Positionierung der Apotheke

Seminare und Vorträge für die Kundenbindung

20.11.2024, 07:00 Uhr

Senioren sind eine mögliche Zielgruppe für Seminare zu Gesundheitsthemen. (Foto: Robert Kneschke/AdobeStock)

Senioren sind eine mögliche Zielgruppe für Seminare zu Gesundheitsthemen. (Foto: Robert Kneschke/AdobeStock)


Es gibt zahlreiche Möglichkeiten zur Positionierung einer Apotheke. Eine davon ist, Vorträge und Seminare für Kunden und Patienten anzubieten. Welche Vorteile ergeben sich daraus für die anbietende Apotheke? 

Zahlreiche Apotheken bieten ihren Patienten oder interessierten Laien in ihrem Umfeld bereits Vorträge und andere Arten der Wissensvermittlung an. Dies geschieht je nach Apotheke in kleinerem oder größerem Umfang.

Worauf muss aber ein Inhaber achten, der mit der Wissensvermittlung starten und Vorträge in sein Angebot aufnehmen möchte? Bevor eine Apotheke Seminare oder Vorträge anbieten kann, gilt es sich im Vorfeld Gedanken zu machen und ein sinnvolles Konzept auszuarbeiten. Verschiedene Überlegungen und Schritte sind notwendig, um einen umfassenden Ansatz zu erhalten, wie dieses Vorhaben bestmöglich umgesetzt und etabliert werden kann.

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Zielgruppe und Ziele definieren

Anfangs ist es wichtig, eine Zielgruppe zu definieren und sich zu fragen, was mit dem Angebot erreicht werden soll. Wen möchte das Apothekenteam zu welchem Zweck ansprechen? Das können die bereits bestehenden Kunden der Apotheke sein, medizinisch interessierte Laien oder Patienten umliegender Arztpraxen, die bisher noch nicht Kunden der Apotheke sind. Theoretisch ist es auch denkbar, Vorträge oder Schulungen für Fachpersonen anzubieten. Sind die Apotheke und ihre Mitarbeiter beispielsweise auf ein bestimmtes Gebiet spezialisiert und soll dieses Wissen an Kollegen, Ärzte oder anderes Fachpersonal aus medizinischen Bereichen weitergegeben werden?

Zusätzlich zu diesen Überlegungen sollte man mögliche übergeordnete Ziele festlegen. Was möchte eine Apothekeninhaberin mit der neuen Sparte erreichen? Das kann beispielsweise die allgemeine Gesundheitsförderung der Bevölkerung und die Patientenaufklärung sein oder auch die Positionierung der eigenen Apotheke als kompetenter Gesundheitspartner. Je nach Umsetzung kann die Wissensvermittlung auch eine zusätzliche Einkommensquelle darstellen. Auf jeden Fall spielen die Kundenbindung und die Neukundengewinnung eine Rolle.

Doch wie gestalten sich diese Punkte im Genauen und welche Vorteile bietet ein erfolgreiches Schulungssystem für die Apotheke noch?

ZielgruppenZielsetzung für die Apotheke
BestandskundenKundenbindung
medizinisch interessierte LaienNeukundengewinnung
Patienten umliegender ArztpraxenNeukundengewinnung
FachpersonenNetzwerken und Kooperation

Vorteile eines Schulungssystems für die Apotheke

Die Apotheke kann mit der Vermittlung von Wissen dazu beitragen, dass bestehende Kunden zufriedener sind, sich besser betreut fühlen und somit stärker an die Apotheke gebunden werden. Den Kunden ist bewusst, dass sie durch die Vorträge über die Beratung in der Offizin hinaus qualitativ hochwertige Gesundheitsinformationen erhalten. Sie fühlen sich umfassend informiert. Zudem können zusätzliche Informationen zu verbesserten Behandlungsergebnissen führen. Reputation als Gesundheitsexperten: Tritt eine Apotheke als Zentrum für Gesundheitswissen auf, kann das ihre Reputation als Experten in der gesamten Region, aber auch darüber hinaus stärken. Die Apotheke wird von Kunden und medizinischen Fachkreisen als kompetent angesehen und zudem leichter wahrgenommen. Dies führt möglicherweise zu einem höheren Maß an Vertrauen, das ihr von Ärzten und Kunden entgegengebracht wird und kann dazu führen, dass medizinische Gesundheitsdienstleister ihre Kundschaft wiederum öfter an die Apotheke verweisen und Empfehlungen aussprechen – gerade, wenn es um spezielle Themengebiete geht.

