Gut beraten! Wissen am HV

Wenn Pollen Hals und Augen kratzen lassen

01.10.2024, 09:14 Uhr

(Bild: Budimir Jevtic / Adobe Stock)
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Typische Symptome einer Pollenallergie sind neben einer laufenden Nase juckende, tränende und gerötete Augen. Gelangen Pollen über den Mund in den Rachenraum, können sie hier zudem zu Halskratzen, Juckreiz und Räusperzwang führen. Für Beschwerden an den Augen bieten sich antiallergische Augentropfen an, einem allergisch gereizten Hals helfen befeuchtende Lutschpastillen und Schleimstoffdrogen. 

Gelangen Pollen an die Augen von entsprechend sensibilisierten Personen, entzündet sich die Bindehaut. Die Augen erscheinen in der Folge rot und geschwollen und tränen. Diagnostizierte Allergiker wissen, „was los ist“, wenn sie entsprechende Augenbeschwerden haben, und kommunizieren das auch in der Apotheke. In diesem Fall kann direkt in die Beratung zu geeigneten Augentropfen eingestiegen werden. Liegt noch keine Allergie-Diagnose vor, sollte zunächst ein Arztbesuch angeraten werden, da die Augen nicht nur bei einer allergischen Konjunktivitis rot, tränend und geschwollen erscheinen, sondern auch bei Infektionen mit Bakterien oder Viren

  • Neurodermitis
  • Seborrhoischem Ekzem
  • Schuppenflechte

Diese Möglichkeiten sollten vor einer Präparateempfehlung abgeklärt sein.

Wirkstoffe für die Selbstmedikation bei allergischen Augen

Die in antiallergischen Augentropfen für die Selbstmedikation eingesetzten Wirkstoffe sind mehr oder weniger die gleichen, die auch in antiallergischen Nasensprays eingesetzt werden. Dazu gehören die Antihistaminika Azelastin und Levocabastin sowie der Mastzellstabilisator Cromoglicinsäure. Im Unterschied zu Azelastin-haltigen Nasensprays, die als OTC-Arzneimittel ab einem Alter von 6 Jahren abgegeben werden können, stehen Azelastin-haltige Augentropfen jedoch bereits für kleine Allergiker ab einem Alter von 4 Jahren für die Selbstmedikation zur Verfügung.

In antiallergischen Augentropfen, nicht aber in Nasensprays, finden sich die Wirkstoffe Ketotifen und Tetryzolin: Ketotifen wirkt sowohl stabilisierend auf Mastzellen als auch hemmend an Histaminrezeptoren. Die Effekte des zur Gruppe der Antihistaminika zählenden Wirkstoffs treten bei lokaler Anwendung rasch ein und halten bis zu zwölf Stunden an. Ketotifen-Augentropfen können ab einem Alter von drei Jahren empfohlen werden.

Tetryzolin verfolgt einen Histamin-unabhängigen Wirkansatz. Der Wirkstoff gehört zur Gruppe der Sympathomimetika. Tetryzolin wirkt gefäßverengend und abschwellend und soll darüber allergische Augenreaktionen bessern. Es kann in Augentropfen für die Selbstmedikation von allergischen Augenbeschwerden ab einem Alter von 2 Jahren empfohlen werden.

Übersicht über Augentropfen mit antiallergischen Wirkstoffen (eine Auswahl)

PräparatHerstellerKonservierungsmittel

 

Wirkstoff Azelastin

Allergodil akutMeda Pharmaja*
AzedilDermapharmja
Azela-Vision sineOmniVisionnein (EDO** und MDO)
PollivalUrsapharmnein (MDO)
Vividrin Azelastin EDOBausch + Lombnein (EDO)

 

Wirkstoff Cromoglizinsäure

Cromo Micro LabsMicro Labsja
Crom-ophthalDr. Winzer PharmaMDO ja, EDO nein
Cromo-ratiopharmRatiopharmMDO ja, EDO nein
Cromo-Stulln UDPharma Stullnnein (EDO)
PollicromUrsapharmnein (MDO)
Vividrin antiallergische AugentropfenBausch + LombMDO ja, EDO nein

 

Wirkstoff Ketotifen

Allergo-Vision sineOmniVisionnein (EDO)
Ketotifen Stulln UDPharma Stullnnein (EDO)
Zalerg ophtha sineversch. Generikaanbieternein (EDO)
Zatiden ophthaThea PharmaMDO ja, EDO nein

 

Wirkstoff Levocabastin

LevocamedDermapharmja
Livocab direktJohnson & Johnsonja

 

