200. Todestag

James Parkinson – Apothekersohn, Arzt, Paläontologe und Revoluzzer

20.12.2024, 17:50 Uhr

John Parkinson, Entdecker der nach ihm benannten Krankheit, ist vor 200 Jahren gestorben. Ein Bildnis von ihm ist nicht hinterlassen. (Foto: ipopba / AdobeStock)

John Parkinson, Entdecker der nach ihm benannten Krankheit, ist vor 200 Jahren gestorben. Ein Bildnis von ihm ist nicht hinterlassen. (Foto: ipopba / AdobeStock)


Am 21. Dezember 1824 starb der Erstbeschreiber der „Schüttellähmung“ in London. Neben der Medizin interessierte er sich auch für Geologie und Politik.

66 Seiten, in denen er sechs Fallberichte von Betroffenen der Schüttellähmung schilderte, sollten ihn posthum berühmt und seinen Namen unsterblich machen. James Parkinson, Erstbeschreiber der nach ihm Morbus Parkinson benannten Krankheit, starb vor 200 Jahren am 21. Dezember 1824.

Sein Geburtstag, der 11. April, an dem er im Jahr 1755 im Londoner Ortsteil Hoxton zur Welt kam, ist mittlerweile ihm zu Ehren der alljährliche Welt-Parkinson-Tag. Seine größte Leistung im Zusammenhang mit der Erkrankung war, sie als das zu identifizieren, was sie ist – eine neurodegenerative Erkrankung.

Zwar nahm Parkinson fälschlicherweise an, Läsionen im Rückenmark seien die Ursache, in jedem Fall aber beschrieb er als erster anhand von sechs Fällen die Symptome in seiner Arbeit „An Essay on the Shaking Palsy“ (Eine Abhandlung über die Schüttellähmung) im Jahr 1817 der Krankheit sehr treffend: „Unwillkürliche, zitternde Bewegungen, verbunden mit verminderter Muskelkraft, zeitweise selbst mit Unterstützung völlig unbeweglich; Neigung zu vornübergebeugter Körperhaltung und zum Übergang von einer laufenden in eine vorwärts rennende Bewegung; die Sinne und der Intellekt bleiben unbeeinflusst.“ Und von diesen sechs waren nur drei seine Patienten, drei hatte er nur von Weitem gesehen.

Erstmals Tremor und Bewegungsstörungen in Zusammenhang gebracht

Bei der von ihm als „Paralysis agitans“ oder eben „Schüttellähmung“ bezeichneten Krankheit war Parkinson der erste, der Tremor und Bewegungsstörungen als Symptome der gleichen Ursache miteinander in Verbindung brachte. Die Ehre dafür gab es allerdings erst rund 40 Jahre nach seinem Tod, als sich der französische Psychiater Jean-Martin Charcot von der Fallbeschreibung und den Schlussfolgerungen Parkinsons beeindruckt zeigte und die Krankheit nach dem Briten benannte.

Parkinson selbst hatte allerdings viele verschiedene Interessen – und auch wissenschaftliche Erfolge. Geboren wurde er als ältestes von drei Kindern des Apothekers und Chirurgen John Parkinson in Hoxton, einem damals eher armen Ortsteil von London.

Er studierte Latein, Griechisch und Naturphilosophie, schließlich von 1776 bis 1784 Medizin im London-Hospital. Sein Examen legte er in Edinburgh ab und arbeitete bereits während des Studiums in der gut laufenden chirurgischen Praxis seines Vaters in dem Armenviertel im Norden Londons. Nach dem Tod des Vaters übernahm er die Praxis am Hoxton Square, hörte aber auch weiterhin Vorlesungen. Im Jahr 1787, zwei Jahre vor der Französischen Revolution von 1789, nahm die Medical Society von London Parkinson als Mitglied auf.

Der Mediziner war allerdings vielseitig interessiert und insbesondere die Französische Revolution beeinflusste sein Denken. So verfasste er unter dem Pseudonym „Old Hubert“ antiroyalistische Pamphlete, was ihm später eine Anklage einbrachte, an einem Mordkomplott gegen den englischen König George III. beteiligt gewesen zu sein. Davon wurde er jedoch freigesprochen – seiner wissenschaftlichen Karriere hatte dies allerdings wohl geschadet.