Netzwerke und Kooperationen: Die Zusammenarbeit mit bestimmten Experten als Referenten und auch die Schulung von Fachpersonal an sich und der damit verbundene Kontakt kann wertvolle Kooperationen fördern und helfen, Netzwerke aufzubauen. Auch der interdisziplinäre Austausch ermöglicht unter Umständen neue Erkenntnisse. Enge Beziehungen zu Ärzten, Physiotherapeuten und anderen Fachkräften werden mitunter aufgebaut und vertieft ‒ die Apotheke als bevorzugter Ansprechpartner in bestimmten Belangen gewählt.

Mitarbeiterbindung durch Fortbildung: Ein Schulungsprogramm kann aber auch positive Auswirkungen auf die eigenen Mitarbeitenden haben. Wird das Apotheken-eigene Team aktiv an der Ausgestaltung und Durchführung mit eingebunden, können sich Kenntnisse vertiefen und die Motivation steigern lassen. Auch die Teilnahme des Teams an Vorträgen externer Referenten dient dem Wissenstransfer und der Qualitätssteigerung in Beratungssituationen, von dem die Apotheke im täglichen Kundenkontakt profitieren kann. So bleiben die Mitarbeiter auf dem neuesten Stand zahlreicher Themengebiete.

Besitzen Mitarbeitende spezielles Wissen oder eine Qualifikation in einem bestimmten Themenbereich, können sie als Zeichen der Wertschätzung, ihrer Ausbildung und des Wissens zudem selbst als Referenten motivierend eingebunden werden.

Zusätzliche Einnahmequelle Werden Vorträge und Schulungen nicht gratis angeboten, so können sie auch eine zusätzliche Einnahmequelle für den Betrieb darstellen. Dies gilt gerade für Vorträge, die als Online-Webinar auch Personen in ganz Deutschland erreichen und bei denen somit die Teilnehmerzahl mitunter recht groß sein kann und bei denen eine Teilnahmegebühr erhoben werden kann.

Es ist aber auch möglich, dass indirekte Einnahmen generiert werden, indem Kunden in Vorträgen genannte Produkte oder Dienstleistungen in der Apotheke erwerben.

Schulungen als Wettbewerbsvorteil: Insgesamt kann ein etabliertes Schulungssystem einen Wettbewerbsvorteil liefern, bei der Kunden- und Mitarbeiterbindung helfen und die Apotheke von Konkurrenz-Apotheken abheben. Tritt eine Apotheke als eine der Ersten in ihrer Gegend als Anbieter von innovativen Vorträgen mit einem Mehrwert für die Teilnehmenden auf, kann sie zudem als Vorreiter wahrgenommen werden.

Das große Ganze: Nicht zu vernachlässigen ist auch der Fakt, dass Apotheken, die Wert auf die gesundheitliche Aufklärung der Bevölkerung legen, zur Gesundheitsförderung für die gesamte Gesellschaft beitragen. Vorträge können präventive Maßnahmen behandeln, womit die Apotheke einen wertvollen Beitrag zur allgemeinen Gesundheit der Menschen leistet. Dieses Engagement kann in der Gemeinschaft als positiv wahrgenommen werden und das positive Image der Apotheke als sozial verantwortlichen Betrieb stärken.

Themenwahl und Relevanz

An Gesundheitsthemen mangelt es nicht. Nicht jedes Thema ist aber für jede Apotheke geeignet. Darum müssen die letztlich ausgewählten Themengebiete relevant sein und gut zum bestehenden Angebot der Apotheke sowie dem Umfeld passen. Einmal bei den Kunden nachzufragen, wo Informationsbedarf besteht und Interessensgebiete liegen, kann bereits erste Ideen liefern. 

Ziele und Themen

allgemeine Ziele

Patientenaufklärung; Gesundheitsförderung; Positionierung der Apotheke als kompetenter Gesundheitspartner; Stärkung des Expertenstatus; Information von Fachkreisen; zusätzliches Einkommen

mögliche Themen

chronische Krankheiten (z. B. Diabetes, Bluthochdruck, Ernährung und Diäten); Impfungen; Prävention; Reisemedizin und Reiseapotheke; Naturheilmittel und alternative Therapien; Stressbewältigung und mentale Gesundheit; aktuelle gesundheitliche Themen etc.

