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DAZ-Podcast | Einfach erklärt – auf die Ohren
Wirkstoffe in der Umwelt: Was können wir tun?
Wirkstoffe in der Umwelt in kritischen Konzentrationen finden sich weltweit – so auch bei uns in Deutschland. Weil moderne Arzneistoffe eher schwer abbaubar sind, der Arzneimittelverbrauch steigt und Dürreperioden zunehmen, verschlimmert sich das Problem. Warum es keine einfachen Lösungen gibt, wir aber dennoch möglichst viele Ansätze benötigen, erläutert der Pharmazeutische Chemiker Prof. Michael Müller im DAZ-Podcast.
Im Juni 2022 beginnt ein Kommentar internationaler Pharmazeuten und Umweltforscher im Journal „Science“ so: „Die zunehmende Umweltverschmutzung durch die Produktion und den Verbrauch synthetischer Chemikalien übertrifft inzwischen alle anderen Umweltbelastungen, z. B. steigende Kohlendioxidemissionen.“
Eine wichtige Quelle dieser Umweltverschmutzung: Arzneimittel. Auch wenn es drastisch klingt – Michael Müller, Professor für Medizinische und Pharmazeutische Chemie an der Universität Freiburg, stimmt den Autoren zu.
Gerade neuere Wirkstoffe bereiten Ökosystemen immer mehr Probleme. „Grundsätzlich gilt: Je moderner ein Arzneimittel, umso eher läuft es Gefahr, schlecht abgebaut werden zu können – in der Kläranlage oder auch in der Umwelt“, erklärt Müller in Folge fünf des DAZ-Podcasts „Einfach erklärt“. Der steigende Arzneimittelverbrauch, Dürreperioden und Flutkatastrophen können dazu beitragen, dass mehr Arzneistoffe in unserer Umwelt landen. Autoren einer aktuellen Studie verglichen – insofern diese verfügbar waren – Umweltdaten der Flüsse weltweit. In rund jedem vierten Fluss lag die Konzentration von mindestens einem Wirkstoff höher, als für aquatische Lebewesen sicher wäre.
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In Deutschland gibt es bisher keine Hinweise, dass die Konzentrationen im Trinkwasser, die Forscher bei Einzelsubstanzen nachweisen, einen Einfluss auf den Menschen haben könnten. Doch Müller erklärt: Bisher ist nicht erforscht, wie sich Stoffgemische oder die chronische Exposition geringer Wirkstoffmengen auf Menschen auswirken.
Müller, selbst Verfechter der nachhaltigen Pharmazie, will über Lehre und Forschung dazu beitragen, dem Problem zu begegnen. Mitarbeitende seiner Fakultät organisierten 2021 eine interaktive Vorlesung. Vom 19. bis zum 22. September fand die „Summer School Sustainable Pharmacy“ statt, zu der Doktoranden aus Pharmazie, Biochemie und anderen Forschungsgebieten Gedanken austauschten.
Was können Apotheker tun?
Aber was können Apotheker:innen tun? Wie können sie die Bevölkerung zu einem umweltbewussten Umgang mit (Alt-)Arzneimitteln motivieren? Auch dazu suchten Christine Gitter und Marius Penzel zusammen mit Ihrem Gast Michael Müller Antworten: in der Apotheke sei grundsätzlich über die korrekte Entsorgung von Arzneimittel aufzuklären. Doch allein pharmazeutisch lässt sich das globale Problem nicht lösen, sagt Müller.
Rücknahme-Pflicht für Arzneimittel und Recycling
Der Chemiker fordert eine Rücknahme-Pflicht für Arzneimittel, wie wir sie von Batterien, Altpapier oder Altglas kennen. Weil es viele Patient:innen gewohnt sind, Altglas zu sammeln, entsorgen manche flüssige Arzneiformen im Ausguss, um das Glas fachgerecht zu entsorgen. Eine Rücknahme-Pflicht für Arzneimittel würde der Bevölkerung zeigen: Hier handelt es sich um eine wertvolle Ressource.
Auch das Recyceln bestimmter Wirkstoffe aus Altarzneimitteln für die Forschung ist heute möglich, wie ein Projekt der Uni Erlangen aus der pharmazeutischen Chemie um Prof. Markus Heinrich zeigt. In manchen Fällen wären diese recycelten Wirkstoffe sogar rein genug, um für die Humanarzneimittelherstellung infrage kommen zu können. Im DAZ-Podcast kommentiert Prof. Michael Müller: „Je mehr Ideen, umso besser – denn wir wissen nicht, welcher Ansatz am Ende nachhaltig sein wird.“
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