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Deutsches Zentrum für Qualität in der Medizin: VFA und Ministerium streiten um
"Die Qualitäts- und Effizienzoffensive unserer Gesundheitsreform ist unverzichtbar, damit die gesetzlich Krankenversicherten weiterhin Zugang zu innovativen Arzneimitteln haben", erklärte Schmidt am 3. Juni an die Adresse des VFA gerichtet.
Würde nicht dafür gesorgt, dass gerade auch im Arzneimittelbereich jeder Euro für nachgewiesene Qualität und belegten Nutzen ausgegeben wird, würden die Gelder der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) für die Versorgung mit echten Innovationen knapp.
Die Ministerin: "Mir fehlt jedes Verständnis dafür, dass aus offensichtlich verbandspolitischen Interessen immer noch zäh reine Besitzstandswahrung betrieben wird". Es sei unverantwortlich, Patienten damit zu erschrecken, dass die Versorgung mit neuen Arzneimitteln gefährdet würde, so Schmidt weiter.
Der Entwurf zum Gesundheitssystem-Modernisierungsgesetz (GMG) sehe vor, dass neue Arzneimittel unabhängig von der erfolgten Bewertung durch das Deutsche Zentrum sofort zur Verfügung stehen. Die Ministerin möchte die Kosten-Nutzen-Bewertung gar als Anreiz für die Pharmaindustrie verstanden wissen: Sie soll ihre Forschungsanstrengungen auf echte Innovationen konzentrieren – dann können die Hersteller auch zukünftig "angemessene höhere Preise" erzielen.
VFA lässt sich nicht von Schmidt überzeugen
Für Cornelia Yzer, VFA-Hauptgeschäftsführerin, ziehen diese Argumente nicht: "Die Ministerin will offenbar davon ablenken, welche gravierenden Folgen auf die Patienten durch den von ihr geplanten bürokratischen Moloch eines Zentralinstituts zukommen" entgegnete die VFA-Chefin.
Den Ärzten werde die Therapiesicherheit fehlen, bis die Kosten-Nutzen-Bewertung eines Arzneimittels erfolgt ist. Und das werde sie vorsichtiger verordnen lassen – unabhängig davon wann eine Erstattung erfolgen kann.
Yzer bleibt dabei: "Gesetzlich Versicherte müssen fürchten, dass sie auf lebenswichtige, innovative Arzneimittel länger warten müssen". Das geplante Zentrum sei nur eine Zusatzhürde, die nichts mit Qualität zu tun habe. Kassenpatienten würden zu "Standardpatienten" gemacht, weil sie neue Arzneimittel nur noch dann verordnet bekämen, wenn im Vergleich zur "Standardtherapie" höhere Kosten gerechtfertigt seien.
Ihr kategorisches "Nein" zum Zentrum machte die VFA-Chefin erneut in einem Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung (SZ, Ausgabe vom 6. Juni) deutlich: Eine zusätzliche Prüfbehörde, so Yzer, sei das letzte, was einem kränkelnden Gesundheitswesen helfen könne.
Auf das SZ-Interview reagierte prompt Klaus Theo Schröder, Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium: Das Ministerium erwarte nicht, dass die Kosten-Nutzen-Bewertung von Arzneimitteln durch das Deutsche Zentrum allen Pharmafirmen gefalle. Doch die Inszenierung "Pharmaindustrie macht sich zum Anwalt der Patientinnen und Patienten" sei zu durchsichtig, so Schröder. "Jeder weiß: der VFA ist allein Interessenvertreter der Pharmaindustrie."
Das von Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt geplante Deutsche Zentrum für Qualität in der Medizin ist ein rotes Tuch für die pharmazeutische Industrie. Seit die Ministerin das erste Mal sagte, sie wolle patentgeschützte Arzneimittel künftig einer Kosten-Nutzen-Bewertung durch eine zentrale Einrichtung unterziehen, machen die Pharmaverbände – allen voran der Verband der Forschenden Arzneimittelhersteller (VFA) – gegen das Vorhaben mobil. Doch das Bundesgesundheitsministerium weist die Behauptung des Verbands, das Institut werde die Verschreibung innovativer Medikamente verzögern, beharrlich zurück.
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