Immerhin: Während die Apotheker:innen sprachen, machten sich Lauterbach und Müller Notizen. Dann holte der Minister aus. Einmal wieder betonte er, dass er viele Apothekerinnen und Apotheker in seinem Umfeld habe und bestens in die Materie eingearbeitet sei. Zudem habe er schon vor zwanzig Jahren mit der damaligen SPD-Gesundheitsministerin Ulla Schmidt für die Umstellung der Honorierung und die Einführung des Versandhandels gesorgt. Lauterbach sieht sich also bestens im Bilde und ist sicher: So wie das System jetzt ist, ist es nicht gut – seine Vorschläge hingegen könnten den Apotheken helfen zu überleben, um in Zeiten der zunehmenden Digitalisierung des Gesundheitssystems auch neben dem Versandhandel bestehen zu können.
Lauterbach setzt offenbar auf die von ihm ab 2027 geplanten Honorarverhandlungen zwischen Apothekern und Krankenkassen, die Schluss machen sollen mit dem derzeitigen starren Honorarsystem. Auf den Einwand, dass die Apotheken jetzt das Geld bräuchten, ließ er sich nicht ein. Es brauche eben einen Vorlauf. Wenn die Apotheken seine Ideen, zunächst die Umschichtung zwischen Fixum und prozentualem Zuschlag, dann die Verhandlungen, ablehnten, könne man dies auch sein lassen. Dann bleibe eben alles gleich. Lauterbach pries seinen Ansatz aber als Möglichkeit für die Apotheker, „aus der Budgetierung“ herauszukommen.
Lauterbach: Niemand muss Apotheken ohne Apotheker betreiben
Was die Apotheken ohne Apotheker:in betrifft – der Aspekt der Reform, auf den sich die ABDA voll und ganz konzentriert – zeigten die Pharmazeutinnen und Pharmazeuten aus den Landapotheken insofern ein gewisses Entgegenkommen, als dass sie strenge Bedingungen für solche „Light-Apotheken“ fordern. Doreen Wegner ist persönlich der Überzeugung, dass „Apotheke ohne Apotheker“ kein gangbarer Weg ist. Allerdings sei er ohnehin nicht umsetzbar, weil die PTA dafür fehlten. Und wenn es sie gäbe, glaubt von den Landapotheker:innen niemand, dass ihr Einsatz zu einer wirtschaftlichen Entlastung führen würde. Sollte Lauterbach hier nicht nachgeben, so müsse man zumindest darüber sprechen, dass die neuen Light-Filialen einen Mindestabstand zu bestehenden Apotheken haben müssen. Der Minister selbst hat laut Wegner auch in diesem Gespräch wieder erklärt, dass es Apotheken freistehe, die von ihm geplante Neuerung zu nutzen: Wer die Apotheke ohne Apotheker ablehne oder für den es sich einfach nicht lohne, müsse diesen Weg nicht gehen.
Lauterbach gibt den Apotheker:innen nach einer Stunde letztlich mit: Er ist offen für Vorschläge und auch gesprächsbereit. Aber den Apotheken entgehe eine „historische Gelegenheit“, die so schnell nicht wieder kommen werde, wenn sie seine Ideen ablehnen. Es sei seine Absicht, die Apotheken vor Ort fit zu machen, um mit den Versandapotheken mitzuhalten. Denn wenn erst einmal die elektronische Patientenakte komme, dann werde dieser nochmal zulegen können. Doch wenn die Apotheken nicht wollten – sein Haus sei auch mit anderen Gesetzgebungsverfahren ausgelastet. Auf die Abstimmungsschwierigkeiten mit der dem FDP-geführten Forschungsministerium ging der Minister übrigens nicht ein.
Wegner: Mit Sozialdemokratie hat das nichts zu tun
Wegner sagt nach dem Termin mit dem Minister: „Das hat mit Sozialdemokratie nichts mehr zu tun“. Die Abgeordneten, mit denen das Gespräch noch eine Stunde fortgesetzt wurde, hätten weitaus mehr verstanden. Gerade beim Thema Geld funktioniere der Ansatz „von der linken Tasche in die rechte Tasche“ nicht.
Ein Instagram-Post von Johannes Arlt zum Treffen lässt zumindest Hoffnung zu. Er räumt zwar ein, dass es nicht auf alle Fragen Antworten gab. Dennoch habe sich gezeigt, dass der Minister bereit sei, auf Anliegen der Apotheker einzugehen. Im Anschluss habe man pragmatische Forderungen erarbeitet, wie Apotheken auf dem Land finanziell stabilisiert werden könnten, ohne erheblich mehr Haushaltsmittel aufzuwenden.
2 Kommentare
Planspiele für eine Liberalisierung
von Philipp Jüttner am 20.09.2024 um 10:07 Uhr
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von Anita Peter am 20.09.2024 um 6:22 Uhr
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