Plattformökonomie und Apotheke 4.0

Ludewig wirbt für das Apothekenportal

Meran - 22.05.2022, 14:30 Uhr

Der ehemalige BMG-Abteilungsleiter für Digitalisierung Gottfried Ludewig ist inzwischen bei T-Systems für den Healthcare-Bereich verantwortlich. (b/Foto: DAZ)

Der ehemalige BMG-Abteilungsleiter für Digitalisierung Gottfried Ludewig ist inzwischen bei T-Systems für den Healthcare-Bereich verantwortlich. (b/Foto: DAZ)


Plattform ja oder nein: Diese Frage stellt sich aus Sicht des ehemaligen BMG-Abteilungsleiters für Digitalisierung, Gottfried Ludewig, schon längst nicht mehr. Die Apotheker:innen müssten jetzt Gas geben und ein gemeinsames Angebot schaffen, das im Idealfall zur beherrschenden Struktur werde. Ludewig mahnt zur Eile: „Warten Sie nicht zu lange – dieser Markt ist in Bewegung.“

Was die Apothekerschaft in der Pandemie geleistet hat, beeindruckt Gottfried Ludewig nachhaltig. Der Volkswirt, der unter Ex-Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) die Abteilung für Digitalisierung im Bundesministerium für Gesundheit (BMG) geleitet hat und der inzwischen bei T-Systems für den Healthcare-Bereich verantwortlich zeichnet, zollte der Apothekerschaft in seinem Vortrag beim Pharmacon in Meran seinen Respekt. In seinem Fachgebiet habe sie sich insbesondere durch eine Initiative ausgezeichnet: das Schaffen der nötigen digitalen Infrastruktur für das Ausstellen von Impfzertifikaten.

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Vor allen anderen waren die Apotheken damit in der Lage gewesen, digitale Impfnachweise für Bürgerinnen und Bürger bereitzustellen. Geht es nach Ludewig, sollten sich die Apotheker:innen diese Innovationskraft bewahren. Denn: „Die Digitalisierung soll niemanden ersetzen, sondern ein Tool sein.“ Vor dem Hintergrund, dass zunehmend Plattform-Anbieter den Apothekenmarkt für sich entdecken, warnte er davor, sich dieser Entwicklung grundsätzlich zu entziehen. „Der Einzelunternehmer ist nicht stärker als die Plattformökonomie.“

Allerdings sollte eine solche Plattform nicht von Drittanbietern, sondern vom Berufsstand selbst entwickelt werden. Die Menschen wollten heutzutage eine App, über die sie mit einem Klick sehen können, welche Apotheken das von ihnen gewünschte Medikament vorrätig haben – und im Idealfall werde es noch am selben Tag per Botendienst nach Hause geliefert. „Ich schätze meine Apotheken vor Ort. Aber wenn ich die Wahl habe, ob ich von Apotheke zu Apotheke laufe, um ein bestimmtes Arzneimittel zu bekommen, oder stattdessen mit meiner Tochter im Garten spielen kann, ist die Entscheidung klar.“

Apotheken müssen zweite Ebene besetzen

Statt des Wettbewerbs zwischen den individuellen Präsenzapotheken werde es in Zukunft darum gehen, ob Patientinnen und Patienten ihre Medikamente vor Ort kauften oder online. Ludewigs eindringlicher Rat: „Sie sollten diese zweite Ebene besetzen, sonst wird das Geschäft Schritt für Schritt abwandern.“ Zu diesem Zweck sollten die Apotheken an einem Strang ziehen und gemeinsam eine beherrschende Plattform schaffen – damit warb Ludewig offensichtlich für das Apothekenportal, dessen Weiterentwicklung und Betrieb der neu gegründeten Gesellschaft für digitale Services der Apotheken (Gedisa) obliegt. Bis auf Westfalen-Lippe haben sich alle Apothekerverbände Deutschlands dieser Gesellschaft bereits angeschlossen.

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Über das Portal können Apotheken schon seit Juni 2021 digitale Impfzertifikate erstellen – dies sei der „erfolgreichste digitale Prozess, den die Bundesregierung je umgesetzt hat“, adelte Ludewig das Projekt. Nun heißt es, am Ball zu bleiben und die Apotheken hierzulande weiter fit zu machen für die digitale Welt. Ludewig mahnt zur Eile: „Warten Sie nicht zu lange – dieser Markt ist in Bewegung.“


Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


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