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DAZ aktuell
Neue Diabetes-Aufklärungskampagne: Aufklärung contra Spätschäden
Die Öffentlichkeit soll durch eine große Medienkampagne auf die Gefahren des Diabetes hingewiesen werden. Dabei wird auch deutlich gemacht, dass viele Betroffene nichts von ihrer Erkrankung wissen, weil die Frühsymptome nicht charakteristisch sind. Die Bevölkerung soll sensibilisiert werden, dennoch auf diese Frühzeichen zu achten.
Zehn Fragen als Screening
Dazu dient das Kernstück der Kampagne, der "Diabetes-Risiko-Check". Dies ist ein Fragebogen mit zehn Fragen. Wer zwei oder mehr dieser Fragen mit "ja" beantwortet, soll weitere Schritte unternehmen. Vorgeschlagen werden ein Blutzuckertest in der Apotheke, der Kontakt mit der Deutschen Diabetes Stiftung oder der direkte Weg zum Arzt.
Ein umfassender Auftritt in den verschiedensten Medien soll für das Problem sensibilisieren und auf das Faltblatt mit dem "Diabetes-Risiko-Check" aufmerksam machen. Hierzu gehören Plakataktionen sowie Werbung in Radio, Fernsehen, Fach- und Publikumszeitschriften. Ein Schwerpunkt wird dabei in den Apothekenkundenzeitschriften des Wort & Bild Verlages liegen, der Kooperationspartner der Deutschen Diabetes Stiftung bei der gesamten Kampagne ist.
Als wichtige Ausgabestelle für die Faltblätter sollen die Apotheken dienen. Durch Plakate mit dem ausdrucksstarken Motiv der Kampagne werden auch Passanten an die Aktion erinnert, die dann voraussichtlich in den Apotheken nach dem Faltblatt fragen werden.
Umfassende Mitwirkung der Apotheken
Doch beschränkt sich die Aufgabe der Apotheken keineswegs auf die Ausgabe der Faltblätter. Vielmehr wird ganz bewusst auf die Beratungskompetenz der Apotheken gesetzt. Das Apothekenpersonal ist aufgefordert, durch ergänzende Informationen auf die Bedeutung der Früherkennung des Diabetes hinzuweisen. So entsteht eine Synergie zwischen der Beratung in der Apotheke und der Medienwirkung der Kampagne.
Außerdem sind die Apotheken eine der möglichen Anlaufstellen, falls die Fragen positiv beantwortet werden. Dann kann in der Apotheke ein Blutzuckertest durchgeführt werden, um einen weiteren Hinweis auf die Erkrankung zu finden. Schließlich sollen die Apotheken weiteres Informationsmaterial für Betroffene bereithalten, die nach einem Arztbesuch als Diabetiker identifiziert wurden und nun Informationen benötigen. Auch dieses Material wird die Deutsche Diabetes Stiftung zur Verfügung stellen.
In der Öffentlichkeit beginnt die Aufklärungskampagne am 14. November, dem Weltdiabetestag. Schon Anfang Oktober erhalten die Apotheken Informationsmaterial und einen Anforderungsbogen. Mit diesem Bogen können Faltblätter und Schaufensterplakate kostenlos bestellt werden.
Ziele der Kampagne
Die Präsenz in verschiedenen Medien und die Zusammenarbeit mit Apotheken und Ärzten sollen zu einer langfristigen Wirkung der Kampagne führen. Es wird angenommen, dass mindestens 10% der Bevölkerung in Deutschland von Diabetes betroffen sind. Über fünf Millionen Diabetiker sind in Behandlung. Demnach besteht eine Dunkelziffer von etwa 2,5 Millionen "unbekannten" Diabetikern. Ziel der Kampagne ist, mindestens 10% dieser 2,5 Millionen Betroffenen innerhalb von drei Jahren zu identifizieren. Das Thema soll über Jahre immer wieder ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerufen werden.
