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TTS-Pflaster: Tipps zur Beratung
TTS-Pflaster machen sich eine Eigenschaft unseres flächenmäßig größten Organs zu Nutze, die Permeabilität unserer Haut. Die sanfte Art der perkutanen Aufnahme niedermolekularer Verbindungen macht diese systemisch verfügbar und erfolgt dabei kontinuierlich über einen längeren Zeitraum. Ein weiterer Vorteil gegenüber peroraler Applikation ist die Umgehung des Gastrointestinaltrakts, was eine möglicherweise allzu schnelle Metabolisierung verhindert. Nicht zuletzt schont dies auch die Leber.
Da TTS nur eine relativ kleine Fläche zur Freisetzung bieten und die Aufnahmefähigkeit und Durchlässigkeit der Haut limitiert ist, eignen sich die Pflaster vor allem für potente Wirkstoffe. So wundert es nicht, dass bislang nur wenige Wirkstoffe auf diesem Weg verabreicht werden.
Prädestiniert für den TTS-Einsatz und dementsprechend populär sind insbesondere Hormonsubstitutionssysteme mit Estradiol oder Testosteron. Aber auch hochpotente Schmerzmittel, koronaraktive Verbindungen oder Nicotin werden per TTS verabreicht.
Zwei Kategorien von TTS
TTS werden primär in zwei Kategorien unterteilt. Zum einen gibt es matrixdiffusionskontrollierte TTS, bei denen der Wirkstoff in einer mehr oder weniger komplex aufgebauten Matrix gespeichert ist, die direkten Hautkontakt hat.
Zum anderen gibt es membrankontrollierte Systeme. Hier trennt eine permeable Membran das Wirkstoffreservoir von der Haut. Dieses System hat den Vorteil einer relativ gleichmäßigen Freigabe, birgt aber auch die Gefahr einer extrem schnellen Freisetzung einer zu hohen Wirkstoffmenge bei Beschädigung der Membran. Bei dieser Art Pflaster ist also unbedingt auf Unversehrtheit der Membran zu achten.
Haut auf das Pflaster vorbereiten
Beanstandungen, mit denen sich Apotheken an das ZL wenden, beziehen sich zumeist auf schlechte Haftung oder mangelnde Wirksamkeit der TTS. Wenn ein TTS-Pflaster nicht richtig hält oder nach kurzer Zeit sogar abfällt, ist oft unsachgemäße Handhabung die Ursache. Bei der Entwicklung der Haftschicht müssen die Hersteller einige Kompromisse eingehen.
Die verwendeten druckempfindlichen, hochviskosen Haftkleber müssen bei guten kohäsiven und adhäsiven Eigenschaften auch eine verlässliche Freisetzung des Wirkstoffs gewährleisten. Außerdem sollten sie nicht reizend oder Allergie auslösend wirken und die strukturelle Integrität der äußeren Epidermis nicht allzu sehr beeinträchtigen.
Auch wenn die Haftvermittler an den lipophilen Charakter der Haut angepasst werden, so verhindert ein üppiger Fettfilm doch den Hautkontakt. Vor der Anwendung des Pflasters ist die entsprechende Hautpartie demnach zu reinigen, und zwar nicht mit stark rückfettenden Mitteln.
Verschiedene Duschcremes oder feuchtigkeitspendende Seifen sind also ebenso zu vermeiden wie eine Behandlung mit einer Bodylotion oder etwa Sonnenmilch. Die Haut sollte nach einem Waschvorgang mit heißem Wasser abkühlen und gut trocknen, sie sollte nicht mit Schweiß benetzt und nicht verletzt oder gereizt sein. Eventuelle Behaarung kann schonend entfernt werden.
Das Pflaster sollte nicht geknickt und nach Entnahme aus der Verpackung nicht auf der Klebefläche berührt werden. Nach Auflegen auf die Haut sollte es etwa eine halbe Minute lang fest und gleichmäßig angedrückt werden, insbesondere an den Rändern. Für eine korrekte Handhabung sind die jeweiligen Herstellerangaben zu beachten.
Hier lohnt sich also wie immer ein Blick in die Packungsbeilage. In der Apotheke sollte der Patient nochmals auf diese kleine Pflichtlektüre hingewiesen werden. Es ist eine wenig aufwändige aber vorbildliche Geste, dem Patienten die Charakteristika und Anwendung des Produkts zu erläutern.
Worauf man achten sollte
Auch bei sachgemäßer Handhabung kann sich ein transdermales Pflaster lösen. TTS sind meist auf tagelanges Tragen ausgelegt, man kann mit ihnen unter Umständen auch Schwimmen gehen und schweißtreibenden Sport ausüben. Da die Haut aber ein dynamisches und höchst individuelles System ist, kann bei einigen Personen die Haftung durchaus weniger fest sein.
Beanstandete mangelnde Wirksamkeit ist bei den qualitativ hochwertigen Produkten des deutschen Markts kaum auf Unterdosierung zurückzuführen. Eine genaue Problemanalyse ist ohne Kenntnis aller Umstände nicht möglich, aber auch hier dürften eher individuelle Faktoren eine Rolle spielen.
Abweichungen der Permeabilität der Haut sind ebenso denkbar wie begleitende Parameter, beispielsweise unterschiedliche Schweißabsonderung. Auch die Platzierung des TTS an einer geeigneten Position sollte berücksichtigt werden, entsprechend der Produktinformation.
Das etwas andere Arzneimittel
Produkte verschiedener Hersteller können durchaus unterschiedliche Hilfsstoffe beinhalten. Insbesondere durch Variation der so genannten Enhancer, Permeationspromotoren, kann möglicherweise unterschiedliches Resorptionsverhalten resultieren. Auch wenn diese Unterschiede oft nicht groß sind (die Freisetzungsraten sind natürlich spezifiziert), kann das Empfinden der Wirkung individuell differieren.
Und auch die Psyche trägt wie immer ihren Teil dazu bei. Durch die kompetente Beratung in der Apotheke wird dem Patienten jedoch die notwendige Sicherheit vermittelt, TTS als das etwas andere Arzneimittel erfolgreich zu verwenden.
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