Wenn nichts mehr geht

Burnout vorbeugen, erkennen und behandeln

31.07.2024, 17:50 Uhr

Akku leer? Bei Menschen mit einem Burnout ist das der Dauerzustand. (Foto: JeDo / AdobeStock)

Akku leer? Bei Menschen mit einem Burnout ist das der Dauerzustand. (Foto: JeDo / AdobeStock)


Berufsbedingte und anderweitige psychische Belastungen sind auf dem Vormarsch und haben insbesondere seit der Corona-Pandemie zugenommen. Immer mehr Menschen fühlen sich ausgebrannt. Das spiegelt sich auch in einer stark gestiegenen Zahl an Arbeitsunfähigkeitstagen aufgrund von Burnout wider. Burnout ist in aller Munde, aber wer ist betroffen – und lässt sich dagegen etwas tun?

Burnout ist „ein Syndrom körperlicher, emotionaler und geistiger Erschöpfung aufgrund beruflicher und anderwei­tiger Überlastung bei der Lebensbewältigung“, so die entsprechende Definition der Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und Arbeits­gemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) in der Nationalen Versorgungsleit­linie Unipolare Depression. Wissenschaftlich ist Burnout nicht als eigene Krankheit kodiert. In der seit Januar 2022 gültigen Fassung des international geltenden Katalogs medizinisch anerkannter Diagnosen der WHO (ICD-11) wird Burnout weiterhin nicht als Behandlungsdiagnose aufgeführt, sondern als Risikofaktor für psychische Erkrankungen. Danach ist Burnout ein Syndrom aufgrund von „chronischem Stress am Arbeitsplatz, der nicht erfolgreich bewältigt werden kann.“ Die Bezeichnung bezieht sich speziell auf beruflichen Kontext und sollte laut ICD-11 nicht für andere Lebensbereiche benutzt werden. Ursprünglich bezog sich der Begriff auf soziale Berufe. In der Praxis wird er in­zwischen unabhängig von der Art des Arbeitsplatzes und darüber hinaus häufig auch in Verbindung mit außerberuflichen Belastungen wie z. B. der Pflege von Angehörigen, Kindererziehung sowie bei Kindern und Jugendlichen, z. B. bei Stress in der Schule bzw. Ausbildung/Studium, verwendet. Im Zuge der Corona-Pandemie bekam das Erschöpfungssyndrom eine neue Dimension. Psychische Belastungen haben in dieser Zeit massiv zugenommen und damit im Zusammenhang stehende Erschöpfungssyndrome werden oftmals auch als „Corona-Burnout“ bezeichnet.

Erste S3-Leitlinie zur Prävention in Arbeit

Die stark zunehmenden Inzidenzen waren ein Grund dafür, dass im Jahr 2022 eine neue S3-Leitlinie zum Thema „Prävention des Burnouts“ bei der AWMF angemeldet wurde. Ziel ist die interdisziplinäre und professionell systematische Aufarbeitung vorhandener Evidenzen, um unter Berücksichtigung geschlechts- und altersspezifischer Aspekte erstmalig eine evidenz- und konsensbasierte Leitlinie zur Burnout-Prävention zu erstellen. Die Fertigstellung ist zum Ende des ersten Quartals 2026 geplant. Da für eine erfolgreiche Therapie die Mitarbeit der Patienten und Selbstfürsorge von besonderer Relevanz sind, soll für Betroffene und Angehörige zusätzlich eine Patientenleitlinie mit kurzen niederschwelligen Informationen entwickelt werden. Zusammen mit einer breit angelegten Öffentlichkeitsarbeit soll diese auch zur Entstigmatisierung beitragen.

