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Steigende Infektionszahlen und fehlende Arzneimittel
Kinderärzte fordern Grippeimpfungen ab Kleinkindalter
Der Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte beklagt anhaltende Engpässe bei der Versorgung mit Penicillin und anderen Arzneimitteln. Verbandspräsident Martin Hubmann sieht die Versorgung junger Patienten bedroht. Vor dem Hintergrund massiv steigender Influenza-Infektionen bei Kindern und Jugendlichen fordert er zudem eine Ausweitung der Impfempfehlung.
Erneut warnen die Kinderärzt:innen vor einem Mangel an Penicillin und anderen notwendigen Arzneimitteln. Der Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) sieht die Versorgung junger Patient:innen gefährdet, beispielsweise bei der Behandlung von Streptokokken-Erkrankungen. Martin Hubmann, Präsident des BVKJ, erläuterte in einem aktuellen Interview gegenüber der Funke Mediengruppe die Notlage: „Wenn wir auf breiter angelegte Antibiotika ausweichen müssen, erhöhen wir die Gefahr von Resistenzen.“
Auch über die andauernde Überlastung der Arztpraxen durch „überflüssige“ Bürokratie und chronischen Personalmangel beklagte sich Hubmann. „In den vergangenen 30 Jahren wurden viel zu wenige Kinderärzte ausgebildet, jetzt gehen die Babyboomer in Rente und hinterlassen eine gewaltige Lücke.“
Influenza auf dem Vormarsch
Vor dem Hintergrund hoher Infektionszahlen möchte der BVKJ die Impfempfehlung gegen Influenza auch auf Kleinkinder erweitern. Oft erkranken Kinder nur leicht oder symptomfrei und fungieren dennoch als Überträger von Influenzaviren, was für ältere Mitmenschen zur Gefahr werden kann, erklärte Hubmann. Er warnt vor einer „massiven“ Grippewelle in den kommenden Wochen. Bis jetzt zielt die Influenza-Impfempfehlung nur auf Kinder mit Risiko-Faktoren.
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Gerade bei Kindern und Jugendlichen sind Influenza-Infektionen derzeit sehr stark verbreitet. Das Robert Koch-Institut verzeichnet seit der zweiten Dezemberwoche eine Influenza-Welle, deren Hochpunkt im Februar erwartet wird. Für den Erfassungszeitraum vom 18. bis zum 31. Dezember waren Influenza-Viren die häufigste Ursache respiratorischer Erkrankungen: 22 Prozent der beim RKI eingesandten Sentinelproben enthielten Influenzaviren. Die Zahl schwerer Krankheitsverläufe bei Atemwegsinfekten ist in den letzten Kalenderwochen leicht gestiegen, davon waren elf Prozent auf Influenza zurückzuführen.
Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche
Die meisten Arztbesuche aufgrund von respiratorischen Erkrankungen sind aktuell in der Gruppe der Kleinkinder (null bis vier Jahre) zu verzeichnen. Laut RKI musste allein in der zweiten Dezemberwoche – dem ermittelten Ausgangspunkt der Influenza-Welle – fast jedes zehnte Kleinkind in Deutschland eine Arztpraxis aufgrund von Atemwegserkrankungen besuchen. Neben dem Respiratorischen Synzytial-Virus, das für die meisten Infektionen bei den Kleinkindern verantwortlich ist, dominieren in der Altersgruppe der Fünf- bis Vierzehnjährigen die Influenzainfektionen.
BVKJ-Präsident Hubmann hält vor dem Hintergrund einer drohenden Überlastung der Praxen eine Ausweitung der Impfempfehlung für unerlässlich: „Unser Ziel muss es sein, die Ausbreitung des Virus durch Impfung zu verhindern und damit die Krankheitslast für alle zu mindern. Dafür wäre eine breite Impfung ab dem Kleinkindalter medizinisch sinnvoll.“
2 Kommentare
Impfen, impfen, impfen
von Stefan Siebert am 09.01.2024 um 13:06 Uhr
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AW: Impfen, impfen, impfen
von Johannes Huber am 14.01.2024 um 16:15 Uhr
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