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Eltern nicht stigmatisieren!
Vier Szenarien für die Kinderimpfung zwischen fünf und elf Jahren
Sie sind, was Corona angeht, gut informiert und halten sich stets aktuell? Wissenschaftlichen Ratschlägen messen Sie viel Wert bei und möchten diese möglichst befolgen, mit der aktuellen STIKO-Empfehlung zur COVID-19-Impfung für Kinder zwischen fünf und elf Jahren tun Sie sich aber schwer? Am vergangenen Donnerstag versuchte ein Experte in der Bundespressekonferenz anhand von vier Szenarien, Eltern in diesem Fall die Entscheidung zu erleichtern.
Seit auch Kinder zwischen fünf und elf Jahren mit dem mRNA-Impfstoff von Biontech in Deutschland geimpft werden können, müssen Eltern selbst einige Faktoren abwägen, wenn sie eigenverantwortlich entscheiden wollen, ob sie ihre Kinder gegen COVID-19 impfen lassen oder nicht. Denn eine klare allgemeine Impfempfehlung gibt es für diese Altersgruppe bei gesunden Kindern noch nicht. Dass das Thema die Menschen beschäftigt, zeigen Twitter-Beiträge wie dieser:
Kollegin: "Wie mutig, dass ihr [U5 Kind] habt impfen lassen. Wir warten bei [Ü5 Kind] lieber noch ein bisschen ab."
— Frau Telzweig hat kein' Bock mehr ? (@Januschka3) December 16, 2021
Ich: "Da haben wir wohl unterschiedliche Standpunkte. Ich finde Abwarten viel mutiger."
Und das meine ich genau so wie ich es gesagt habe.
Auch Professor Leif Erik Sander von der Charité Universitätsmedizin Berlin, Infektiologie und Pneumologie, wies kürzlich auf Twitter auf „eine sehr hörenswerte & informative Sonderfolge des Coronavirus-Update-Podcasts“ zur Kinderimpfung hin. Und schon am Tag zuvor hatte der „Tagesspiegel“ aufgrund des hohen Interesses die Bezahlschranke eines Artikels entfernt, der bereits am vergangenen Mittwoch erschienen war – der Titel: „Charité-Experte Sander: ‚Eltern und Kinder können sich mit gutem Gefühl für die Impfung entscheiden‘“.
In diese allgemeine Diskussion hat sich auch die Frage gemischt, ob und inwiefern Omikron die Impfentscheidung bei Kindern zwischen fünf und elf Jahren beeinflussen könnte und sollte. Für ein wenig Verwirrung im Vorfeld der gestrigen Bundespressekonferenz sorgte dann auch ein Statement des Berufsverbands der Kinder‐ und Jugendärzte (BVKJ), über das die DAZ bereits berichtete.
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Bevor es am vergangenen Donnerstag dann in der Bundespressekonferenz konkret um die Kinderimpfungen ging, betonte der Präsident des Robert Koch-Insituts, Professor Lothar Wieler, nochmals, dass bei Erwachsenen gilt: „Geimpft sein ist immer besser als nicht geimpft sein“ – auch angesichts Omikrons also. Die Weihnachtsfeiertage sollten nicht für das Virus zum Fest werden, man solle sich auf jeden Fall vorher testen und das Netzwerk eigenverantwortlich klein halten. Professor Jörg Dötsch, Direktor der Kinderklinik Uniklinik Köln, machte die Wichtigkeit solcher Schutzmaßnahmen jenseits von Impfungen auch am Beispiel der Kinder deutlich.
Schulen können das Pandemie-Geschehen stabilisieren – mit Masken
Wenn alles Schutzmaßnahmen akkurat eingehalten werden – auch das Maskentragen –, dann seien die Schulen sicher, so Dötsch. Dann seien Schulen und Kinder keine Treiber der Pandemie, sondern könnten vielmehr zur Kontrolle des Infektionsgeschehens beitragen. Man beobachte, dass gerade in den Ferien unter den Kindern besonders viele Infektionen stattgefunden hätten, durch die Maßnahmen habe man die Lage dann in den Schulen nach den Herbstferien aber wieder stabilisieren können.
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Insgesamt könne man an den Kinderkliniken aktuell von einer stabilen Situation sprechen. Die PIMS-Fälle (Pädiatrisches Inflammatorisches Multiorgan-Syndrom) verliefen unter der Delta-Variante eher milder oder flauten sogar ab. Zu Long-COVID wisse man noch immer nicht so viel, es trete aber eher bei Älteren auf. Die initiale Annahme, dass mit der neuen Omikron-Variante vor allem jüngere Kinder betroffen sein könnten, scheine sich zumindest bislang nicht zu bestätigen.
Wann die Kinderimpfung uneingeschränkt zu empfehlen ist
Soll man seine Kinder aktuell also impfen lassen? Für die Zwölf- bis 17-Jährigen lautete hier die Antwort in der Bundespressekonferenz: Ja, uneingeschränkt! Das entsprich auch der STIKO-Empfehlung. Für die Fünf- bis Elf-Jährigen könne man von vier Szenarien ausgehen:
- Chronisch kranke Kinder (auch mit Asthma) sollen unbedingt geimpft werden.
- Können sich im Umfeld Erwachsene nicht impfen lassen, sollen Kinder auch unbedingt geimpft werden.
- Möchten die Eltern ihre gesunden Kinder impfen lassen, dürfen diese das.
- Sind die Eltern unsicher, sollen sie auf eine allgemeine STIKO-Empfehlung warten.
Zu den letzten beiden Varianten wurde betont, dass Eltern – egal wie sie sich entscheiden – nicht kritisiert oder gar stigmatisiert werden sollen. Es sei eine sehr verantwortungsvolle Situation, in der sich die Eltern befinden.
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Angesichts eines möglichen Impfstoffmangels bei Erwachsenen müssen sich Kinder übrigens nicht zurückhalten. Durch die verschiedenen Darreichungsformen könne ihr Impfstoff ohnehin nicht einfach für Erwachsene umgewidmet werden.
Für die Impfungen von Kindern zwischen fünf und elf Jahren sind in diesem Jahr 2.412.000 Dosen eingeplant. Zu Beginn des neuen Jahres soll weiterer Impfstoff kommen. In den beiden Wochen vom 3. Januar und vom 10. Januar an sind jeweils Lieferungen von 1,25 Millionen Dosen des Kinder-Präparats von Biontech an das Zentrallager des Bundes geplant, wie eine Übersicht des Gesundheitsministeriums zeigt. Weitere 1,25 Millionen Dosen sollen im Januar außerdem folgen.
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