DAZ-Adventsrätsel – Tag 22

Alzheimer: Einst vergessen - heute ein Name, den jeder kennt

Stuttgart - 22.12.2023, 07:00 Uhr

Hilflosigkeit vorprogrammiert: Alzheimer-Patienten verlieren nicht nur Kurz- und Langzeitgedächtnis, sondern zunehmend ihre Alltagsfähigkeiten. (Foto: mickyso / AdobeStock)

Hilflosigkeit vorprogrammiert: Alzheimer-Patienten verlieren nicht nur Kurz- und Langzeitgedächtnis, sondern zunehmend ihre Alltagsfähigkeiten. (Foto: mickyso / AdobeStock)


Seine 17-seitige Doktorarbeit über die Ohrenschmalzdrüsen hat ihm aus heutiger Sicht nicht zu wissenschaftlichem Ruhm verholfen, die akribische Beschreibung seiner berühmtesten Patientin dafür umso mehr: Alois Alzheimer, Psychiater aus dem fränkischen Marktbreit (1864 – 1915).

An der „Städtischen Anstalt für Irre und Epileptische“ in Frankfurt am Main wurde 1901 Auguste Deter aufgenommen. Die 51-jährige Hausfrau wurde von ihrem verzweifelten Ehemann wegen ihres schnell fortschreitenden geistigen Verfalls vorgestellt.

Die Frankfurter Klinik war zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine hochmoderne Psychiatrie: Entgegen traditioneller Lehrmeinung ging man dort davon aus, dass Geisteskrankheiten nicht Folge sündigen Verhaltens und damit unheilbar sind, sondern dass sie therapierbare organische Ursachen haben können. Tobende Patienten wurden nicht mit Zwangsjacken und Isolierzellen, sondern mit Bädern und anderen beruhigenden Anwendungen therapiert. Auch erste Gesprächstherapien wurden entwickelt. Vor allem jedoch wurde in Frankfurt geforscht: Alois Alzheimer, seit 1888 erst als Assistenz-, dann als Oberarzt in Frankfurt tätig, war daher auch bekannt als „der Irrenarzt mit dem Mikroskop“.

Alzheimer war von Beginn an fasziniert von Auguste Deter, der er, da sie mit 51 Jahren für eine Alters-Demenz deutlich zu jung war, die vorläufige Diagnose „präseniles Irresein“ verpasste. Die erst 1996 im Klinikarchiv wiedergefundenen detaillierten Aufzeichnungen seiner Gespräche mit ihr zeigen, dass ihr Gedächtnisverlust bereits weit fortgeschritten war. Bei der Aufnahme konnte sie weder den Namen ihres Mannes noch ihren Wohnort benennen, in den Folgejahren verlor sie schnell jeden Bezug zur Realität. Als Auguste Deter 1906 verstarb, ließ sich Alois Alzheimer ihr Gehirn nach München schicken, wo er zu diesem Zeitpunkt Leiter des hirnanatomischen Laboratoriums war. Unter dem Mikroskop entdeckte er die charakteristischen Protein-Ablagerungen.

Seine Beobachtungen an Auguste Deter benannte Alois Alzheimer als „Krankheit des Vergessens“. Im November 1906 stellte er sie unter dem Titel „Über eine eigenartige Erkrankung der Hirnrinde“ auf der 37. Jahrestagung der „Südwestdeutschen Irrenärzte“ vor – stieß jedoch auf keinerlei Interesse, nicht einmal eine Diskussion erfolgte.

Obwohl sein Chef, der Psychiater Emil Kraepelin, das beschriebene Krankheitsbild 1910 als „Alzheimer‘sche Erkrankung“ in sein „Lehrbuch der Psychiatrie“ aufnahm, geriet es in den folgenden Jahrzehnten in Vergessenheit. Erst in den 1970er-Jahren begann man sich in der Medizin angesichts zunehmender Zahlen an Demenz-Patienten wieder mit der nach Alois Alzheimer benannten Erkrankung zu beschäftigen. Heute, in einem Deutschland, in dem jeder zehnte Patient über 65 Jahren an einer Demenz leidet, ist die Krankheit jedem Laien ein Begriff. Alois Alzheimer hat es also mit seiner Beschreibung der „Krankheit des Vergessens“ zumindest posthum geschafft, dass sein Name in der Medizin unvergessen bleiben wird. 

Mit den Worten „Ich beginne nun die Reise, die mich zum Sonnenuntergang meines Lebens führt", verabschiedete sich 1994 ein ehemaliger US-amerikanischer Präsident aus der Öffentlichkeit. Die Offenheit, mit der er in seinem Brief an das amerikanische Volk über seine Alzheimer-Diagnose schrieb, rückte die Erkrankung ins Bewusstsein der Gesellschaft. Bis zu seinem Tod im Jahr 2004 sollte es noch zehn Jahre dauern, über den weiteren Verlauf seiner Erkrankung ist jedoch kaum etwas bekannt. 

Frage: 

Welcher ehemalige US-Präsident war dieser prominente Alzheimer-Patient?

Die Antwort lautet:

Ronald Reagan (40. Präsident der USA von 1981 bis 1989)


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