Abgrenzung von Burnout und Depression

Häufig wird das Burnout-Syndrom mit Symptomen einer Depression beschrieben, und Burnout-ähnliche Symptome können auf eine zugrunde liegende Depression hindeuten. Aber nicht jeder Burnout ist gleich eine depressive Episode. Zwar ähneln bzw. überschneiden sich die Symptome zum Teil, dennoch müssen Depression und Burnout voneinander abgegrenzt werden. Antriebs- und Interessenlosigkeit sowie große Müdigkeit treten sowohl bei Depressionen als auch beim Burnout auf. Betroffene ziehen sich in beiden Fällen oft zurück, was soziale Isolation zur Folge hat. Die Symptome einer Depression gehen aber über das Burnout-Syndrom hinaus: Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl sind verringert und es können Suizidgedanken auftreten. Depressive Menschen haben meist weder Lust noch Energie irgendetwas zu unternehmen. Menschen mit einem Burnout-Syndrom dagegen sehnen sich tief im Inneren nach etwas, das ihnen früher Freude bereitet hat. Burnout ist jedoch mit einem hohen Risiko für psychische Erkrankungen verbunden, allen voran Depressionen und Angststörungen. Oft wird ärztliche/therapeutische Hilfe erst gesucht, wenn diese bereits vorliegen.

Die drei Dimensionen des Burnout

Burnout ist durch drei klar definierte Dimensionen gekennzeichnet: (1) Energieverlust/Erschöpfung ‒ Betroffene fühlen sich durch anhaltende Belastungen erschöpft und „ausgebrannt“. Meist kommen körperliche Beschwerden wie Unwohlsein und Schlafstörungen hinzu sowie, je nach Person ganz unterschiedliche Symptome wie Verdauungsprobleme, Bauch- oder Rückenschmerzen und Migräne, für die es scheinbar keine körperlichen Ursachen gibt. (2) Entfremdung – die Betroffenen distanzieren sich zunehmend von ihrer (beruflichen) Tätigkeit und/oder äußern sich negativ und zynisch bezüglich der eigenen Arbeit und weisen ein (3) verringertes Leistungsvermögen auf ‒ es kommt zum Leistungsabfall.

Prozess der Erschöpfung

Niemand entwickelt von heute auf morgen einen Burnout. Es handelt sich vielmehr um einen schleichenden Prozess, an dessen Anfang der Zwang sich zu beweisen und die Vernachlässigung eigener Bedürfnisse stehen. Die Symptomatik ist variabel und abhängig vom Entwicklungsstadium. Aus anfänglicher Arbeitsüberforderung mit vegetativen Stresssymptomen wie Angespanntheit, Schlafmangel und rückbildungsfähiger Erschöpfung entwickelt sich bei andauernder Überforderung eine anhaltende Erschöpfung, die von Zynismus und Leistungsminderung sowie be­einträchtigter Erholungsfähigkeit begleitet ist (Burnout). Weitere Symptome sind hohe Reizbarkeit, Aggressivität, emotionale Labilität, multiple vegetative Symptome und Aufmerksamkeitsstörungen. Wird die Stressbelastung chronisch, kann der Burnout-Risikozustand zu psychiatrischen und somatischen Folgestörungen führen. Dazu gehören Depressionen, Angststörungen, Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, Tinnitus, Infektionskrankheiten und Medikamentenabhängigkeit. Genetische Veranlagungen oder durch frühere Belastungen erworbene Disposi­tionen (z. B. depressive, Angst- oder Suchterkrankungen) können krankheitsauslösend oder verstärkend sein. Mehr als 160 Einzelbeschwerden und diverse Phasen- bzw. Stufenmodelle wie z. B. das 7-Phasenmodell nach Burisch oder das 12-Phasenmodell von Freudenberger und North sind bisher beschrieben worden (Abb. 1).

Abb. 1: Häufige Schritte bis hin zum Burnout-Syndrom Um frühzeitig eine Gefährdung zu erkennen, kann das 12-Phasenmodell nach Herbert Freudenberger und Gail North helfen. Dabei müssen nicht alle Phasen in genau dieser Reihenfolge auftreten.