Erstellung, Vorbereitung und Präsentation

Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, wie Vorträge für Kunden und Patienten erstellt und gestaltet werden können. Zum einen ist es möglich, die Vorträge selbst zu erstellen oder durch Apothekenmitarbeitende, die beispielsweise auf bestimmte Themen- oder Fachgebiete spezialisiert sind und besondere Kenntnisse und Fähigkeiten haben, ausarbeiten zu lassen. Sprich: Die bereits vorhandene interne Expertise kann genutzt werden.

Die Vorträge können dabei im CI (Corporate Identity) der Apotheke gelayoutet werden und bieten somit einen hohen Wiedererkennungswert. Wichtig ist dabei, auf wissenschaftliche Quellen zu achten und aktuelle Fachliteratur zu verwenden.

Ebenso ist es möglich, mit Fachleuten und externen Personen zusammenzuarbeiten, die auf spezifische Themen spezialisiert sind. Experten auf ihrem Gebiet haben oftmals bereits ähnliche Vorträge gehalten und können diese an die bestimmten Anforderungen der Apotheke bzw. des Publikums anpassen.

Hierbei kommen Ärzte, Physiotherapeuten, Heilpraktiker, Ernährungsberater und andere Personen mit dem jeweils für den Vortrag gewünschten Hintergrund als Referenten infrage. Besitzt eine Apotheke ein großes Netzwerk an Kontakten, können diese an dieser Stelle nützlich sein, um externe Referenten zu finden.

Organisation und Durchführung

Führt eine Apotheke Patientenseminare und -vorträge zum ersten Mal durch, sollte für die Planung und Organisation sowie die Durchführung von Vorträgen ein großzügiger Zeitraum eingeplant werden sollte. Steht in den Räumen der Apotheke kein geeigneter Vortragsraum zur Verfügung, muss ein Raum in der Nähe gefunden werden, sowie ein passender Termin. Dabei darf Technik, wie ein Beamer, Mikrofon, etc. nicht vergessen werden. Zu bedenken ist auch, welches Anmeldesystem verwendet werden soll: Kann man sich telefonisch oder vor Ort in der Apotheke anmelden oder gibt es eine E-Mail-Adresse oder ein Anmeldesystem auf der Website? Und wie die Veranstaltung beworben werden soll: Beispielsweise mittels Flyern, Postern oder Aushängen, die in der Apotheke oder der Umgebung aufgehängt beziehungsweise verteilt werden können. Zusätzlich kann ein informativer Newsletter versendet werden und in den sozialen Medien sowie der Website der Apotheke darauf aufmerksam gemacht werden.

Referate und Vorträge der ABDA:

Gut zu wissen: Die ABDA stellt Vorlagen für Referate und Vorträge zur Verfügung, die von Apothekern und Apothekerinnen verwendet werden dürfen, um über Arzneimittel, Gesundheit und Apothekenberufe zu informieren. Hierzu gehören Folien für Präsentationen und vorbereitete Vortragstexte, mit denen die Folien präsentiert werden können. Trotz dieser Vorarbeit ist eine umfassende selbstständige Vorbereitung des Referenten jedoch unerlässlich.

Das Logo der eigenen Apotheke darf in die Präsentationen eingefügt oder Teile des Referates verändert werden – ohne dies zuvor mit der ABDA abstimmen zu müssen. Die Weitergabe an Dritte, die nicht in einer öffentlichen Apotheke beschäftigt oder Mitglied einer Landesapothekerkammer oder eines -verbands sind sowie eine Nutzung durch diese ist allerdings nicht erlaubt.

Zahlreiche Themengebiete stehen zur Verfügung, darunter beispielsweise:

  • Arzneimittel – Nutzen und Risiken
  • Adhärenz in der Arzneimitteltherapie
  • Antidepressiva
  • Behandlung von Demenz
  • Diabetes – Grundlagen und Therapie
  • Apothekenberufe u. a.

Im Rahmen des Vortrags selbst kann eine gelungene und ansprechende Moderation mit Begrüßung der Teilnehmer, Vorstellen des Referenten sowie einer allgemeinen Einführung in das jeweilige Thema zum professionellen Gesamtbild beitragen. 

Qualitätskontrolle und Anpassung

Zu guter Letzt kann eine Qualitätskontrolle Sinn ergeben, um sich stetig zu verbessern und das Vortragsangebot an Bedarf, Bedürfnisse und Interessen der Zielgruppen anzupassen. Dies kann durch Bewertungsbögen geschehen, die im Anschluss an die jeweilige Veranstaltung die Bewertungen von Inhalten, Umfang, Referenten etc. abfragen.

