Positiver Effekt hält nach Absetzen An

Empagliflozin verlangsamt Nephropathie

Stuttgart - 10.12.2024, 10:45 Uhr

Empa­gliflozin wir angewendet bei Typ-2-Diabetes, Herzinsuffizienz und chronischer Nierenerkrankung.(Foto: mehmet/AdobeStock)

Empa­gliflozin wir angewendet bei Typ-2-Diabetes, Herzinsuffizienz und chronischer Nierenerkrankung.
(Foto: mehmet/AdobeStock)


Empagliflozin wirkt nicht nur antidiabetisch, sondern auch kardio- und nephroprotektiv. Letzteres führte zur Erweiterung der Indikation, die nunmehr auch die Therapie einer chronischen Nierenerkrankung umfasst. Ob die positiven kardiorenalen Effekte auch nach Absetzen des Sodium dependent glucose transporter(SGLT)-2-Inhibitors anhalten, wurde in einer Nachbeobachtungsstudie untersucht. Ihr Fazit: Die Risikosenkung für Herz und ­Nieren hält über den ursprünglichen Studienzeitraum hinaus an.

Das Indikationsspektrum von Empa­gliflozin (Jardiance®) wurde in den letzten Jahren erweitert (s. Kasten „Eine Substanz für drei Indikationen“). Es ist nunmehr zugelassen zur Behandlung eines Typ-2-Diabetes bei Erwachsenen und Kindern ab zehn Jahren, zur Therapie der chronischen Herzinsuffizienz bei Erwachsenen sowie zur Behandlung einer chronischen Niereninsuffizienz bei Erwachsenen. 

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Die Zulassung zur Therapie chronischer Nierenerkrankungen beruht auf den Ergebnissen der multinationalen randomisierten, doppelblinden und placebokontrollierten Phase-III-Studie EMPA-KIDNEY (NCT03594110; Sponsor: Boehringer Ingelheim) [1]. Diese untersuchte den Einfluss von Empagliflozin auf die Progression einer Niereninsuffizienz und das kardiovaskuläre Mortalitätsrisiko. An ihr nahmen 6609 Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz, mit und ohne Diabetes sowie mit und ohne Albuminurie teil. Die Teilnehmer erhielten zwei Jahre lang einmal täglich 10 mg Empa­gliflozin, Probanden der Vergleichsgruppe ein Placebo. Der primäre Endpunkt war die Zeitspanne bis zum kardiovaskulären Tod oder bis zum Fortschreiten der chronischen Niereninsuffizienz. Das Ergebnis sprach eindeutig für Empagliflozin, das zu einer signifikanten Risikoreduktion des primären Endpunkts um 28% führte. Ebenfalls signifikant war eine verlangsamte Progression der Nieren­erkrankung. Ob diese Effekte auch nach Absetzen von Empagliflozin anhalten, wurde nun in einem Follow-up mit offenem Design ermittelt [2].

Eine Substanz für drei Indikationen

Herz und Kreislauf, Nieren und Stoffwechsel sind physiologisch eng miteinander verbunden und haben viele gemeinsame Risikofaktoren. Eine Funktionsstörung in einem System kann das Auftreten anderer Störungen beschleunigen. Umgekehrt können Verbesserungen in einem System zu positiven Effekten in den anderen Systemen führen. Dies zeigt sich auch beim Effekt von SGLT-2-Inhibitoren, die ursprünglich als Antidiabetika entwickelt worden waren. Sie führen durch eine Blockade des SGLT-2-­Rezeptors im proximalen Tubulus der Niere zu einer vermehrten Glucosurie und senken so den Blutglucosespiegel. In den bei Patienten mit Typ-2-Diabetes durchgeführten kardiovaskulären Outcome-Studien konnte neben der Reduktion kardiovaskulärer Endpunkte eine Verminderung der Progression der diabetischen Nierenerkrankung gezeigt werden. Daraufhin wurden kardio­renale Endpunktstudien bei Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz durchgeführt, was zu einem erweiterten Zulassungsspektrum führte [3].

Anhaltender Therapieerfolg

An der zweijährigen Post-trial-Untersuchung nahmen 4891 Probanden der ursprünglichen Studienpopulation teil. Es wurde keine Studienmedika­tion mehr verabreicht, allerdings konnten die Probanden einen hausärztlich verordneten SGLT-2-Inhibitor einnehmen. Das traf auf 43% der Probanden zu, die aus der Empagliflozin-Gruppe stammten, und auf 40% der Probanden, die aus der Placebogruppe stammten. Der primäre Studienendpunkt des Follow-ups war das Fortschreiten der Nierenerkrankung oder die kardiovaskuläre Sterblichkeit, und zwar von Beginn der aktiven Studie bis zum Ende der Nachbeobachtungszeit, also insgesamt während vier Jahren. Es konnten folgende Erkenntnisse gewonnen werden:

  • In der Post-trial-Phase war das Risiko für das Fortschreiten der Nierenerkrankung oder des Herz-Kreislauf-Todes in der Empagliflozin-Gruppe auch nach Absetzen der Medikation um 13% geringer als in der Placebogruppe (Hazard Ratio [HR] = 0,87). Der größte Benefit war in den ersten sechs Monaten nach Behandlungsende ersichtlich und hielt bis zu zwölf Monate an.
  • Betrachtet man beide Studienphasen zusammen, so lag das Risiko für das Fortschreiten der Nierenerkrankung oder des Herz-Kreislauf-Todes in der Empagliflozin-Gruppe bei 26,2% und in der Placebogruppe bei 30,3% (HR = 0,79). Das Risiko einer fortschreitenden Nierenerkrankung betrug 23,5% in der Empagliflozin-Gruppe und 27,1% in der Placebogruppe (HR = 0,79). Das Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben, lag in der Empagliflozin-Gruppe bei 3,8% und in der Placebogruppe bei 4,9%.

Literatur

[1] The EMPA-KIDNEY Collaborative Group. Empagliflozin in patients with chronic kidney disease. N Engl J Med 2023;388:117-27

[2] EMPA-KIDNEY Collaborative Group. Long-Term Effects of Empagliflozin in Patients with Chronic Kidney Disease. N Engl J Med 2024, DOI: 10.1056/NEJMoa2409183

[3] Schütt K et al. Wie SGLT-2-Hemmer auf die Niere wirken. Cardio News vom 03. Februar 2023. https://app.cardionews.de/Fortbildung/Wie-SGLT2-Hemmer-auf-die-Niere-wirken-436154.html


Dr. Petra Jungmayr, Apothekerin
redaktion@daz.online


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