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„Pillen statt Prävention“
Krankenkassen und Hausärzte kritisieren Entwurf zum Gesundes-Herz-Gesetz
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat sein neues Gesetzesvorhaben der Öffentlichkeit präsentiert. Gesundheitsscreenings und die Förderung der Rauchentwöhnung sind Kernpunkte des Vorhabens, aber auch die Ausweitung des Einsatzes von Statinen ab dem Kindesalter. Das stößt auf Widerstand seitens der Krankenkassen und Hausärzt*innen.
Der neue Referentenentwurf aus dem Hause Lauterbach ist bekannt. Mit dem Gesetz zur Stärkung der Herzgesundheit (GHG) will das Bundesgesundheitsministerium (BMG) der häufigsten Todesursache der Deutschen den Kampf ansagen. Der Gesetzesentwurf sieht flächendeckende Gesundheitsscreenings vor, aber auch die Ausweitung des Einsatzes von Statinen zur Cholesterinsenkung. Bereits ab dem Kindesalter sollen zukünftig solche Arzneimittel verstärkt eingesetzt werden.
Techniker Krankenkasse
Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der Techniker Krankenkasse (TK), kritisierte in einer Pressemitteilung vom Dienstag, dass die Pläne das Problem „nicht bei der Wurzel“ packten: „Etablierte Präventionsansätze wie Bewegung, Ernährung oder Entspannung bleiben außen vor.“
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Stattdessen wolle das BMG im großen Stil Arzneimittel abgegeben, „die eigentlich speziell für chronisch kranke Menschen vorgesehen sind.“ Auch von den geplanten flächendeckenden Gesundheitsscreenings per Gutschein hält die TK nicht viel: „Wichtiger ist ein gesunder Lebensstil, der durch Pillen oder Papier-Gutscheine für Vorsorgeuntersuchungen jedoch nicht erreicht werden kann.“
Innungskrankenkasse
Auch die Innungskrankenkasse (IKK) sieht das so. Geschäftsführer Jürgen Hohnl, sagte in einer aktuellen Pressemitteilung, dass es nicht richtig sei, „Kinder und Jugendliche durchgängig zu medikamentieren. Schon gar nicht mit Statinen, deren Nutzenbewertung durch den Gemeinsamen Bundesausschuss noch nicht abgeschlossen ist. Um es noch einmal deutlich zu sagen: Jedes Medikament hat Nebenwirkungen. Auch Statine sind keine harmlosen Zuckerkügelchen!“
Allgemeine Ortskrankenkasse
Die Zielsetzung eines gesunden Lebensstils rücke in dem Referentenentwurf völlig aus dem Fokus, meint auch die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbands, Carola Reimann. Fragen aus dem Bereich der elterlichen Erziehung würden an die Medizin delegiert, Kinder würden zu „chronischen Patienten“ gemacht: „Der Referentenentwurf zum Gesundes-Herz-Gesetz könnte auch Pillen-statt-Prävention-Gesetz heißen. Der darin vorgesehene breite Einsatz von Screenings und Statinen schon bei Kindern und Jugendlichen geht aus unserer Sicht in die völlig falsche Richtung.“ Viel sinnvoller wäre ein ausgewogenes Verhältnis von Ernährungs- und Bewegungsangeboten, sagt Reimann. Statine seien „keine Smarties“.
Verband der Ersatzkassen
Man müsse die Bürger*innen zu einem gesünderen Lebensstil mittels Ernährung und Bewegung animieren, betont auch Ulrike Elsner, Vorstandsvorsitzende des Verbandes der Ersatzkassen (vdek). Stattdessen ziele das BMG auf eine „Reparaturmedizin“ anstelle wirklicher Prävention. Zudem machte Elsner deutlich, dass das BMG damit auch seine Kompetenzen übersteige: „Die Umsetzung mittels Verordnungsermächtigung ist zudem ein weiterer Schritt in Richtung Staatsmedizin. Aus gutem Grund obliegt die Nutzenbewertung von Gesundheitsuntersuchungen und zur Statinversorgung bisher dem Gemeinsamen Bundesausschuss.“
Hausärzt*innen
Das sieht auch der Hausärztinnen- und Hausärzteverband (HAEV) so: „Es ist sehr befremdlich, wie detailliert der Gesetzgeber in konkretes ärztliches Handeln eingreifen will, beispielsweise indem er darlegt, wann Versicherte Anspruch auf die Versorgung mit Statinen haben. Das ist nichts, was eine staatliche Behörde zu entscheiden hat.“
1 Kommentar
Wir wollen nicht impfen!
von Dr. Radman am 19.06.2024 um 10:42 Uhr
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