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Laufende Nase? Hilfe bei Pollenallergie

01.10.2024, 10:09 Uhr

(Bild: JovialFox / Adobe Stock)
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Die Nase kribbelt, läuft oder ist verstopft? Pollenallergikern, die mit diesen Beschwerden in die Apotheke kommen, kann man mit topischen oder oralen antiallergischen Selbstmedikationspräparaten helfen. Welche Darreichungsform mit welchem Wirkstoff ist im Einzelfall am besten geeignet? Das hängt von verschiedenen Faktoren ab.

Die Behandlung der typischen Nasenbeschwerden von Heuschnupfen-Patienten erfolgt in der Selbstmedikation in erster Linie mit Nasensprays, da topische Präparate im Vergleich zu oralen mit weniger unerwünschten Wirkungen verbunden sind und ihre Effekte zudem schneller eintreten. Gewählt werden kann  bei antiallergischen Nasensprays zwischen folgenden Wirkstoffen

Antiallergische Wirkstoffe in Nasensprays

Azelastin: In verschiedenen Nasensprays findet sich das zu den Antihistaminika der 2. Generation zählende Azelastin. Seine antiallergische Wirkung beruht auf der Bindung an Histaminrezeptoren, über die Azelastin die Wirkung von Histamin abschwächen. Der Wirkeintritt nach topischer Gabe erfolgt innerhalb von ca. 15 Minuten, die Wirkung hält bis zu 12 Stunden an. Azelastin kann für allergische Nasenbeschwerden ab einem Alter von 6 Jahren abgegeben werden.
Achtung: Die Anwendung kann in Einzelfällen zu Müdigkeit führen, in verstärktem Maß im Zusammenwirken mit Alkohol oder anderen Arzneimitteln.

Levocabastin: Bei Levocabastin handelt es sich wie bei Azelastin um ein Antihistaminikum der 2. Generation. Wirkmechanismus, Wirkeintritt und -dauer sowie Nebenwirkungen (ggf. Müdigkeit) sind vergleichbar.
Alterseinschränkung: ab einem Alter von 1 Jahr

Cromoglicinsäure: Cromoglicinsäure wirkt als Mastzellstabilisator. Sie hemmt die Freisetzung von Entzündungsmediatoren wie Histamin aus Mastzellen. Die Wirkung tritt langsamer ein als die von Azelastin und Levocabastin. Auch ist aufgrund des Wirkmechanismus ein frühzeitiger Einsatz der Substanz wichtig. Sind Entzündungsmediatoren erst einmal aus den Mastzellen freigesetzt, hat Cromoglicinsäure auf sie keinen Einfluss mehr. Empfohlen werden können Cromoglicin-haltige Präparate somit vor allem präventiv sowie unterstützend im Akutfall, um eine weitere Histaminausschüttung zu bremsen.
Alterseinschränkung: keine

Nasale Glucocorticoid: Für die Behandlung der allergischen Rhinitis stehen in Nasensprays mittlerweile auch Substanzen aus der Gruppe der Glucocorticoide für die Selbstmedikation zur Verfügung: Beclometason, Fluticason und Mometason. Sie werden in Leitlinien als Mittel der ersten Wahl empfohlen. Die Substanzen wirken über Bindung an Glucocorticoidrezeptoren in der Nasenschleimhaut sowohl gegen die allergische Sofortreaktion als auch gegen die entzündliche Spätreaktion und verhindern das Fortschreiten des Entzündungsprozesses. Der Wirkeintritt erfolgt langsamer als bei Antihistaminika. Dafür hält die Wirkung nasaler Glucocorticoide  länger an – bis zu 24 Stunden. Im direkten Vergleich mit Beclometason weisen die „neueren“ nasalen Glucocorticoide Fluticason und Mometason ein besseres Nutzen-Risiko-Verhältnis auf.

OTC-Nasensprays mit antiallergischen Wirkstoffen (eine Auswahl)

PräparatHerstellerKonservierungsmittelzugelassen ab

 

Wirkstoff Azelastin

Allergodil akutMeda Pharmanein6 Jahre
AzedilDermapharmnein6 Jahre
PollivalUrsapharmnein6 Jahre
Vividrin AzelastinBausch + Lombnein6 Jahre

 

Wirkstoff Cromoglicinsäure

Cromo-ratiopharmRatiopharmneinohne Einschränkung
PollicromUrsapharmneinohne Einschränkung

 

Wirkstoff Levocabastin

LevocamedDermapharmja*1 Jahr
Livocab direktJohnson & Johnsonja1 Jahr

 

Wirkstoff Beclometason

RatioAllerg HeuschnupfensprayRatiopharmja12 Jahre

 

Wirkstoff Fluticason

Otri-Allergie FluticasonGlaxoSmithKlinejaErwachsene

 

Wirkstoff Mometason

MomeAllergGalenpharmajaErwachsene
MometaHexalHexaljaErwachsene
MomekortDermapharmjaErwachsene
Mometason-ratiopharmRatiopharmjaErwachsene
Vividrin MometasonBausch + LombjaErwachsene
* bei allen genannten Konservierungsmittel-haltigen Präparaten ist Benzalkoniumchlorid enthalten


Ausgeprägtere allergische Nasenbeschwerden: orale Antiallergika

Wenn die Pollenallergie heftig zuschlägt, reichen lokale Antiallergika zur Symptomkontrolle häufig nicht aus. Dann sollten orale Antiallergika empfohlen werden. Die darin am häufigsten eingesetzten Wirkstoffe sind Cetirizin und Loratadin. Beide gehören zu den Antihistaminika der 2. Generation und haben daher keine ausgeprägt sedierenden Eigenschaften. Ihre Einnahme kann somit auch am Tag erfolgen, allerdings sollte bei der Abgabe darauf hingewiesen werden, dass es zu Müdigkeit und damit u.U. auch zu einer eingeschränkten Reaktionsfähigkeit kommen kann. Die Wirkung von Cetirizin und Loratadin tritt innerhalb von 10 bis 30 Minuten ein. Die Substanzen eignen sich somit für akute Beschwerden und können auch „für unterwegs“ empfohlen werden, z. B. für eine Wanderung, einen Grillabend bei Freunden etc..

Mit Levocetirizin und Desloratadin stehen mittlerweile zudem zwei „Weiterentwicklungen“ von Cetirizin und Loratadin für die Selbstmedikation zur Verfügung. Sie entsprechen hinsichtlich ihrem Wirkeintritt und dem Nutzen-Risiko-Profil weitgehend den beiden „Ausgangssubstanzen“. Desloratadin besitzt als aktive Metabolit von Loratadin allerdings eine höhere Affinität zu Histaminrezeptoren und kann daher niedriger dosiert werden. Gleiches gilt für Levocetirizin, dem (R)-Enantiomer von Cetirizin.

Seit Anfang 2023 wird das OTC-Portfolio an oralen Antiallergika noch durch eine weitere Empfehlungsoption erweitert: Bilastin. Der H₁-Rezeptor-Antagonist soll sich durch eine gute Wirksamkeit, eine große therapeutische Breite und eine sehr gute Verträglichkeit auszeichnen. Er kann in der 10-mg-Dosierung bereits für Kinder ab einem Körpergewicht von 20 kg zur symptomatischen Behandlung der allergischen Rhinokonjunktivitis und Urtikaria abgegeben werden.


Dr. Beatrice Rall, Redakteurin DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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