Klimawandel und Nachhaltigkeit

Energiespartipps vom Virchowbund – was können Praxen und Apotheken tun?

Berlin - 21.09.2022, 07:00 Uhr

Ideen für Nachhaltigkeit in der Arztpraxis kommen jetzt vom Virchowbund. Viele davon sind auch etwas für die Apotheken. (s / Bild: Adobe Stock/malp)

Ideen für Nachhaltigkeit in der Arztpraxis kommen jetzt vom Virchowbund. Viele davon sind auch etwas für die Apotheken. (s / Bild: Adobe Stock/malp)


Der Virchowbund hat jetzt eine Checkliste für Arztpraxen veröffentlicht, wie diese Energie sparen können – viele Tipps lassen sich auch auf Apotheken übertragen. Dabei geht es nicht nur darum, Papier und Strom zu sparen: Auch zum Beispiel das „Ausmisten“ der Medikation bei den Patientinnen und Patienten mit Polymedikation steht auf der Liste.

Der Deutsche Apothekertag stand in diesem Jahr unter dem Motto „Klimawandel, Nachhaltigkeit und Gesundheit“. Zwar hatten die ABDA-Mitgliedsorganisationen viele Anträge zu diesem Thema eingereicht, letztlich verlor sich die Debatte jedoch immer wieder in einer stellenweise sehr kleinteiligen Grundsatzdiskussion, welchen Beitrag Apotheken tatsächlich leisten können. Viel Konkretes kam am Ende nicht herum.

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Wie man Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen aktiv angehen kann, macht jetzt der Virchowbund vor: Der Verband der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte hat eine ausführliche Checkliste veröffentlicht, wie Praxen ihren Alltag umweltbewusst gestalten können.

Werbekataloge abbestellen, biologisch abbaubare Einweghandschuhe nutzen

Viele Tipps lassen sich auch auf die Apotheken übertragen – so regt der Virchowbund unter anderem dazu an, papierbasierte Prozesse möglichst zu digitalisieren, Werbekataloge abzubestellen und zum Beispiel Arztbriefe elektronisch zu übermitteln. Darüber hinaus sei es denkbar, biologisch abbaubare, puderfreie Einmalhandschuhe zu kaufen (genannt wird in der Checkliste die Firma Kimtech als Lieferant), was sicher auch für die Rezeptur in der Apotheke eine Option ist.

Neben generellen Ideen zum Schonen von Ressourcen, wie der Nutzung energiesparender Beleuchtung, dem Einbauen wassersparender Armaturen und dem Absenken der Heiztemperatur, beleuchtet der Verband auch, was beim Kontakt mit Patientinnen und Patienten sowie auf Ebene der Medikation möglich ist. Um die Abwasserbelastung zu senken, können Ärztinnen und Ärzte demnach erwägen, Ibuprofen statt Diclofenac zu verordnen. Das Verschreiben eines Pulverinhalators statt eines Dosieraerosols – natürlich nur, sofern im Einzelfall möglich – trage zudem dazu bei, CO2-Emissionen einzusparen.

Patientenwege vermeiden

Überdies sollten Praxen prüfen, ob sie unnötige Patientenwege vermeiden können. Zu diesem Zweck schlägt der Virchowbund vor, zum Beispiel Wiederholungsverordnungen auszustellen, sobald dies möglich ist, sowie telemedizinische Angebote und ein Rezepttelefon einzurichten. Auch eine Beratung der Versicherten zu den persönlichen gesundheitlichen Vorteilen einer klimafreundlichen Lebensweise sei ratsam, etwa mit Blick auf die Ernährung und den Gang zu Fuß statt der Autofahrt.

Aufmerksam sein sollten Ärztinnen und Ärzte auch bei Menschen mit Polymedikation: Den Medikationsplan „auszumisten“, bringe sowohl Vorteile für das Individuum als auch für die Umwelt. „So werden auf längere Sicht Ressourcen in der Medikamentenproduktion gespart – vom Abfall ganz zu schweigen“, erläutert der Virchowbund dazu auf seiner Website.

Die Checkliste finden Interessierte, die bereits registriert sind, hier auf der Seite des Virchowbunds. Alle anderen bekommen die Liste per Mail zugeschickt, wenn sie sich für den kostenlosen Newsletter des Verbands anmelden.


Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Herangehensweise an die Aufgabe

von Dr. Ralf Schabik am 22.09.2022 um 8:31 Uhr

Das Problem auf dem DAT war, dass der Großteil der Anträge FALSCH formuliert war. Nur zwei Beispiele:

1) "Geschäftsstellen klimaneutral". Sorry - das GEHT definitionsgemäß GAR NICHT ! Von Naturwissenschaftlern sollte man erwarten können, dass sie sauber formulieren. Der Antrag konnte wenigstens gerettet werden durch Umformulierung "Reduzierung des Ökologischen Fußabdrucks" - wobei in der vermeidbaren Hektik des DAT da auch die Jahreszahl hätte entfallen können, denn "Reduzierung" kann SOFOT beginnen.
2) Anträge, die ANDEREN Vorschriften machen. NEIN ! Brauchen wir Apotheker wirklich eine VERORDNUNG, die der Industrie vorschreibt, welche Werbemittel sie einsetzt ? Sind wir Apotheker so unselbständig, nicht selber zu entscheiden, was wir bestellen und was nicht ?

Symptomatisch für die "Denke" war, dass sich die Delegierten nicht dazu durchringen konnten, finanzielle Mittel für einen Nachhaltigkeitsbeauftragten zu fordern. Der Umgang mit diesem Antrag hat mir gezeigt, wie oberflächlich die Thematik angegangen wird.

Insofern kann ich nur hoffen, dass die Arbeitsgruppe, die nun gebildet wird, zeitnah Vorschläge unterbreiten kann, wie wir in den Apotheken zu Nachhaltigkeit beitragen können. Immer unter dem Aspekt, dass viele Apotheken aktuell wirtschaftlich und personell mit dem Rücken an der Wand stehen und Nachhaltigkeit quasi "nebenher" laufen muss. Handreichungen von zentraler Stelle sind da der genau richtige Weg.

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