Weiterführende Angebote

Neben Vorträgen und Seminaren können Apotheken auch weitere Angebote und Aktivitäten organisieren. Diese umfassen etwa Gesundheitsgruppen für Walking, Meditation, Yoga und Rückenschule. Um bei der Organisation nicht alleine zu sein, kann es hierbei hilfreich sein, Kooperationen mit Sportvereinen, Fitnessstudios und Gesundheitszentren einzugehen.

Beispiele für Zusammenarbeit, Kooperationen und Unterstützung

  • Kooperationen mit lokalen Arztpraxen, Krankenhäusern oder Gesundheitsämtern
  • Kurse mit Physiotherapeuten oder Fitnesstrainern
  • Zusammenarbeit mit Heilpraktikern
  • Informationen von Hebammen oder Personal aus der Pflege

Ebenso sind längere Workshops denkbar: Ernährungs- und Kochkurse für eine gesunde Ernährung oder Erste-Hilfe-Kurse. Auch dabei können Kooperationen mit Fachpersonen helfen.

Apotheken können für ihre Kunden und andere gesundheitlich interessierte Personen ein vielfältiges und hochwertiges Angebot an Vorträgen, Seminaren und weiteren Gesundheitsangeboten schaffen. Dies ist möglich, durch eine sorgfältige Planung, die Auswahl geeigneter Themen und wenn gewünscht, mit Hilfe von Experten und Fachleuten.

Mit diesen Maßnahmen fördert die Vor-Ort-Apotheke die Gesundheit der Teilnehmer und beteiligt sich an den Präventionsmaßnahmen für die Bevölkerung. Die positiven Effekte für die Apotheke selbst sind eine Stärkung ihrer Position als kompetente Anlaufstelle für Gesundheitsfragen.

Beispiel aus der Praxis

Die Bahnhof-Apotheke in Kempten bietet bereits seit über 20 Jahren eine eigene Akademie mit Veranstaltungen sowohl für Kunden und Privatpersonen als auch für Fachleute an. Die Palette an Themen ist dabei vielfältig: Ob nun ein Kunde seine körperliche oder mentale Gesundheit stärken möchte oder professionellen Rat zu Themen im Rahmen von Schwangerschaft, Geburt oder Babypflege benötigt oder ob Angehörige von Fachkreisen, wie Apotheker, Hebammen oder Pflegefachkräfte sich in der komplementären Naturheilkunde weiterbilden möchten.

Aktuell sind mehr als 50 Referentinnen und Referenten für die Akademie der Bahnhof Apotheke, sowohl in Präsenzveranstaltungen als auch online im Einsatz, 20 davon regelmäßig. Dazu gehören Kinder- und Frauenärzte, Hebammen, Apothekerinnen, Psychologen sowie PTA mit Zusatzausbildung und andere. Bei der Auswahl der Referenten wird dabei besonderes Augenmerk auf deren praktische Erfahrung sowie die fachliche Qualität der Inhalte gelegt. Natürlich muss derjenige auch Freude am Referieren und Präsentieren haben.

So beriet Hebamme Ingeborg Stadelmann bereits vor vielen Jahren zahlreiche Kunden telefonisch zu verschiedenen Themen aus dem Mutter-Kind-Bereich. Daraus hat sich nach und nach die Idee entwickelt, hilfreiches Wissen weiter­zugeben.

Da das Konzept der Bahnhof-Apotheke auf ganzheitliche Gesundheit ausgelegt ist, decken die angebotenen Themen der Vorträge und Seminare mittlerweile – passend zur Unternehmensstrategie – vielfältige Bereiche aus dem gesamten Lebensverlauf ab: vom Beginn des Lebens mit der Betreuung und Ernährung von Babys bis hin zu Informationen über Demenz und die Pflege von alten Menschen. Ein großer Fokus liegt zudem auf Ernährungsberatung.

Laut Gina Hardebeck, Leitung Marketing und Kommunikation der Bahnhof-Apotheke Kempten, werden die Weiter­bildungsformate von den Kundinnen und Kunden dankbar angenommen. Geschätzt werden auch die Schulungen für Apotheken, die praktische Hilfe für die Produktberatung zur deutschlandweit vertriebenen Eigenmarke der Bahnhof-Apotheke bieten


Michaela Theresia Schwarz, Apothekerin, PTA, DAZ-Autorin
redaktion@daz.online


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