für die Schäden werden derzeit mehrere Mechanismen diskutiert:
- eine Überaktivierung des Polyolwegs,
- die vermehrte Bildung von Glykosilierungsendprodukten (AGEs),
- oxidativer Stress,
- Überaktivierung der Proteinkinase C.
Ruboxistaurin hemmt Proteinkinase C-beta
Ruboxistaurin soll Diabetikern in Zukunft eine weitere Behandlungsmöglichkeit bieten. Die neue Substanz hemmt die Proteinkinase C-beta mit hoher Selektivität. Dieses Enzym scheint bei der Pathogenese diabetischer Schäden eine wichtige Rolle zu spielen. Es wird als Folge einer Hyperglykämie aktiviert, was zahlreiche Störungen nach sich zieht: Die Gefäße werden durchlässiger und die Synthese der Basalmembran, die Zellproliferation und die Signaltransduktion von Hormonen und Wachstumsfaktoren verändern sich so, dass die Ausbildung der diabetischen Spätschäden begünstigt wird. Lässt sich die Aktivierung der Proteinkinase C verhindern, können möglicherweise auch diabetische Folgeschäden verhindert werden.
Ruboxistaurin hat in verschiedenen Versuchen in vitro und bei Versuchstieren gezeigt, dass die Substanz den Blutfluss in den Gefäßen steigern kann und dosisabhängig die Funktion motorischer und sensorischer Nerven verbessert. Zum Beispiel erhöhte Ruboxistaurin in Tierversuchen die Nervenleitgeschwindigkeit und verbesserte die diabetische Neuropathie.
Phase-II-Studien erfolgreich
Ruboxistaurin wurde auch beim Menschen bereits in Phase-II-Studien erfolgreich getestet. Dabei zeigten sich viel versprechende Ergebnisse bei der Behandlung mikrovaskulärer Komplikationen und zwar insbesondere bei der diabetischen Neuropathie, der diabetischen Retinopathie und bei der diabetischen Makulopathie.
In einer Studie wurden 82 Patienten ein Jahr lang entweder mit 32 oder 64 mg Ruboxistaurin behandelt wurden. Unter dieser Therapie besserten sich die sechs wichtigsten Symptome der diabetischen Neuropathie: brennende, stechende, stumpfe Schmerzen, gesteigerte Schmerzempfindlichkeit, Parästhesien und Taubheitsgefühl. Diese sechs Symptome werden als neuropathischen Symptom-Score-6 (NTSS-6) zusammengefasst. Die Therapie mit Ruboxistaurin führte auch zu einer deutlichen Verbesserung der Vibrationsschwelle.
In einer anderen Studie hielt die Substanz das Fortschreiten der diabetischen Retinopathie auf: Unter der Therapie mit 32 mg Ruboxistaurin täglich war der Visusverlust geringer als in der Plazebogruppe, und dieses Ergebnis war statistisch signifikant.
Ruboxistaurin war bisher gut verträglich. Die auffälligste Nebenwirkung war eine Rotfärbung des Urins sowie rote Ablagerungen in der Augenlinse bei Hunden bei extrem hohen Dosen. In den nächsten Monaten werden die Ergebnisse aus Phase-III-Studien erwartet, in denen Ruboxistaurin ein Jahr lang eingesetzt wurde.
Quelle
Dr. Dan Ziegler, Düsseldorf; Priv.-Doz. Dr. Thomas Forst, Mainz; Pressekonferenz "Neue Chancen für diabetesgeschädigte Nerven", Berlin, 6. Mai 2005, veranstaltet von Lilly Deutschland. hel
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