Wirkstoff Tetryzolin

Berberil NBausch + LombMDO ja, EDO nein
Ophthalmin NDr. Winzer PharmaMDO ja, EDO nein
Visine YxinJohnson & Johnsonj MDO ja, EDO nein
* bei allen genannten Konservierungsmittel-haltigen Präparaten ist Benzalkoniumchlorid enthalten
** EDO = Einzeldosisbehälter, MDO = Mehrdosisbehälter

Bei starken Augenbeschwerden: orale Antiallergika

Glucocorticoide sind bei allergischer Konjunktivitis – anders als bei der allergischen Rhinitis – im Rahmen der Selbstmedikation keine Option. Empfohlen werden können auch für die Augen jedoch bei stärkeren Beschwerden orale Antiallergika. Die Wirkstoff- bzw. Präparateauswahl ist entsprechend » „Wissen am HV – Pollenallergie – was bei allergischer Rhinitis hilft“.

Was hilft bei allergischen Halsbeschwerden?

Pollen gelangen nicht nur in die Nase und an die Augen, sie werden auch über den Mund eingeatmet und können sich dann im Rachenbereich festsetzen. Die Folge für einen Allergiker: Es juckt im Hals, was das Bedürfnis auslöst, sich zu räuspern. Da die Pollen sich davon in der Regel nicht beeindrucken lassen, entsteht der sog. Räusperzwang. Die Rachenschleimhaut wird dadurch sowie durch die Pollen selbst gereizt und zum Jucken kommt ein unangenehmes Halskratzen, das sich im schlimmsten Fall zu Halsschmerzen ausweiten kann.

Ein weiterer Grund für Halsbeschwerden bei einer Allergie: Ist die Nase allergisch bedingt verstopft, kommt es zu einer vermehrten Mundatmung. Damit verbunden ist eine Austrocknung der Schleimhäute im Rachenraum, die damit anfälliger für Reizungen wird und darauf mit Halskratzen reagiert.

Was kann man Betroffenen empfehlen? Sind Halsbeschwerden allergisch bedingt, kommen für die Behandlung auch Antiallergika in Frage. In der Regel werden bei einer Pollenallergie keine isolierten Halsbeschwerden auftreten, sondern eine Kombination aus allergischer Rhinitis, ggf. auch Konjunktivitis und Halsbeschwerden beobachtet werden. Eine Linderung des Halskratzens kann somit durch Empfehlung antiallergischer Nasensprays mit erreicht werden. Bei insgesamt stärkerer Symptomatik kommen die oralen Antiallergika ins Spiel.

Den Rachen befeuchten und schützen

Für eine Linderung von allergisch bedingtem Räusperzwang und Halskratzen können zudem befeuchtende Lutschpastillen sorgen, die auch bei erkältungsbedingten Halsbeschwerden zum Einsatz kommen. Über die Befeuchtung hinaus, bieten Lutschpastillen mit Schleimstoffdrogen oder ätherischen Ölen einer gereizten Rachenschleimhaut Schutz und tragen zu ihrer Regeneration bei. Als ätherische Öle werden in Lutschpräparaten für den Hals hauptsächlich Thymian-, Eukalyptus-, Fenchel- und Salbeiöl verwendet. Für diese Öle sind antiphlogistische, antimikrobielle und schleimlösende Effekte beschrieben. Die in Kombination mit ätherischen Ölen teilweise eingesetzte Primelwurzel weist antibakterielle und schleimlösende Eigenschaften auf. Als Schleimdrogen dienen in Halspräparaten vor allem Eibischwurzel, Malvenblüten und -blätter sowie Isländisch Moos.

Eine Substanz, die für ihre guten feuchtigkeitsbindenden Eigenschaften bekannt ist, ist die Hyaluronsäure. Sie liegt z. B. in dem mucilaginösen Präparat GeloRevoice in Kombination mit Carbomer und Xanthan sowie verschiedenen Mineralstoffen vor. Beim Lutschen vermitteln die Mineralstoffe einen Brauseeffekt und regen den Speichelfluss an. Xanthan und Carbomer bilden unter Zuhilfenahme dieses Speichels mit Hyaluronsäure einen Hydrogel-Komplex. Er legt sich auf die Schleimhaut im Mund und Rachenraum befeuchtet sie lang anhaltend. In isla med ist Hyaluronsäure mit einem vorgequollenen Hydrogel-Komplex aus Xanthan und Carbomer sowie mit Isländisch Moos kombiniert. Der schützende und befeuchtende Effekt der Hyaluronsäure wird somit durch den der Schleimstoffdroge Isländisch Moos unterstützt.


Dr. Beatrice Rall, Redakteurin DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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