Prisma

Schwangere konsequenter auf HIV und Hepatitis B testen

Es sind nur wenige Fälle, doch sie wären fast alle vermeidbar: In Deutschland kommen immer wieder Kinder mit lebensbedrohlichen Infektionen zur Welt, weil ihre Mütter nicht, wie in den Mutterschaftsrichtlinien vorgesehen, auf HIV oder auf Hepatitis-B-Viren getestet wurden. Hier besteht für Gynäkologen also dringender Handlungsbedarf.

In Deutschland werden derzeit pro Jahr etwa 200 Kinder geboren, deren Mütter mit dem Immunschwächevirus HIV infiziert sind. Wenn Ärzte diese Schwangeren qualifiziert betreuen und behandeln sowie bei der Geburt vorbeugende Maßnahmen ergreifen, beträgt das Risiko, dass die Erreger auf das Kind übertragen werden, 1,7 Prozent. Dies belegt eine Untersuchung an mehreren Universitätsfrauenkliniken, die vor kurzem auf dem 55. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe in Hamburg vorgestellt wurde.

Eine andere Studie, bei der die Ärzte eine antivirale Kombinationstherapie bei den Schwangeren einsetzten, ergab, dass von 80 behandelten Frauen keine einzige ihr Kind infizierte. "Diese Studien belegen", so Prof. Dr. Klaus Vetter, Präsident der Fachgesellschaft, "dass der in den Mutterschaftsrichtlinien vorgesehene HIV-Test konsequent bei allen Schwangeren eingesetzt werden sollte, damit die Infektion erkannt und behandelt und beim Kind vermieden werden kann."

Doch die Realität sieht leider anders aus. Das HIV-Risiko wird in der Schwangerschaft nicht ernst genug genommen. Auch in der Vorbeugung gegen eine Infektion mit dem Hepatitis-B-Virus (HBV) vor und während der Geburt gibt es Lücken. Jedes Jahr stecken sich in Deutschland 25 000 bis 50 000 Menschen mit diesem Virus an. "Die Mutterschaftsrichtlinien schreiben einen HBV-Test vor, doch auch diese Vorsorgeuntersuchung wird leider nicht flächendeckend umgesetzt", kritisierte Vetter. ral

Quelle: Pressemitteilung der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften.

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