Arzneimittel und Therapie

Topische Glucocorticoide: Auswahlkriterien für den gezielten Einsatz

Die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG) hat einen so genannten therapeutischen Index für die acht in Deutschland am häufigsten eingesetzten topischen Glucocorticoide erarbeitet. Dieser therapeutische Index basiert auf der wissenschaftlichen Bewertung von Literatur zu Wirkung und Nebenwirkung der einzelnen topischen Glucocorticoide. Er wird aus dem Quotienten von Wirkung zu Nebenwirkung gebildet.

Die wesentlichen Kriterien zur Bewertung der Glucocorticoide waren wissenschaftliche Untersuchungen über die Vasokonstriktion, das UV-Erythem und die Wirkung bei entzündlichen Hauterkrankungen wie dem atopischen Ekzem. Für die Bewertung der unerwünschten Wirkungen wurden die Hautatrophie, die Beeinflussung der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse und das allergene Potenzial herangezogen. Je besser ein topisches Steroid wirkt und je geringer seine Nebenwirkungen sind, desto größer ist sein therapeutischer Index.

Therapeutischer Index 1 bis 1,2

Hydrocortison (therapeutischer Index: 1) ist das erste Präparat, das im klinischen Alltag angewendet wurde. Hier halten sich wie auch bei Triamcinolonacetonid erwünschte und unerwünschte Wirkungen die Waage. Das antiphlogistische Potenzial ist gering.

Gering sind allerdings auch das atrophogene und allergene Potenzial von Hydrocortison. Bei sachgemäßer Anwendung sind keine systemischen Effekte zu erwarten. Klassisches Einsatzgebiet von Hydrocortison sind die Kurz- und Langzeittherapie von schwach ausgeprägten Ekzemen und sonstigen steroidsensitiven Dermatosen.

Triamcinolonacetonid (1,06) eignet sich für die Kurzzeittherapie von schwach bis mittelstark ausgeprägten Ekzemen und sonstigen steroidsensitiven Dermatosen. Triamcinolonacetonid wirkt zwar stärker als Hydrocortison, hat aber stark atrophogene und mögliche systemische Effekte.

Bei Betamethasonvalerat (1,2) überwiegen die erwünschten gegenüber den unerwünschten Wirkungen nur marginal. Die Substanz besitzt eine gute antiphlogistische Wirkung und hat ein geringes allergenes Potenzial. Sie wirkt allerdings stark atrophogen und hat mögliche Systemeffekte.

Betamethasonvalerat kann zur Kurz- und Langzeittherapie von schwach bis mittelstark ausgeprägten Ekzemen und von sonstigen steroidsensitiven Dermatosen eingesetzt werden. Die Indikation zur Anwendung im Gesichtsbereich sollte bei allen drei Substanzen streng gestellt werden. Hydrocortison eignet sich im Gegensatz zu den anderen beiden Substanzen auch für Kleinkinder.

Therapeutischer Index 1,4 bis 1,5

Bei Hydrocortisonbutyrat und Clobetasolpropionat (therapeutischer Index 1,4 bzw. 1,5) überwiegen die erwünschten gegenüber den unerwünschten Wirkungen leicht. Neben einer guten antiphlogistischen und schwach atrophogenen Wirkung zeigt sich bei Hydrocortisonbutyrat ein vergleichsweise stark allergenes Potenzial.

Clobetasolpropionat wirkt stark antiphlogistisch, allerdings auch stark atrophogen. Das allergene Potenzial ist wie auch bei Clobetasolpropionat gering. Systemische Effekte sind bei beiden Substanzen möglich. Hydrocortisonbutyrat eignet sich zur Langzeittherapie von schwach bis mittelstark ausgeprägten Ekzemen und sonstigen steroidsensitiven bis mäßig steroidsensitiven Dermatosen. Die Indikation zur Anwendung im Gesichtsbereich sollte streng gestellt werden.

Clobetasolpropionat wird wegen seiner sehr starken Wirkung zur Kurzzeittherapie stark ausgeprägter Ekzeme und bullöser Dermatosen sowie zur Langzeittherapie starker Ekzeme und sonstiger steroidsensitiver Dermatosen eingesetzt. Die Indikation zur Anwendung im Gesichtsbereich und bei Säuglingen und Kleinkindern sollte streng gestellt werden.

Therapeutischer Index 2 bis 2,25

Bei den drei Substanzen, die einen therapeutischen Index von 2 (Prednicarbat) und 2,25 (Methylprednisolonaceponat, Mometason) erhalten haben, überwiegen die erwünschten deutlich im Vergleich zu den unerwünschten Wirkungen. Alle drei sind im Vergleich zu den anderen Substanzen mittelstark wirksam.

Prednicarbat zeigt ein gute antiphlogistische Wirkung und hat ein nur geringes atrophogenes und allergenes Potenzial. Bei sachgemäßer Anwendung sind in der Regel keine Systemeffekte zu erwarten. Methylprednisolonaceponat und Mometason zeigen neben einer guten antiphlogistischen Wirkung nur eine geringe Atrophogenität. Das allergene Potenzial scheint nach den bisherigen Daten gering zu sein. Bei sachgemäßer Anwendung sind systemische Effekte nicht zu erwarten.

Alle drei Substanzen sind ist zur Kurz- und Langzeittherapie bei schwach bis mittelstark ausgeprägten Ekzemen und sonstigen steroidsensitiven Dermatosen geeignet. Die Indikation zur Anwendung im Gesichtsbereich und bei Säuglingen sollte streng gestellt werden. Mometason scheint für die Anwendung bei Kleinkindern gut geeignet zu sein.

Quelle

Prof. Dr. Hans C. Korting, München; Prof. Dr. Thomas Luger, Prof. Dr. Peter Elsner, Jena; Prof. Dr. Martina Kerscher, Hamburg; Prof. Dr. Thomas Luger, Münster; Pressesymposium "Ecural – die sichere Kortisontherapie durch TIX", Berlin, 8. Mai 2003, veranstaltet von Essex Pharma, München.

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