DAZ-Tipp

Melatonin - Wichtige Beratungshinweise

Stuttgart - 05.08.2022, 12:15 Uhr

Wirksam und harmlos? Wunder sollte man beim Einsatz von Melatonin gegen Schlafstörungen nicht erwarten. (Foto: vetre / AdobeStock)

Wirksam und harmlos? Wunder sollte man beim Einsatz von Melatonin gegen Schlafstörungen nicht erwarten. (Foto: vetre / AdobeStock)


Mal wieder schlecht geschlafen? Unfreiwillige Nachtschwärmer könnten dann auf die Idee kommen, es doch einmal mit Melatonin zu versuchen. Schließlich wird „das Schlafhormon“ (als das es besser nicht bezeichnet werden sollte) in Form von Nahrungsergänzungsmitteln stark beworben und ist nicht nur in Apotheken allgegenwärtig, sondern auch in jedem Drogeriemarkt erhältlich. 

DAZ Ausgabe 30 / 2022

Ein Weg zu gutem Schlaf?

Wichtige Beratungshinweise bei der Abgabe von Melatonin

Was sollte man alles bei der Einnahme von Melatonin beachten? Und was gilt es, vor dem Griff zum Spray oder Weichgummi probiert beziehungsweise abgeklärt zu haben? Tipps für eine qualifizierte Beratung zu Melatonin gibt Apothekerin Dr. Verena Stahl in der Ausgabe 30/2022 der Deutschen Apotheker Zeitung.

Es ist schon verlockend, dem Mythos Melatonin zu erliegen. Nachzuhelfen, mit einem körpereigenen Unterstützer der Nachtruhe, scheint wirksam und harmlos zugleich. Zumindest harmloser als die auf viele abschreckend wirkenden, synthetischen Schlafmittel. Gepunktet wird auch mit pflanzlichen Sedativa und Hypnotika, die sich in einigen Melatonin-haltigen Nahrungsergänzungsmitteln finden. Die Extrakte sind allerdings meist so niedrig dosiert, dass hierüber keine klinischen Effekte zu erwarten sind.

Schlafstörungen ärztlich abklären lassen

Wunder sollte man beim Einsatz von Melatonin sowieso nicht erwarten. Laut Insomnie-Leitlinie ist die Evidenz der Wirksamkeit bei Schlafstörungen nur gering beziehungsweise unzureichend erforscht. Bei wem Ein- oder Durchschlafprobleme organisch-, psychisch- oder arzneimittelbedingt sind, muss ohnehin das Übel an der Wurzel gepackt werden. Jedoch weiß man meist nicht, was der Grund für die eigenen Schlafstörungen ist. Daher sollte das ärztliche Gespräch gesucht werden, bevor man zur Selbsttherapie greift. Dies gilt insbesondere für Kinder und Jugendliche, die unter schlechtem Schlaf leiden (oder deren Eltern deswegen verzweifelt sind). Schließlich sind bei unkritischer Einnahme des Hormons nicht näher bekannte Auswirkungen auf den Schlaf-Wach-Rhythmus sowie den gesamten Organismus bei Heranwachsenden möglich.

Ohne Schlafhygiene kein guter Schlaf

Es müssen auch die Rahmenbedingungen für die Nachtruhe stimmen, also die Einhaltung der Maßnahmen für eine gute Schlafhygiene. Hierzu zählen konstante Zubettgeh- und besonders Aufstehzeiten (auch am Wochenende), Einschlafrituale und eine kühle, dunkle und ruhige Schlafumgebung. Leider kann der Schlaf-Wach-Rhythmus durch vielfältige Faktoren gestört werden, auch hier lohnt eine gründliche und selbstkritische Überprüfung, um sich nicht selber im Wege zu stehen. Ein ­besonderer Fokus sollte, besonders bei Kindern und Jugendlichen, auf den zurückhaltenden Einsatz von ­Medien und digitalen Endgeräten vor dem Schlafengehen oder nachts gelegt werden.

Einnahmehinweise

Erwachsene, die gelegentlich Melatonin-haltige Nahrungsergänzungsmittel bei Einschlafstörungen einsetzen möchten, müssen ein paar Hinweise beachten. Ganz wichtig ist die Einnahme zu festen Uhrzeiten, wobei der optimale Einnahmezeitpunkt und -abstand zur Schlafenszeit je nach Chronotyp variiert. Auch für die Höhe der Dosis gibt es keine allgemeine Empfehlung, weshalb man mit der niedrigst möglichen Dosierung anfangen sollte. Da Mahlzeiten eine Resorptionsverzögerung von Melatonin bewirken, empfiehlt es sich, idealerweise zwei Stunden vor der Melatonin-Einnahme nichts mehr zu essen.

Einsatz bei Jetlag

Ist geplant, Melatonin zur Unterstützung bei Jetlag einzusetzen, kann folgende Vorgehensweise vorgeschlagen werden: Schon vor Reiseantritt lohnt die Anpassung der Schlaf- und Essenszeiten an die lokale Zeit des Reiseziels. Liegt das Reiseziel im Osten, versucht man den Schlafrhythmus nach vorne zu verschieben, bei Reisen gen Westen sollte man hingegen versuchen, später ins Bett zu gehen. Auch mit der Einnahme von 0,5 bis 5 mg Melatonin kann schon ein bis zwei Tage vor der Abreise gestartet werden, wobei sich der Einnahmezeitpunkt an der abendlichen Ortszeit des Reiseziels orientiert. Alternativ kann man erst am Ankunftstag, abends, Melatonin für maximal fünf Tage einnehmen.


Apothekerin Dr. Verena Stahl
redaktion@daz.online


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