COVID-19

FDA lässt Auffrischimpfungen mit Moderna und Janssen zu

Stuttgart - 21.10.2021, 12:15 Uhr

Die FDA genehmigte Auffrischimpfungen mit dem Moderna-Impfstoff sechs Monate nach der zweiten Dosis für Ältere ab 65 Jahren. Zwischen 18 und 64 Jahren kann geboostert werden, wenn ein erhöhtes Risiko für COVID-19 vorliegt. (Foto: alexandra / AdobeStock)

Die FDA genehmigte Auffrischimpfungen mit dem Moderna-Impfstoff sechs Monate nach der zweiten Dosis für Ältere ab 65 Jahren. Zwischen 18 und 64 Jahren kann geboostert werden, wenn ein erhöhtes Risiko für COVID-19 vorliegt. (Foto: alexandra / AdobeStock)


Janssen: Wenige Daten, doch „Dringlichkeit, etwas zu tun“

Daneben fiel auch eine Entscheidung zu einer Booster-Dosis mit dem COVID-19-Impfstoff Janssen (Ad26.COV2.S). Der Vektorimpfstoff ist als einziger für nur eine Dosis zugelassen, was als Vorteil galt. Allerdings kommen mehr und mehr Zweifel auf, ob diese Einzelimpfung zum ausreichenden COVID-19-Schutz tatsächlich genügt. Die FDA befürwortete nun eine Booster-Dosis auch für den Janssen-Impfstoff, diese kann ab 18-Jährigen mindestens zwei Monate nach der einmaligen Primärimpfung verabreicht werden. Das heißt, hier schränkt die FDA den Kreis der Impfempfänger nicht so streng ein, wie sie es bei den mRNA-Impfstoffen tut – prinzipiell erlaubt sie jedem ab 18 Jahren eine Booster-Dosis mit dem Janssen-Impfstoff.

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Bereits vergangene Woche hatte der Beratungsausschuss für Impfstoffe und verwandte biologische Produkte der FDA (FDA's Vaccines and Related Biological Products Advisory Committee, VRBPAC) einstimmig Auffrischimpfungen mit dem Janssen-Impfstoff befürwortet, wobei teilweise auch die Qualität der eingereichten Daten moniert wurde. Laut dem Nachrichtensender „CNN“ erklärten Mitglieder des Ausschusses, dass es zwar nicht viele Daten gebe, die zeigten, ob die Wirksamkeit des Janssen-Impfstoffs nachlasse, doch sollten Janssen-Geimpfte ihrer Meinung die Möglichkeit einer Auffrischungsimpfung erhalten. Der Impfstoff von Janssen habe sich nicht als so schützend erwiesen wie die Impfstoffe von Pfizer/Biontech oder Moderna, bemerkte der VRBPAC-Vorsitzende Dr. Arnold Monto, Professor für öffentliche Gesundheit und Epidemiologie an der Universität von Michigan. Und weiter: „Es besteht also eine gewisse Dringlichkeit, hier etwas zu tun“.

Janssen-Booster nach sechs Monaten effektiver?

Zudem war wohl auch die FDA mit dem nur kurzen zweimonatigen Impfabstand nicht von vornherein einverstanden, so hatte die FDA das Beratergremium dem Nachrichtensender „CNN“ zufolge gefragt, ob die eingereichten Daten zeigten, dass ein mindestens sechsmonatiger Impfabstand nach der ersten Impfung eine stärkere Immunreaktion hervorrufen würde. Die zulassungsrelevanten Studien COV1001 und COV2001 zeigten, dass ein größerer Abstand zwischen der Erstimpfung mit Ad26.COV2.S und einer homologen Auffrischungsdosis zu einem größeren Anstieg der humoralen Immunantworten (ELISA-Titer) im Vergleich zum 1-Dosis-Schema führte, sowohl bei Teilnehmern im Alter von 18-55 Jahren und ≥65 Jahre. Dabei kam es bei einem zweimonatigen Impfabstand zu einer 4- bis 6-fachen Erhöhung, bei einem sechsmonatigen Boosterabstand bis zu einem 12-fachen Anstieg (in der jüngeren Altersgruppe) der Antikörpertiter. 

Letztendlich folgte die FDA nun den Empfehlungen des Beratungsausschusses. Für die erweiterte Notfallzulassung wurden Immunogenitätsdaten von 39 Studienteilnehmern einer klinischen Studie ausgewertet. Sie hatten etwa zwei Monate nach der ersten Dosis eine Auffrischungsdosis mit dem Janssen-Impfstoff erhalten, die meisten Teilnehmer (24) waren zwischen 18 und 55 Jahre alt, 15 Probanden waren 65 Jahre oder älter. Den Daten der FDA zufolge haben etwa 9.000 Teilnehmer der klinischen Studie zwei Dosen des Impfstoffs Janssen COVID-19 erhalten, die im Abstand von mindestens zwei Monaten verabreicht wurden. 2.700 der Teilnehmer wurden hinsichtlich der Sicherheit der Auffrischungsdosis zwei Monate nachbeobachtet. „Die Sicherheitsanalysen von Janssen im Rahmen dieser Studien haben keine neuen Sicherheitsbedenken ergeben“, erklärt die FDA.

Thrombose-Thrombozytopenie-Syndrom 

Dennoch kommt sie nicht umhin, auf das Risiko von seltenen doch schweren Blutgerinnseln hinzuweisen, die gemeinsam mit erniedrigten Blutplättchenzahlen (Thrombose-Thrombozytopenie-Syndrom, TTS) nach Verabreichung des Impfstoffs COVID-19 von Janssen beobachtet wurden. TTS-Fälle seien etwa ein bis zwei Wochen nach der Impfung aufgetreten und meist bei Frauen zwischen 18 und 49 Jahren. Darüber hinaus deutet die Sicherheitsüberwachung auf ein erhöhtes Risiko für eine schwere neurologische Störung, das sogenannte Guillain-Barré-Syndrom, innerhalb von 42 Tagen nach der Verabreichung des COVID-19-Impfstoffs hin.

STIKO: Janssen-Auffrischung mit mRNA-Impfstoff

Die STIKO hatte sich ebenfalls bereits zu Auffrischimpfungen positioniert, auch zum COVID-19-Impfstoff Janssen. Sie rät allen einmal mit Janssen Geimpften zu einer Booster-Dosis mit einem mRNA-Impfstoff. Grund ist, dass die häufigsten Durchbruchinfektionen laut STIKO nach einer Janssen-Impfung auftreten. Die EMA hat sich bislang zu Booster-Dosen mit dem COVID-19-Impfstoff von Janssen nicht geäußert, eine Auffrischung mit dem Vektorimpfstoff ist daher in der EU auch nicht zugelassen. Hingegen hatte die EMA sich bereits für Booster-Dosen mit mRNA-Impfstoffen ausgesprochen und die Zulassung von allgemeinen Auffrischimpfungen mindestens sechs Monaten nach der Grundimmunisierung ab 18 Jahren empfohlen, und zwar sowohl für Pfizer/Biontech als auch für Moderna.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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