Elektronische Patientenakte

Das Infomobil zur ePA rollt an

Berlin - 30.09.2024, 17:30 Uhr

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ist überzeugt vom Nutzen der ePA und erläutert, dass Apotheken helfen, die ePA-App aufs Smartphone zu bekommen. (Foto: IMAGO / Future Image)

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ist überzeugt vom Nutzen der ePA und erläutert, dass Apotheken helfen, die ePA-App aufs Smartphone zu bekommen. (Foto: IMAGO / Future Image)


Das Bundesgesundheitsministerium rührt die Werbetrommel für die elektronische Patientenakte, die im neuen Jahr endlich ihren Durchbruch haben soll. Auch Apotheken sollen dabei Hilfe leisten.

Am 15. Januar 2025 geht die ePA für alle an den Start. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) freut sich: „Nach 20 Jahren Vorbereitungszeit sind es jetzt nur noch 100 Tage, bis die elektronische Patientenakte endlich kommt“. Für ihn ist die ePA in ihrer Opt-out-Variante einer seiner wesentlichen Erfolge. Neben der Krankenhausreform sei sie die wichtigste Änderung im Gesundheitswesen, die die Versorgung maßgeblich verbessern werde, sagte er diesen Montag in der Bundespressekonferenz anlässlich des Auftakts einer Informationskampagne zur ePA.

Die ePA werde dazu führen, dass die Versorgung nicht nur besser, sondern auch unbürokratischer werde, so der Minister. Heute sei das Material, mit dem Ärztinnen und Ärzte arbeiten müssten, oft nicht vollständig, es kommt beispielsweise zu unnötigen Doppeluntersuchungen. Das Problem löse nun die ePA, in der alle Behandlungsdaten zusammengeführt werden. Auch die Versicherten profitierten. Als Beispiel nannte Lauterbach, dass Wechselwirkung von Medikamenten besser erkannt werden – eine unterschätzte Todesursache, wie er betonte. Die Ärzte und Ärztinnen wüssten derzeit häufig nicht, was ein Kollege oder eine Kollegin verschrieben habe.

Vierwöchige Pilotphase

Es steht nicht zu erwarten, dass am Tag der Einführung alles fehlerlos funktioniert. Daher sind die ersten vier Wochen für eine Pilotphase in Hamburg und Franken vorgesehen, danach wird es bundesweit für alle Leistungserbringer ernst. Zunächst werden mithilfe der E-Rezeptdaten Medikationslisten sowie Arzt- und Befundbericht in die ePA gespeist. Auf keinen Fall wolle man eine Umsetzung, „die in der Praxis mehr Ärger macht, als dass sie hilft“, betonte Lauterbach. Der digitale Medikationsprozess mit elektronischem Medikationsplan und zusätzlichen Möglichkeiten, AMTS-relevante Informationen zu erfassen, soll Mitte Juli starten. Ein weiterer Ausbau ist dann Schritt für Schritt vorgesehen. 

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Der Minister versicherte zudem, dass Datenschutz und Datensicherheit bei der gesamten Entwicklung das wichtigste Anliegen gewesen seien. Die Patienten und Patientinnen blieben zu jedem Zeitpunkt Herr*in ihrer Daten. Erst mit dem Stecken ihrer elektronischen Gesundheitskarte (eGK) ermöglichten sie den jeweiligen Leistungserbringern Einsicht in die Akte. Einzelne Befunde könnten sie ausschließen – und natürlich können sie der ePA auch in Gänze widersprechen.

Apotheken als „Zweigstelle der Bundesdruckerei“

Versicherte, die die ePA auf dem Smartphone haben wollen, um sich selbst mit ihren Daten beschäftigen zu können, können die entsprechende App mithilfe ihres elektronischen Personalausweises oder ihrer eGK freischalten. Für weniger digital affine Menschen gibt es einen niederschwelligen Zugang über die Apotheke, auf den Lauterbach nochmals hinwies: Mit dem Apotheken-ident-Verfahren stehe sozusagen eine „Zweigstelle der Bundesdruckerei“ in der Apotheke bereit. Allerdings sind für dieses freiwillige Angebot noch einige Vorbereitungen zu treffen. So ist gesetzlich vorgesehen, dass das Bundesministerium für Gesundheit in einer Rechtsverordnung das Nähere regelt „zu der Durchführung der Identifizierung der Versicherten sowie der Vergütung und Abrechnung der Apotheken für die Durchführung der Identifizierung der Versicherten“.

Hausärzte: Technische Systeme müssen stabil laufen

Auch der Vorsitzende des Hausärzteverbands, Markus Beier, war beim Termin in der Bundespressekonferenz dabei. Er betonte, dass sich Probleme wie etwa beim Start des E-Rezepts oder der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung nicht wiederholen dürften. Voraussetzung für den Erfolg der ePA sei, dass die Systeme stabil laufen. Die Praxen würden sich bemühen, viele Fragen von Patienten zur ePA zu beantworten. Angesichts des Starts in der Infektsaison könnten sie dies aber nicht alleine leisten.

Mit der gesetzlich vorgeschriebenen Information für alle 75 Millionen gesetzlich Versicherten haben inzwischen auch 68 der 95 Krankenkassen begonnen, sagte die Chefin des GKV-Spitzenverbands, Doris Pfeiffer. Die restlichen würden im Oktober folgen.

Und auch das Bundesgesundheitsministerium startet nun eine Informationskampagne im Internet, mit Plakaten und Spots in Radio und Fernsehen, wie Lauterbach sagte. Zudem soll im Oktober ein Infobus auf Tour durch mehrere deutsche Städte gehen. Stationen sind Schwerin, Dresden, Nürnberg, Erfurt, Kassel, Mainz, Bonn und Hamburg. 


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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