- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 35/2002
- Asthmatherapie: ...
Arzneimittel und Therapie
Asthmatherapie: Theophyllin – Die "Grand Dame" der Asthmatherapie wird 80
Kaffee trinken empfahl der Londoner Arzt Hyde Salter seinen Asthmatikern bereits 1859 und führte damit die Methylxanthine in die Therapie ein. Startschuss für die gezielte orale Behandlung mit Theophyllin war eine Publikation von Samuel Hirsch im Jahr 1922. Seither hat sich in Sachen Theophyllin wenig geändert.
Theophyllin als Komedikation
In den vergangenen 80 Jahren ist es weder gelungen Methylxanthine zu entwickeln, die zielgerichteter wirken, noch Theophyllin in eine inhalierbare Form zu bringen. Geändert hat sich jedoch der Stellenwert in der Therapie. So wird es primär in der Komedikation bei Asthma bronchiale (Stufe 3 und 4) zur Einsparung inhalativer Steroide eingesetzt sowie in der Second-line-Therapie mäßig ausgeprägter und schwerer Formen der chronisch obstruktiven Atemwegserkrankung COPD (Stufe 2 und 3). Seine Bedeutung in der Monotherapie hat es dagegen verloren.
Nicht nur bronchospasmolytisch aktiv
Theophyllin wirkt durch die nicht-selektive Hemmung von Phosphodiesterasen bronchospasmolytisch. Weitergehende Studien zeigen aber auch ein antientzündliches Potenzial. Zudem lassen sich einige "Nebenwirkungen" als günstige additive Effekt nutzen. Bei COPD (chronic obstructive pulmonary disease) gilt die zentral stimulierende Wirkung und, insbesondere bei Herzinsuffizienten, die Diurese als günstig. In der Akutsituation - beim Status asthmaticus und der exazerbierten COPD - kommt Theophyllin als Tropfen, Infusionslösung oder Brausetabletten zum Zuge.
Nach Kaffeegewohnheiten fragen
Wichtig für die Sicherheit der Behandlung ist eine zuverlässige Therapiesteuerung durch regelmäßige Bestimmung der Theophyllinspiegel im Blut. Angestrebt werden Zielwerte von 10 mg/l oder darunter, die auch hinsichtlich der Verträglichkeit unproblematisch sind. Epileptische Anfälle werden erst ab Blutspiegelkonzentrationen von 40 mg/l beobachtet. Auf Interaktionen mit Medikamenten und Nahrungsmitteln muss deswegen jedoch besonders geachtet werden.
Vor allem den Kaffeekonsum des Patienten gilt es zu berücksichtigen. Die Wirkung von Theophyllin und Coffein kann sich nämlich addieren und den Methylxanthinwert in problematische Bereiche treiben. Kritisch ist dabei weniger der typisch deutsche "Blümlekaffee", sondern starke Varianten wie der Espresso mit 150 mg Coffein pro Tasse. Das Problem: Bei der Analyse der Theophyllinspiegel im Blut wird Coffein nicht mit erfasst. Trinkt jemand viel starken Kaffee muss die Theophyllindosis entsprechend gesenkt werden - oder der Patient reduziert seinen Kaffeekonsum.
Galenik garantiert konstante Wirkstoffspiegel
Um in der Dauertherapie die Theophyllinspiegel konstant zu halten, werden retardierte Arzneiformen verwendet. Das Retardpräparat Bronchoretard® mit 350 mg Theophyllin pro Tablette, das in diesem Jahr seinen zwanzigsten Geburtstag feiert, gewährleistetet durch eine "intelligente" Pelletarzneiform, dass Theophyllin im Gastrointestinaltrakt unabhängig von pH-Wert, Agitatio oder Fettgehalt der Nahrung freigesetzt wird. Wirkstoff und Hilfsstoffe sind in fester Form in eine Diffusionsmembran mit Mikroporen eingebettet. Dringt Flüssigkeit durch die Poren, wird der Wirkstoff gelöst und kann die Membran passieren.
Kleine Studien zeigen eine von der Mahlzeit - nüchtern, nach kaltem und nach fettreichem warmem Abendessen - unabhängige Resorption und in der Dauermedikation über 120 Stunden konstante Wirkstoffspiegel. Da die Galenik einen hohen Einfluss auf Wirksamkeit und Sicherheit retardierter Theophyllinpräparate hat, muss dies bei der Aut-idem-Regelung berücksichtigt werden. Die Forderung: Nicht nur Wirkstoff und Menge müssen identisch sein, sondern alle Parameter, die die Arzneiform charakterisieren. Um hier Vergleiche anstellen zu können, ist eine ausreichende Dokumentation von Qualitätsuntersuchungen unabdingbar - und an der mangelt es häufig.
Kastentext: COPD kommt, Asthma geht
Was Pneumologen derzeit am meisten beschäftigt, ist die chronisch obstruktive Atemwegserkrankung COPD (chronic obstructive pulmonary disease). Sie verursacht drei Mal höhere Kosten wie das Asthma bronchiale und wird vermutlich bis zum Jahr 2020 den dritten Platz der häufigsten Todesursachen erklommen haben - vor der Lungenentzündung und nach dem Schlaganfall. Beim Asthma bronchiale ist die Tendenz gegenläufig: Prävalenz und Morbidität nehmen kontinuierlich ab.
Quelle
Prof. E. Haen, Regensburg, Dr. F. Stanislaus, München, Prof. R. Wettengel, Jena, Prof. H. P. Emslander, Erding; Pressegespräch "Theophyllin - ein Evergreen", München, 20. Juni 2002 veranstaltet von der Fujisawa Deutschland GmbH, München.
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.