Burnout-Ursachen sind vielfältig und individuell

Die Ursachen für einen Burnout sind sehr individuell. Ein Burnout-Prozess kann in Gang gesetzt werden, wenn zu hohe äußere Belastungen (Stressoren) auf zu hohe innere Ansprüche (Stressverstärker) treffen. Zu den arbeitsplatz­bedingten Stressfaktoren gehören z. B. anhaltend hohes Arbeitsvolumen, Zeitdruck, hohe Verantwortung, unerfüllbare Vorgaben, mangelnde Anerkennung, schlechtes Arbeits­klima, Mobbing und mangelnde soziale Unterstützung. Dennoch entwickelt nicht jeder Mensch unter solchen Bedingungen einen Burnout. Eine entscheidende Rolle spielen die inneren, also persönliche Faktoren. So wirken z. B. Per­fektionismus, Narzissmus und Neurotizismus (emotionale Labilität) sowie emotionsorientierte Bewältigungsstrategien begünstigend. Dagegen reduzieren Eigenschaften wie Pflichtbewusstsein, Geselligkeit (Extraversion) und Auf­geschlossenheit sowie problemorientierte Bewältigungs­strategien das Risiko für einen Burnout.

Große Bedeutung kommen der Selbstwahrnehmung und Selbsteinschätzung unserer Ressourcen und Kompetenzen zu. Typisches Muster ist das Anzweifeln, die hohen Arbeitsanforderungen mit den eigenen Ressourcen bewältigen zu können. Der Körper reagiert mit diversen Stress­reaktionen, die sich unter anderem in Anspannung, Nervosität und Schlaflosigkeit äußern können. Die ursächlichen Faktoren sind in der Regel nicht objektiv messbar, sondern werden subjektiv wahrgenommen. Deshalb lässt sich nicht generell behaupten, dass viel Arbeit krank macht. Dennoch sollten außergewöhnlich hohe Arbeitsanforderungen zeitlich begrenzt sein, damit sich die Stress- und Erschöpfungssymptome innerhalb kurzer Erholungsphasen zurückbilden können. In diesen Fällen sollte auch nicht von einem Burnout gesprochen werden. Der Risikozustand Burnout liegt erst vor, wenn kurze Erholungsphasen nicht mehr für eine Rückbildung der Symptome ausreichen, der Erschöpfungs­zustand mindestens sechs Monate anhält und ein Ende nicht in Sicht ist.

Besonderheit „Corona-Burnout“

Stress und psychische Erschöpfung sind während der Corona-Pandemie zu belastenden Dauerbegleitern geworden, und Krankenkassen vermelden seit der Pandemie zunehmend schwerere Fälle von Burnout bei Berufstätigen. So sind in dieser Zeit die Anforderungen vor allem im gesundheitlich-sozialen Sektor und Berufen mit viel Menschenkontakt (z. B. Krankenpfleger, Lehrer, Erzieher, Verkäufer) enorm gestiegen. Andererseits führten Homeoffice und Schulschließungen zu außergewöhnlichen Belastungen und Konflikten, insbesondere innerhalb von Familien. Manchmal haben sich bereits vorhandene Probleme potenziert. Vor allem Mütter kleiner und schulpflichtiger Kinder waren aufgrund der noch immer existenten Ungleichverteilung der Care-Arbeit einem sehr hohen Stress ausgesetzt. Eine Statistik der Arbeitsunfähigkeitstage von AOK-Versicherten zeigt, dass Frauen mit Burnout-Diagnose im Jahr 2021 deutlich länger krankgeschrieben waren als Männer (208,4 versus 120,3 Arbeitsunfähigkeitstage je 1000 AOK-Mitglieder). Neben den gestiegenen Anforderungen im Beruf und anderen Leistungsfeldern wie Pflege, Familien- und Hausarbeit, lebten viele Menschen während der Pandemie in ständiger Angst. Da waren z. B. Angst vor Ansteckung, Angst vor dem Verlust geliebter Menschen oder Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes und damit Angst vor finanziellen Problemen und einem sozialen Abstieg. Zusammengenommen war das Dauerstress für die Psyche und die permanente Anspannung wurde von ständig neuen Informationen, neuartigen Regeln und Verboten verstärkt. Während einige Menschen das alles gut aus­halten konnten, waren weniger resiliente Menschen mit dieser Situation überfordert.

