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Schwanger und allergisch

01.10.2024, 08:49 Uhr

(Bild: nicoletaionescu / Adobe Stock) 
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Eine Pollenallergie schert sich leider nicht um besondere Lebensumstände und macht damit auch Schwangeren zu schaffen. Und die Kombination „schwanger und allergisch“ kommt häufig vor. Bei fast jeder fünften Schwangeren sind Allergien bekannt. Welche Antiallergika kann man ihnen empfehlen und mit welchen zusätzlichen Tipps ihnen durch die Pollensaison helfen?

Bei Schwangeren gilt bei jedem gesundheitlichen Problem: Das Nutzen-Risiko-Verhältnis einer Therapie muss nicht nur für die Frau, sondern auch für ihr Kind abgeschätzt werden. Der Blick in den Beipackzettel von Arzneimitteln hilft dabei leider meist wenig, da Studien in der Regel nicht mit Schwangeren durchgeführt werden, und Hersteller somit auch die Anwendung bestenfalls „nach Rücksprache mit dem Arzt“ oder gar nicht empfehlen.

Embryotox hilft bei Empfehlungen für Schwangere 

Kann man Schwangeren, die unter einer Pollenallergie leiden, dennoch in der Apotheke helfen? Ja, man kann. Als Orientierung für Empfehlungen ist die Datenbank Embryotox ein wertvolles Hilfsinstrument. Ihr zufolge können bei einer behandlungsbedürftigen Rhinitis und/oder Konjunktivitis bei Schwangeren eingesetzt werden:

  • Topische Antihistaminika: Mittel der Wahl ist bei topischer Gabe der Mastzellstabilisator Cromoglizinsäure. Die topischen Antihistaminika Azelastin und Levocabastin sind Embryotox zufolge für Schwangere „akzeptabel“.
  • Systemische Antihistaminika: Aufgrund der längeren Erfahrung sind die Wirkstoffe Loratadin oder Cetirizin zu bevorzugen.

Auch nasale Glucocorticoide sind zur Therapie der allergischen Rhinitis bei Schwangeren grundsätzlich möglich, sollte aber zuvor ärztlich abgeklärt werden.

Alternativen für schwangere Pollenallergikerinnen 

Für Schwangere, die auf chemisch-synthetische Antiallergika lieber verzichten möchten, können alternativ homöopathische/anthroposophische Präparate empfohlen werden. Ein Komplexhomöopathikum, das die Indikation Heuschnupfen trägt, ist Heuschnupfenmittel DHU. Es steht in Form von Tabletten zur Verfügung, ein Vorteil, da in der Schwangerschaft alkoholische Zubereitungen natürlich vermieden werden sollten. Weitere mögliche Alternativ-Empfehlungen für Schwangere, die unter einer Pollenallergie leiden, sind Weleda Heuschnupfenspray Nasenspray sowie Euphrasia Augentropfen, die sowohl Weleda als auch Wala anbieten.

Tipps für Schwangere mit Pollenallergie 

Hilfreich können zudem verschiedene Tipps sein, die für alle Pollenallergiker gelten. Dazu gehört, dass

  • Wäsche während der Pollensaison nicht im Freien getrocknet werden sollte,
  • Kleidung nach dem Aufenthalt im Freien möglichst nicht im Schlafzimmer ausgezogen werden sollte“,
  • Abends geduscht und die Haare gewaschen werden sollten, um tagsüber eingefangene Pollen „abzuwaschen“.

Eine Linderung von allergischen Beschwerden können ggf. auch Pollenschutzgitter für Fenster bringen sowie der Einbau eines Pollenfilters im Auto. Empfehlen kann man bei leichteren Beschwerden zudem befeuchtende Nasensprays mit oder ohne Dexpanthenol sowie befeuchtende Augentropfen. Für Schwangere, die unter allergisch bedingten Halsbeschwerden leiden, sind befeuchtende Lutschpastillen eine unproblematische Empfehlung. Auch Pastillen mit Schleimstoffdrogen wie Isländisch Moos können empfohlen werden.

Allergische Mutter, allergisches Kind? 

Berät man Schwangere zu Therapiemöglichkeiten ihrer Pollenallergie, kann man auch einen Hinweis auf das erhöhte Allergierisiko beim Kind einfließen lassen.

Jeder Mensch kann im Lauf seines Lebens eine Allergie entwickeln. Insgesamt sind Allergien auf dem Vormarsch, allen voran die Pollenallergie. Worauf der Anstieg zurückzuführen ist, ist unklar. Für die Pollenallergie werden Klimaveränderungen als mögliche Ursache diskutiert. Weiterhin wird ein Zusammenhang zwischen der zunehmenden Schadstoffbelastung und den steigenden Allergikerzahlen vermutet. Aber auch zu viel Sauberkeit soll hinsichtlich einer Allergie schädlich sein. Der Hygiene-Hypothese zufolge nimmt die Zahl allergischer Kinder in den Industrienationen zu, weil sie zu wenig Kontakt mit der Natur, mit anderen Kindern und mit Tieren haben und ihr Immunsystem somit nicht ausreichend trainiert wird. Endgültig erwiesen ist dies aber nicht.

Unklar ist bislang auch, wie man vorhersagen kann, ob jemand eine Allergie entwickelt oder nicht. Erwiesen ist allerdings die erbliche Komponente der Allergie (siehe Tabelle). Leidet die Mutter darunter, ist damit auch das Kind gefährdet. Das höchste Allergierisiko haben Kinder, von denen beide Elternteile unter einer Allergie leiden.

Liegt familiär bedingt ein erhöhtes Allergierisiko für das Kind vor, sollte es möglichst bis zum 6. Lebensmonat ausschließlich gestillt werden und bei der Einführung der Beikost dann vorsichtig und langsam vorgegangen werden. Auch sollten Kinder von Allergikern möglichst keinem Zigarettenrauch ausgesetzt werden (sollten Kinder ohnehin nicht!).

Allergierisiko bei Kindern in Abhängigkeit von der Familiengeschichte.

Familiäre BelastungAllergierisiko in Prozent
 Kein Elternteil allergisch 15
 Ein Geschwisterkind allergisch 25 - 35
 Ein Elternteil allergisch 20 - 40
 Beide Elternteile allergisch 50 - 60
 Beide Elternteile allergisch mit gleicher Allergie 60 - 80

(Quelle: DAAB)


Dr. Beatrice Rall, Redakteurin DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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