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Bereits beim Mord mit dem Butterbrot in unserer Rätselfrage am 4. Dezember war Arsen schon einmal dabei. Heute geht es um die Gefahr, sich mit bzw. an Büchern zu vergiften, denn in Büchern aus dem 19. Jahrhundert könnte sich Arsen verbergen. Und damit meinen wir nicht nur die Todesursache aus dem „Namen der Rose“.
Bestimmt haben Sie den Film „Der Name der Rose“ gesehen oder das Buch von Umberto Eco gelesen? Mich zumindest haben die Bilder aus der alten Abtei beeindruckt, in der die spannende Geschichte zum Großteil spielt. Die alten Bibliotheken mit einer Fülle an geheimnisvollen und schönen alten Büchern, zu denen nur wenige Personen Zugang hatten.
Der Franziskanerpater William von Baskerville soll in der Benediktinerabtei ermitteln, was hinter den Todesfällen steckt, die sich dort ereignet haben. Es geht um Informationen und aufgeschriebene Worte, vor denen die Kirche Angst hat, da sie glaubt dass die Schriften die Religion schwächen könnte. Um die Weitergabe der Informationen zu verhindern wurden die Seiten der Bücher mit Gift präpariert. Wer sich beim Umblättern die Finger an den Lippen befeuchtete, stirbt qualvoll. Ursächlich soll das „Kapillargift“ Arsen sein, das die Permeabilität erhöht, es kommt zu einem Blutdruckabfall und zu Ödemen, vorwiegend in der Haut und am Nervensystem. Symptome einer akuten Arsen-Vergiftung sind neben Ödemen, Erbrechen, Diarrhoe mit starken Elektrolyt-, Protein-und Flüssigkeitsverluste bis hin zum Schock und Niereninsuffizienz. Symptome einer chronischen Vergiftung sind Neuropathie, Melanose und Hyperkeratose. Zur Therapie kann der Thioalkohol Dimercaprol eigesetzt werden, ein Chelatbildner, der über seine Thiol-Gruppen mit den Arsen-Ionen einen Komplex bildet.
Gefährliche Farbbrillianz
Dass dieses Szenario einer Vergiftung nach Kontakt mit alten Büchern nicht ganz unmöglich ist, zeigten Forscher der Universität Odense. Sie wiesen nach, dass in der Bibliothekssammlung der Universität von Süddänemark mehrere historische Bücher aus dem 16. und 17. Jahrhundert große Konzentrationen von Arsen auf ihren Einbänden enthalten. Es wird vermutet, dass bei der Gestaltung der Buchdeckel, Schriftzüge und Abbildungen grüne Farben verwendet wurden, die Arsen enthalten. Solch ein lichtechtes, leuchtend grünes Pigment ist zum Beispiel das Schweinfurter Grün. Es handelt sich dabei um Kupferarsenitacetat Cu(CH3COO)2 · 3 Cu(AsO2)2. Auch heute noch wird in Bibliotheken mittels elementspezifischer Analysen (z.B. Röntgenfluoreszenz, Ramanspektroskopie und Röntgendiffraktometrie) und nasschemischer Untersuchungen auf historischen Bucheinbänden Arsen als Pigment nachgewiesen. Um die Mitarbeiter der Bibliotheken zu schützen, werden die Bücher je nach Intensität der Pigmente in verschiedene Kategorien eingeteilt, so dass die jeweiligen Bände zum Beispiel separiert oder speziell verpackt werden, ein Kontakt nur in Spezialkleidung möglich ist oder die Oberfläche der Bücher behandelt wird, um das Pigment in ein zusätzliches Bindemittel einzubetten. Auch in Deutschland werden die Bestände der Bibliotheken auf potenziell gesundheitsschädliche Pigmentbestandteile untersucht: Bücher wurden aussortiert und Bibliotheken teilweise sogar geschlossen. Das ist aber immer noch besser als das Schicksal, das die Bibliothek im "Namen der Rose“ ereilte: Eine Öllampe fällt zu Boden und der Bücherschatz wird ein Opfer der Flammen.
Frage:
Wissen Sie, in welcher historischen Abtei die mörderisch-giftige Geschichte „Der Name der Rose“ verfilmt wurde?
Stuttgart - 21.12.2024, 06:47 Uhr
Historische Bücher können Arsenhaltige Farbpigmente enthalten (Foto: Sara / AdobeStock)