Politisch setzte sich Parkinson außerdem für eine Reform der Steuer und der Gefängnisse ein. Weiterhin engagierte er sich für die Armen, in dem er etwa Krankenstationen in einem Arbeitshaus einrichtete, öffentlich für humanere Bedingungen für Patienten in Nervenheilanstalten eintrat und eine bessere allgemeine Gesundheitsversorgung der Bevölkerung forderte.

Sozial-Revolutionär und Fossilen-Sammler

Beruflich war er zwischenzeitlich Mitarbeiter einer privaten „Irrenanstalt“ geworden, was ihn dazu antrieb, sich für die Verbesserung der Zustände allgemein in diesen Anstalten einzusetzen. Eine seiner Abhandlungen von 1811 ist dementsprechend. „Mad-Houses. Observations on the Act for Regulating Mad-houses and a correction of the statements of the case of Benjamin Elliott, convicted of illegally confining Mary Daintree: with remarks addressed to the friends of insane persons“ (Irrenhäuser. Anmerkungen zum Gesetz zur Regulierung von Irrenhäusern und eine Berichtigung der Aussagen im Fall von Benjamin Elliott, der wegen der illegalen Einweisung von Mary Daintree verurteilt wurde: mit Anmerkungen an die Freunde von Geisteskranken)

Zu seinen vielen Interessen gehörte aber auch die Geologie und – für seine Zeit revolutionär – Ideen darüber, woher Fossilien im Boden stammen. Er war eines der dreizehn Gründungsmitglieder der Geological Society of London im Jahr 1807 und brachte unter anderem ein umfassendes dreibändiges Werk namens „Organic Remains of a Former World“ und ein paläontologisches Lehrbuch heraus. Seine These, vor Jahrtausenden seien Dinosaurier durch London gelaufen, galt damals als eher „verrückt“. Auch eine umfassende Mineralien- und Fossiliensammlung machte Parkinson noch zu Lebzeiten berühmt. Viele fossile Arten tragen etwa seinen Namen, wie beispielsweise die Nautilus-Art Nautilus parkinsoni.

Veröffentlichungen praktischer Natur

Seine medizinischen Veröffentlichungen waren allerdings überwiegend praktischer Natur, wie etwa der 500-seitige Gesundheitsratgeber gerichtet an die „einfachen Leute“. Ein Kinderbuch zur Unfallverhütung bei Kindern trägt den Titel „Dangerous Sports“. Und mit dem Buch „The Hospital Pupil“ setzte er sich kritisch mit der damaligen Mediziner-Ausbildung auseinander.

Von seinen sechs Kindern trat schließlich sein Sohn John in seine Fußstapfen. Mit ihm zusammen verfasste er die ersten Arbeiten in England, die sich mit dem Tod durch Blinddarmentzündung befassten.

Wie James Parkinson aussah, ist nicht überliefert. Es gibt kein Porträt von ihm und die Fotografie wurde erst 1826 – zwei Jahre nach seinem Tod – erfunden.

Parkinson starb am 21. Dezember 1824 in London an den Folgen eines Schlaganfalls. Ein Gedenkstein in der St.-Leonard's-Kirche in seinem Viertel, wo er auch begraben wurde, erinnert an ihn. In jener Kirche wurde er auch getauft, heiratete und feierte die Taufen seiner sechs Kinder.

Unsterblich aber macht ihn eine Krankheit, deren Pathomechanismen auch über zweihundert Jahre nach ihrer Erstbeschreibung noch nicht vollständig verstanden sind.

Quellen:

Norbert J. Pies: James Parkinson (1755–1824): Arzt – Apotheker – Paläontologe – Sozialreformer. Merz, Frankfurt am Main 1988, ISBN 3-927187-01-1.

Dr. James Parkinson-Kurzbiografie; Parkinson Fonds Deutschland; https://www.parkinsonfonds.de/uber-parkinson/parkinson-krankheit/dr-james-parkinson/

Schuchart, Sabine; Berühmte Entdecker von Krankheiten: James Parkinson, Reformer und Rebell; Dtsch Arztebl 2017; 114(45): [52]; https://www.aerzteblatt.de/archiv/194457/Beruehmte-Entdecker-von-Krankheiten-James-Parkinson-Reformer-und-Rebell

Antwerpes, Frank et al.; James Parkinson; DocCheck Flexikon; https://flexikon.doccheck.com/de/James_Parkinson

Parent A. A Tribute to James Parkinson. Can J Neurol Sci. 2018 Jan;45(1):83-89. doi: 10.1017/cjn.2017.270. PMID: 29334043. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29334043/

 

 


Volker Budinger, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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