Bayerns Gesundheitsministerin Gerlach

„Wir schaffen das nur im Schulterschluss"

09.10.2024, 15:00 Uhr

Die bayerische Gesundheitsministerin Judith Gerlach begrüßt die Apothekerschaft auf dem DAT. (Foto: Alex Schelbert/DAZ)

Die bayerische Gesundheitsministerin Judith Gerlach begrüßt die Apothekerschaft auf dem DAT. (Foto: Alex Schelbert/DAZ)


Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) versichert auf dem Deutschen Apothekertag in München den Delegierten ihre Unterstützung und stärkt ihnen den Rücken bei der bevorstehenden Apothekenreform. „Ein existierendes System austrocknen zu lassen, ist keine Lösung“, kritisierte Gerlach den zuvor per Video zugeschalteten Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach.

Zum Auftakt des Deutschen Apothekertags (DAT) in München begrüßte Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach die Delegierten der Apothekerverbände aus ganz Deutschland und betonte, dass es ihr wichtig sei, persönlich beim DAT anwesend zu sein. Direkt im Anschluss an Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), der zuvor aus Berlin per Video zugeschaltet wurde, ging sie unmittelbar auf seine Ausführungen ein: „Reformen schaffen wir nur im Schulterschluss. Reformen mit der Brechstange überzustülpen funktioniert nicht“, sagte Gerlach, „man muss dazu miteinander im Gespräch sein.“

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Lauterbach spreche aber nicht mit den Betroffenen, „da ist kein Miteinander und kein Zuhören“, so Gerlach. „Die Fragen müssen wirklich durchdrungen werden, es fehlt das Gefühl der Wertschätzung“, stellte die Ministerin fest. Auch sie wünsche sich Reformen, „aber nach dem Motto survival of the fittest funktioniert das nicht“. Die Ausgangslage sei bei den Apotheken eine völlig andere als bei den Kliniken: „Apotheken funktionieren – das ist nicht das Problem." Natürlich gebe es immer etwas zu optimieren, so Gerlach weiter, „aber da macht sich die Apothekerschaft ohnehin extrem viele Gedanken“. Es sei jedenfalls keine Lösung, „ein existierendes System austrocknen zu lassen", wie es Lauterbachs Reformpläne vorsehen.

Die Demokratie wird auf die Probe gestellt 

Bei Lauterbach fehle das Gefühl der Wertschätzung für den Berufstand. Reformen seien aber nur mit gegenseitigem Vertrauen zu bewerkstelligen. „Das ist etwas extrem Gefährliches in unseren Zeiten. Die Demokratie wird auf die Probe gestellt. Politik verliert an Vertrauen, wenn sie nicht mehr einbezieht. Alle Veränderung tut weh: Wer hat schon Lust auf Digitalisierung, wenn sie nicht wirklich meinen Alltag wirklich erleichtert. Man braucht möglichst viele im Schulterschluss – auch in den Bundesländern.“ Vertrauen sei die Grundlage, um Reformen proaktiv und mit Verve durchzuziehen, so Gerlach weiter. Wenn Apotheken schließen würden, das erlebe sie selbst an ihrem kleinen Wohnort, mache es etwas mit den Menschen. „Es macht etwas mit dem Gefühl und den Grundvertrauen von Menschen in Politik. Und da müssen wir in Zukunft verdammt aufpassen“, so die bayerische Ministerin.

Die Apothekerschaft hat Gerlach immer als sehr lösungsorientiert erlebt. Sie appellierte an die Delegierten in München: „Hören Sie in die Bevölkerung, die ein sehr besonderes Verhältnis zu Ihnen haben und Sie sehr wertschätzen! Und behalten Sie dieses Selbstverständnis!“ 


Stefanie Keppler, DAZ-Ressortleiterin
skeppler@daz.online


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