Es geht demnach nicht um eine kurze Aktion, sondern um eine langangelegte Großkampagne, die mindestens drei Jahre andauern soll. Gerade beim Diabetes haben Früherkennung und frühzeitige Behandlung herausragende Bedeutung. Dies liegt nicht nur an der großen Häufigkeit und der hohen Dunkelziffer, sondern noch mehr am charakteristischen Verlauf der Krankheit. Rechtzeitige gute Einstellung kann schwerwiegende Folgeschäden vermeiden, aber die Krankheit wird oft erst spät erkannt. Bei einer zu späten Behandlung drohen jedoch ernste Spätfolgen wie Dialysepflicht, Erblindungen, Amputationen, Schlaganfälle und Herzinfarkte. Nach den vorläufigen Ergebnissen der "Costs of Diabetes in Europe for Typ-2-Diabetes"-Studie (CODE-2) treten bei über der Hälfte der Diabetiker irgendwelche ernsthaften Folgeschäden ein.
Diese Schäden bedeuten großes Leid für die Betroffenen und verursachen zudem hohe Kosten. Angesichts der Häufigkeit des Diabetes stellen diese Folgeschäden eine wesentliche Kostengröße im Gesundheitswesen dar. Im Vergleich zu den hohen Kosten dieser Spätschäden sind die Kosten der frühzeitigen Behandlung langfristig betrachtet gering.
Für die Kampagne sprechen demnach gesundheitliche und ökonomische Gründe. Für die Apotheken bietet sie zudem eine interessante und kostenlose Teilnahmemöglichkeit an einer öffentlichkeitswirksamen Aktion und eine Chance für langfristige Kundenbindungen. Über den Verlauf der Kampagne wird die DAZ berichten.
Kastentext: Die zehn Fragen im "Diabetes-Risiko-Check"
1. Ist jemand in Ihrer Familie Diabetiker? (Geschwister, Eltern oder Großeltern) 2. Haben Sie Übergewicht? 3. Haben Sie hohen oder erhöhten Blutdruck? 4. Spüren Sie in letzter Zeit mehr Durst als sonst? 5. Fühlen Sie sich oft schlapp und müde? 6. Heilen bei Ihnen selbst kleine Wunden schlecht ab? 7. Leiden Sie ab und zu unter starkem Juckreiz und/oder trockener Haut? 8. Haben Sie in letzter Zeit unbeabsichtigt deutlich ab- oder zugenommen? 9. Wurde bei Ihnen schon einmal ein erhöhter Blutzuckerwert festgestellt? 10. Für Frauen - wenn Sie schon einmal schwanger waren: Wog Ihr Kind bei der Geburt mehr als 4.000 Gramm oder wurde ein Schwangerschafts-Diabetes festgestellt? Wer zwei oder mehr dieser Fragen mit "ja" beantwortet, sollte einen Blutzuckertest machen lassen oder einen Arzt aufsuchen.
Kastentext: Was kann in Apotheken getan werden?
- Zusendung des Anforderungsbogens abwarten
Anfang Oktober: - Plakate und Faltblätter anfordern - Vorbereitung des Apothekenteams auf verstärkte Fragen zur Früherkennung von Diabetes - ggf. Abstimmung mit Ärzten in der Nachbarschaft
Ab 14. November: - Plakate aushängen - Faltblätter bereithalten - ggf. Patienten aktiv auf die Kampagne hinweisen
Kastentext: Diabetes-Folgeschäden
Gemäß einer vorläufigen Auswertung der CODE-2-Studie führt der Typ-2-Diabetes allein in Deutschland jedes Jahr zu diesen Folgeschäden: - 27 900 Amputationen, d. h. alle 19 Minuten eine - 6000 neue Erblindungen, d. h. alle 90 Minuten eine - 8300 neue Dialysebehandlungen, d. h. alle 60 Minuten eine - 27 000 Herzinfarkte, d. h. alle 19 Minuten einer - 44 400 Schlaganfälle, d. h. alle 12 Minuten einer
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