Burn on – immer kurz vor dem Burnout

(ral) Auch wenn Burnout nach wie vor nicht als eigenständiges Krankheitsbild kodiert wird, ist der Begriff doch mittlerweile etabliert und allgemein bekannt. Auf „Burn on“ trifft das noch nicht zu – obwohl sich viele Menschen hier wiederfinden dürften. Urheber des Begriffs sind Timo Schiele und Bert te Wildt. Timo Schiele ist leitender Psychologe einer psychosomatischen Klinik, in der Bert te Wildt Chefarzt ist. In ihrem Buch „Burn on: Immer kurz vor dem Burnout“ (erschienen 2021 im Droemer Verlag) schildern sie ihre Erfahrungen mit Personen, die wegen eines Burnouts zu ihnen in die Klinik kamen, nicht jedoch die typischen Burnout-Anzeichen zeigten, sondern ein eigenes Beschwerdebild hatten: Burn on.

Was verbirgt sich dahinter: Burn on-Patienten sind chronisch überlastet, stehen unter Dauerstress, brechen im Gegensatz zu Burnout-Patienten jedoch (noch) nicht zusammen. Sie „brennen“ permanent, daher der Begriff Burn on. Davon Betroffene bewältigen ihren Alltag, wobei die Arbeit stets an erster Stelle kommt und Privates ggf. dafür zurückgestellt wird. Es fehlt die Balance zwischen An- und Entspannung, die Lebensqualität leidet darunter und es können Symptome wie Kopfschmerzen, Schlafstörungen, eine Hypertonie und eine Erschöpfungsdepression auftreten. Das Risiko für Herz-Kreislauf-Komplikationen wie Herzinfarkt und Schlaganfall ist erhöht. Timo Schiele und Bert te Wildt definieren einen Burn on als chronische Erschöpfungsdepressionen, während sie einen Burnout als akute Erschöpfungsdepressionen bezeichnen. Der Zustand des Burn on kann Monate oder sogar Jahre andauern – sollte jedoch genauso ernst genommen werden wie ein Burnout.

Burnout bei Kindern und Jugendlichen

Permanente Erschöpfung tritt auch bei Kindern und Jugendlichen häufig auf, so das Kantonsspital Winterthur auf seiner Website zu „Burnout bei Kindern und Jugendlichen“. Wie bei Erwachsenen führen Überforderung und Überlastung, z. B. durch hohe Erwartungshaltungen, Leistungsdruck und hohes Tempo in Schule, Elternhaus und Freizeit, zu Antriebslosigkeit, Leistungsabfall und Depressionen. Der Depressivitätswert bei Kindern und Jugendlichen hat sich in der Pandemie (Stand 2021), im Vergleich zu den Jahren davor, verdoppelt. Nach dem ersten Lockdown wiesen 35% der Mädchen und 15% der Jungen klinisch relevante depressive Symptome auf. Zusätzlich haben psychosomatische Beschwerden wie Bauchschmerzen, Kopfschmerzen und Niedergeschlagenheit zugenommen.

Gründliche Differenzialdiagnostik erforderlich

Für die Diagnostik ist neben der zeitlichen Dauer der Erschöpfung auch die Tatsache maßgeblich, dass der Betrof­fene zuvor gesund war. Bevor ein Burnout festgestellt werden kann, ist eine gründliche Differenzialdiagnostik erforderlich, denn Müdigkeit und Erschöpfung sowie andere für den Burnout typischen Symptome sind nicht Burnout-spezifisch, sondern können auch Begleitsymptome anderer Erkrankungen (z. B. Multiple Sklerose, Krebs, Demenz) sein. Ernsthafte somatische sowie psychosomatisch/psychiatrische Ursachen für die Erschöpfung sind deshalb auszuschließen. Darüber hinaus müssen komorbid mit dem Burnout auftretende Symptome erfasst werden. Insbesondere bei psychiatrischen Symptomen muss abgeklärt werden, ob diese als Folgeerkrankung des Burnouts oder unabhängig davon auftreten und als Burnout fehl­interpretiert werden.

