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Arzneimittel und Therapie
Azelainsäure jetzt auch zur Rosazea-Behandlung
Die therapeutische Wirksamkeit von Azelainsäure bei Akne basiert vermutlich auf einer antimikrobiellen Wirkung und einem direkten Einfluss auf die Hyperkeratosis follicularis. In vitro und in vivo hemmt Azelainsäure die Proliferation von Keratinozyten und normalisiert die bei Akne gestörten terminalen Differenzierungsprozesse der Epidermis. Klinisch werden eine signifikante Reduktion der Besiedlungsdichte von Propionibacterium acnes und eine deutliche Abnahme des Anteils freier Fettsäuren in den Lipiden der Hautoberfläche beobachtet.
Der Mechanismus, über den Azelainsäure in pathogene Ereignisse bei der Rosazea eingreift, ist unbekannt. Die Ergebnisse mehrerer In-vitro- und Ex-vivo-Studien deuten darauf hin, dass Azelainsäure die Entstehung von proentzündlichen, reaktiven Sauerstoffspezies reduziert und dadurch einen entzündungshemmenden Effekt ausübt.
Azelainsäure hemmt Entzündungen
Die therapeutische Wirksamkeit von 15%igem Azelainsäure-Gel wurde in zwei Trägersubstanz-kontrollierten multizentrischen Doppelblindstudien untersucht. In der Verumgruppe (333 Patienten) gingen die entzündlichen Läsionen bei 54% der Patienten zurück, in der Kontrollgruppe (331 Patienten) bei 39%. Das persistierende Erythem verminderte sich bei 44 bis 46% der mit Azelainsäure Behandelten und bei ca. 28% der mit der Gelgrundlage Behandelten.
Die Studienergebnisse belegen, dass Azelainsäure-Gel zweimal täglich angewendet eine wirksame und gut verträgliche topische Behandlungsmethode für eine moderate, papulo-pustulöse Rosazea darstellt. In einer weiteren multizentrischen Doppelblindstudie konnte eine überlegene Wirksamkeit von Azelainsäure 15% Gel gegenüber Metronidazol 0,75% Gel nachgewiesen werden.
Unter dem Azelainsäure-Gel wurden Papeln und Pusteln um einen signifikant höheren Anteil (– 72,7%) reduziert als unter Metronidazol-Gel (– 55,8%). Eine signifikante Besserung war auch bei Erythemen zu beobachten. Mit Azelainsäure-Gel trat bei 56% der Patienten eine kontinuierliche Besserung über die gesamte Studienlänge von 15 Wochen auf.
Unter Metronidazol-Gel war eine Besserung der Erytheme bei 42% der Patienten zu beobachten. Ein Vorteil der Azelainsäure ist, dass im Gegensatz zu Antibiotika keine Resistenzen erzeugt werden. Es ist daher auch zur Langzeittherapie geeignet. Da Azelainsäure nicht toxisch, teratogen oder mutagen ist, kann sie auch während Schwangerschaft und Stillzeit angewendet werden.
Genaue Ursache ist noch unbekannt
Rosazea (gelegentlich fälschlicherweise als Acne rosacea bezeichnet) ist unter mehreren Namen bekannt: Couperose, Kupferrose, Kupferfinne. Sie ist eine nicht infektiöse, chronisch entzündliche Dermatose, die in Schüben verläuft. Schätzungsweise sind in Deutschland bis 5 Millionen Menschen von der Erkrankung betroffen. In der Regel beginnt sie im 4. und 5. Lebensjahrzehnt, selten tritt sie schon vor dem 30. Lebensjahr auf. Frauen sind häufiger als Männer betroffen. Die schwerste Form mit starken Bindegewebswucherungen, die zur Knollennase führen (das so genannte Rhinophym), tritt jedoch fast nur bei Männern auf. Die genauen Ursachen für Rosazea sind noch unbekannt. Eine genetische Disposition ist höchstwahrscheinlich gegeben.
Auslösende oder verstärkende Faktoren für Rosazea sind: Stress, Hitze, Sonne, Kälte, Wind, Alkohol, scharfe Gewürze, heiße Speisen oder hautreizende Substanzen. Erstes Anzeichen der Entwicklung einer Rosazea sind flüchtige Erytheme auf der Gesichtshaut. Spätere Phasen sind gekennzeichnet durch persistierende, wangenbetonte Erytheme und Teleangiektasien. Hinzu kommen entzündliche Papeln und Pusteln oder Knoten. Die schwerste Ausprägung ist das Rhinophym. Häufig werden bei einer Rosazea auch die Augen in Mitleidenschaft gezogen, in Form einer Blepharitis, Konjunktivitis oder seltener auch Keratitis.
Die Grundlage der Rosazea ist offenbar die Neigung, auf bestimmte Reize mit ausgeprägten Gesichtsrötungen zu reagieren, die nach einer Weile wieder abklingen. Dieser Rötungszustand wird auch Flush genannt. Zwar weiß man, dass Alkoholkonsum bei jemanden, der ohnehin die Veranlagung dazu hat, einen neuen Rosazea-Schub auslösen kann. Aber auf keinen Fall kann man umgedreht behaupten, jeder Rosazea-Patient sei Alkoholiker.
Die Rosazea ist nicht vollständig heilbar, die Symptome können aber gut behandelt werden, und ihr Verlauf kann gebremst, oft sogar zum Stillstand gebracht werden. Hierbei spielen eine rechtzeitige Diagnose, eine entsprechende Verhaltensänderung und frühzeitige Behandlung eine wichtige Rolle. Die medikamentöse Behandlung – möglichst unter der fachärztlichen Aufsicht eines Dermatologen – muss dem jeweiligen Stadium der Krankheit angepasst werden. ck
Tipp
Ein ausführlicher Ratgeber zur Rosazea, der zu einem besseren Verständnis beiträgt und Perspektiven zur Behandlung aufzeigt, kann im Internet unter www.informationszentrale-haut.de heruntergeladen werden.
Rosazea
- hat nichts mit Alkoholismus zu tun
- ist nicht ansteckend
- juckt nicht (Ausnahme: Augenbeteiligung)
- tut nicht weh (Ausnahme: Augenbeteiligung)
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