Innovative Ideen für Apotheken

via veröffentlicht neues Fünf-Punkte-Programm

Berlin - 28.03.2024, 09:15 Uhr

Blutentnahme- und Untersuchung zukünftig auch in der Apotheke? Via sieht die Schweizer Minikliniken als Vorbild. (Foto: IMAGO / Funke Foto Services)

Blutentnahme- und Untersuchung zukünftig auch in der Apotheke? Via sieht die Schweizer Minikliniken als Vorbild. (Foto: IMAGO / Funke Foto Services)


Der Verband innovativer Apotheken (via) hat eine neue Agenda für die Apotheken der Zukunft vorgestellt. Nachdem der Vorstand viele seiner alten Ziele realisiert sah – abgesehen von der ausstehenden Anpassung der Apothekenhonorierung – setzt er sich nun neue Ziele und blickt dabei auch über die Landesgrenzen. Außerdem fordert via Vergütungen für die Übernahme finanzieller Risiken. 

Der Verein innovativer Apotheken (via) hat ein neues Fünf-Punkte-Programm veröffentlicht. Oberste Forderung ist die Anpassung der Apothekenhonorare. Aber auch die Erweiterung der Filialstruktur, GmbH-Apotheken und die Einrichtung von „Minilabs“ zur Entlastung von Arztpraxen stehen auf der neuen Agenda. 

1. Via fordert in seinem Programm an erster Stelle eine Erhöhung der Fixvergütung. Und zwar eine noch deutlichere als die ABDA, die um 12 Euro kämpft. 15 Euro will via – die zusätzlichen 3 Prozent können bleiben. Zudem sei eine „anschließende Dynamisierung durch Bindung des Fixums an die Vertragsarzthonoraranpassung“ nötig. 

2. Zur Sicherstellung einer flächendeckenden Arzneimittelversorgung strebt via eine weitere „Liberalisierung“ an, vor allem mit Blick auf Filialisierung und Öffnungszeiten. Der Verein will, dass zukünftig bis zu sechs Filialen pro Apotheke angebunden werden können. Zudem soll zukünftig die Gründung von Zweigapotheken erleichtert werden. Dafür wird Österreich als Vorbild für eine mögliche Neuregelung angeführt. Dort können Zweigapotheken eröffnet werden, sofern innerhalb eines Radius von sieben Kilometern keine normale Apotheke verfügbar ist.

3. Die Übernahme von Betriebsrisiken Dritter – das Inkasso des Herstellerrabatts sowie der Zuzahlung  – soll nicht mehr zulasten der Apotheken erfolgen. Deshalb fordert via Vergütungen für eine geleistete Risikoübernahme. Fürs Zuzahlungs-Inkasso zugunsten der Kassen fordert via 20 Prozent, mindestens jedoch 1 Euro pro Packung. Für den Mehraufwand bei Lieferengpässen sollen Entschädigungen in Höhe von 15 Euro pro Packung gezahlt werden. Zudem fordert via, die Krankenkassen zu verpflichten, ihre Abrechnungen über eine einheitliche Schnittstelle direkt elektronisch zu verbuchen.

4. Zudem möchte via die Möglichkeit eröffnen, eine Apotheke als GmbH zu betreiben, allerdings nur, wenn eine Apothekerin oder ein Apotheker als Gesellschafter fungiert. Dadurch würde mehr unternehmerische Flexibilität ermöglicht, die Anpassungsfähigkeiten gegenüber Veränderungen am Markt gesteigert.

5. Um den finanziellen Sorgen vieler Apotheken zu begegnen und der Überbelastung der Arztpraxen entgegenzuwirken, will via die Angebotspalette der Apotheken erweitern. Stichwort sind hier die „innovativen Versorgungskonzepte“. So könnten etwa Blut-Entnahmen und erweiterte Laboruntersuchungen angeboten. werden und Maßnahmen zur COPD-Früherkennung, so via. Auch eine Ausweitung des Impfangebots auf FSME, Masern, Röteln, Polio, Diphterie, Tetanus und Pneumokokken wird angestrebt.

Via wurde im Jahr 2019 gegründet und hatte damals bereits ein Fünf-Punkte-Programm als Agenda formuliert. Dessen Ziele wurden größtenteils schon verwirklicht. Dazu zählten die Schaffung eines Impfangebots in Apotheken, ein Verbot für Rx-Boni bei ausländischen Versendern, die Einführung von Wiederholungsrezepten, aber auch die digitale Vernetzung von Kliniken, Arztpraxen und Apotheken – auch wenn es bei Letzterem sicherlich noch Verbesserungsbedarf gibt.


Michael Zantke, Redakteur, DAZ
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

Abwrackprämie wäre fair

von Dr. House am 28.03.2024 um 10:10 Uhr

Die 15€ klingen natürlich grotesk hoch nach der jahrelangen Flaute. Sie würden die Apothekenzahl vermutlich wieder irgendwo in Richtung 20000 bewegen. Der Punkt ist aber, dass die Politik das nicht will. Sie will einen smoothen Übergang zur automatisierten konzerngeführten "Versorgung".
Solange das vom Wähler getragen wird, besteht damit objektiv betrachtet auch kein Problem..
Eine Frechheit ist jedoch uns zu sagen, wie sehr man uns braucht und uns und insbesondere dem Nachwuchs Hoffnung zu machen.
Will man uns "abwracken" müsste man es eigentlich machen wie bei den Atomkraftwerken. Über 10 besser 20 Jahre eine zusätzliche Provisionsvergütung bereitstellen, damit wir die Apothekenstrukturen kontrolliert abbauen können. Damit wäre uns reiner Wein eingeschenkt und auch der Nachwuchs wüsste was Sache ist. Aber man hat sich wohl entschieden es alles einfach so verfallen zu lassen. Frust wird entstehen wie nie zuvor. Auch interne Neiddebatten. Die Apotheker werden sich selbst zerlegen. Die ABDA wird sich weiter dumm stellen und glauben die Politik unterstützt die inhabergeführte Apotheke, hat nur gerade kein Geld übrig.

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Osterhase und Weihnachtsmann auf einen Tag ...

von Reinhard Herzog am 28.03.2024 um 9:52 Uhr

Konjunkturprogramm für Automatenhersteller und KI ;-)

Wenn allein der durchschnittliche Rezeptertrag (mit im Schnitt 1,4 Rx-Pckg.) mal in die Gegend einer hausärztlichen Versichertenpauschale kommt, wird's grotesk ... oder dieser Ertrag fast zwei Stundenlöhnen von Niedrigverdienern entspricht.

Es sei jedem gegönnt, aber nüchtern betrachtet stimmt da dann an dem ganzen System etwas nicht (mehr).

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