Multimodale Therapie

Bei einem Verdacht bzw. Zeichen wie anhaltende Erschöpfung und innere Distanz zu Dingen, die früher Freude bereitet haben, sollten sich Betroffene an ihren Hausarzt wenden. Die Chancen auf Genesung sind umso größer je früher professionelle Hilfe in Anspruch genommen wird. Unbehandelt ist Burnout mit einem hohen Risiko für psychische und/oder somatische Folgekrankheiten wie Depressionen, Angstzustände, Medikamentenabhängigkeit, Tinnitus, Bluthochdruck etc. verbunden. Besonders gefährdet sind Personen, die in der Vergangenheit bereits an solchen Erkrankungen gelitten haben. Die Therapie erfolgt auf verschiedenen Ebenen und beinhaltet neben Beratung und Aufklärung Psycho-, Physio- und Pharmakotherapien, Coaching sowie unterstützende Maßnahmen wie Sport, Entspannung und Meditation (siehe DAZ 2020, Nr. 49, S. 52). Im Anfangsstadium ist oft eine ambulante Therapie ausreichend. Im fortgeschrittenen Stadium dagegen, mit ausgeprägter Erschöpfungsdepression und möglicherweise einhergehender Suizidgefahr, ist in der Regel eine stationäre Behandlung nötig. Ziel der Therapie ist es, dass der Patient wieder die Kontrolle über sein Leben gewinnt und die dafür erforderlichen Ressourcen aufbaut. Meist ist dazu eine Neuorientierung bezüglich der Lebensziele und Wertvorstellungen erforderlich.

Auf einen Blick

  • Der Begriff „Burnout“ bezeichnet einen Zustand totaler Erschöpfung durch berufliche Überlastung, wird aber in der Praxis auch auf Erschöpfungszustände mit Ursache in Tätigkeitsbereichen wie der Pflege, Schule, Ausbildung/Studium angewendet.
  • Herausforderungen und psychische Belastungen während der Corona-Pandemie mündeten häufig im sogenannten „Corona-Burnout“.
  • Burnout ist durch drei Dimensionen charakterisiert: (1) Energieverlust/Erschöpfung, (2) Depersonalisierung und/oder Zynismus bezüglich der Arbeit und (3) Leistungsabfall.
  • Burnout und Depressionen sind trotz teils ähn­licher/überlappender Symptome voneinander abzugrenzen.
  • Burnout ist mit einem hohen Risiko für psychische Erkrankungen, vor allem Depressionen und Angststörungen, verbunden.
  • Das Burnout-Syndrom sollte professionell behandelt werden. Die Therapie erfolgt multimodal.
  • Stärkung der Resilienz hilft einem Burnout vorzubeugen.

Digitale Burnout-Therapieprogramme

Im Rahmen der Therapie können auch Apps zur Unter­stützung der Betroffenen und Entlastung der behandelnden Ärzte und Therapeuten eingesetzt werden. Sie sind im Gegensatz zu einem Therapieplatz schnell verfügbar sowie ortsunabhängig und niederschwellig anwendbar. Eine für Erwachsene, vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) zertifizierte, evidenzbasierte App ist die Digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) HelloBetter Stress. Mit diesem interaktiven psychologischen Therapieprogramm kann die psychische und arbeitsbezogene Gesundheit nachweislich verbessert werden. Die App kann ärztlich oder psychotherapeutisch verordnet werden, und die Kosten werden von den Krankenkassen übernommen. Ziel ist eine andauernde Reduktion der Stressbeanspruchung hinsichtlich der bestehenden Probleme bei der Arbeits- und Lebensbewältigung.

Stärkung der Resilienz als Präventivmaßnahme

An berufsbedingten Rahmenbedingungen bzw. anderen äußeren Faktoren können Betroffene meist nicht viel ändern. Um einem Burnout vorzubeugen, ist es deshalb wichtig, die eigenen Fähigkeiten zur Stressbewältigung (Resilienz) zu stärken. Eine ganze Reihe von Maßnahmen können hier hilfreich sein. Dazu gehören eine gute Arbeits- und Tagesplanung einschließlich klarer Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit, idealerweise auch räumlich. Insbesondere bei einem Homeoffice ist es wichtig, den Tag systematisch zu strukturieren, dabei Pausen und Feierabend bewusst einzuplanen, um ein Abschalten zu ermöglichen. Ausflüge in die Natur und Waldspaziergänge können zu mehr innerer Ruhe führen und Achtsamkeit und Selbstwahrnehmung ver­bessern. Um Stress abzubauen, sind Sport und diverse Entspannungsmethoden/-techniken (z. B. autogenes Training, progressive Muskelentspannung, Qi Gong und Yoga) ge­eignet, die auch über Online-Programme erlernt werden können. Nicht zuletzt sollte man soziale Beziehungen, die einem guttun, pflegen.

Literatur

 [1] Bundesministerium für Gesundheit: Burn-out-Syndrom. gesund.bund.de/burn-out-syndrom, Abruf 12.06.2024

 [2] Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz: Burnout. www.gesundheit.gv.at/krankheiten/psyche/burnout, Abruf 12.06.2024

 [3] Techniker Krankenkasse: Was ist ein Burnout-Syndrom? https://www.tk.de/techniker/krankheit-und-behandlungen/erkrankungen/behandlungen-und-medizin/psychische-gesundheit/depression-burnout/burnout-syndrom, Abruf 12.06.2024

 [4] Edu-Valsania S et al.: Burnout: A review of theory and measurment. Int J Environ Res Public Health 2022;19:1780

 [5] Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF): Nationale VersorgungsLeitlinie Unipolare Depression – Langfassung, Version 3.2. 2022, Abruf 03.07.2024

 [6] Oberbergkliniken: Burnout - Die seelische Balance wiederfinden. www.oberbergkliniken.de/krankheitsbilder/burnout, Abruf 13.06.2024

 [7] Mercedes-Benz Versicherungsservice GmbH: Corona-Burnout: Wie die Pandemie an den Kräften zehrt. https://versicherungen.mercedes-benz.com/corona-burnout, Abruf 27.06.2024

 [8] Bundesagentur für Arbeit: Was hilft gegen den Corona-Burn-out? Interview mit Dr. J. Galuska vom 06.01.2021, www.arbeitsagentur.de/faktor-a/arbeitswelt-gestalten/was-hilft-gegen-den-corona-burnout, Abruf 13.06.2024

 [9] Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte: DiGA-Verzeichnis: HelloBetter Stress und Burnout, https://diga.bfarm.de/de/verzeichnis/00965

[10] Dr. Becker Klinikgruppe: Corona-Burnout: Zeichen erkennen, Prävention stärken. www.dbkg.de/news/corona-burnout-zeichen-erkennen-praevention-staerken. Abruf 27.06.2024

[11] Fleischmann A: „Burnout“ – problematischer Modebegriff oder passende bildliche Darstellung eines ernst zu nehmenden Symptomkomplexes? Frankfurter Privatinstitut für psychische Gesundheit (FIP), Abruf 01.07.2024

[12] Leopoldt D.: Ausgebrannt. Dtsch Apoth Ztg 2020;49:52

[13] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/239869/umfrage/arbeitsunfaehigkeitstage-aufgrund-von-burn-out-erkrankungen/

[14] KKH Kaufmännische Krankenkasse: Wenn Krankenpfleger einfach nicht mehr können. Burnout: Berufstätige immer länger krankgeschrieben – 2021 wieder mehr Fälle. Pressemeldung vom 16.05.2022, www.kkh.de/presse/pressemeldungen/burnout

[15] Kantonsspital Winterthur: Burnout bei Kindern und Jugendlichen. www.ksw.ch/gesundheitsthemen/burnout-kinder-jugendliche. Abruf 04.07.2024


Dr. Daniela Leopoldt, Apothekerin
redaktion@daz.online


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