Vom 5. bis 8. Mai 2021 findet die zweite Interpharm online statt. Ein Thema des Pharmazeutischen eKongresses: „Endometriose: Gewebe auf Abwegen unter Kontrolle bringen“.
Das volle Programm und weitere Informationen finden Sie hier.
Regelschmerzen, Kinderlosigkeit, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr – diese Symptome dürften die meisten mit Endometriose assoziieren. Was ist mit Schmerzen beim Wasserlassen, beim Stuhlgang oder in der Schulter – schon an Endometriose gedacht? Und warum gerät die Gebärmutterschleimhaut überhaupt auf Abwege? Das ist unter anderem Thema bei der INTERPHARM online 2021. DAZ.online hat vorab mit Frau Professor Sylvia Mechsner von der Berliner Charité gesprochen.
„Endometriose: Gewebe auf Abwegen unter Kontrolle bringen“ – darüber informiert Professor Dr. med. Sylvia Mechsner, Leiterin des Endometriosezentrums an der Berliner Charité, am 7. Mai 2021 bei der INTERPHARM online. Endometriose ist vielen sicher kein völlig unbekanntes Krankheitsbild – es geht um Gebärmutterschleimhaut, die aber ihr Dasein nicht allein auf die Gebärmutter beschränkt – doch was passiert da eigentlich genau? Wie kann sich eine Endometriose äußern, außer in Regelschmerzen oder Kinderlosigkeit? Können Gynäkologen eine Endometriose bei Routine-Untersuchungen leicht feststellen? Und warum geht die Endometreiumschleimhaut überhaupt auf Wanderschaft? DAZ.online hat schon vor der INTERPHARM online mit Frau Professor Mechsner gesprochen.
DAZ.online: Bei Endometriose dürften die meisten Frauen an Regelschmerzen, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und Kinderlosigkeit denken. Gibt es denn auch andere, weniger klassische Symptome, bei denen Frauen und Gynäkologen hellhörig werden sollten?
Professor Mechsner: Weitere Zeichen einer Endometriose können regelmäßige Unterbauchschmerzen sein, die z. B. vor der Periode oder mittzyklisch zum Eisprung – aber auch ganz unregelmäßig – auftreten können. Auch Schmerzen beim Wasserlassen oder Stuhlgang können zum Symptomkomplex dazugehören. Etwas untypischer kann sich eine Endometriose auch in zyklischen Schulterschmerzen oder – wenn eine Nabelendometriose vorliegt – in Nabelschmerzen bis hin zu Nabelblutungen äußern. Ganz, ganz selten manifestiert sich eine Endometriose in der Lunge, sodass es zu zyklischem Bluthusten kommt.
DAZ.online: Lässt sich eine Endometriose immer bei „normalen“ Vorsorgeuntersuchungen beim Gynäkologen – Bauch- oder Vaginalultraschall, abtasten, Abstrich – feststellen?
Professor Mechsner: Nein, immer finden Gynäkologen beim Routinecheck eine bestehende Endometriose sicher nicht. Aber je erfahrener ein Frauenarzt ist und je mehr er sich mit dieser Thematik beschäftigt, desto leichter ist eine Endometriose auch zu erkennen. Man kann allein durch Tasten Ungewöhnliches feststellen – Knoten im hinteren Scheidengewölbe und/oder dem Darm. Auch im Ultraschall kann man neben der Gebärmutter den Darm anschauen und prüfen, ob Organe zueinander verschiebbar sind, und auch Blasenherde lassen sich gut erkennen. Eigentlich können alle Endometrioseherde, bis auf die Bauchfellherde, gesehen werden. Anhand eines Abstrichs lässt sich hingegen keine Endometriose diagnostizieren.
Vom 5. bis 8. Mai 2021 findet die zweite Interpharm online statt. Ein Thema des Pharmazeutischen eKongresses: „Endometriose: Gewebe auf Abwegen unter Kontrolle bringen“.
Das volle Programm und weitere Informationen finden Sie hier.
DAZ.online: Was ist die Krux bei der Diagnosestellung?
Professor Mechsner: Erfahrung, und es braucht Zeit. Leider gibt es keine Abrechnungsziffer für den niedergelassenen Frauenarzt, damit dann eine ausführliche Endometrioseanamnese und Untersuchung und Beratung und Therapieplanung abgerechnet werden kann. Daher bleibt das oft aus.
DAZ.online: Wie und warum gerät die Gebärmutterschleimhaut auf Abwege?
Professor Mechsner: Man geht heute davon aus, dass es wahrscheinlich aufgrund einer genetisch bedingten uterinen Hyperperistaltik der Gebärmutter zu Mirkrotraumen in der Übergangsschicht Endometrium/Myometrium mit Aktivierung von Stammzellen kommt. Verlassen diese ihre Nische und gelangen auf „Abwege“ und siedeln sich dann in der Muskelwand der Gebärmutter (Adenomyose) oder im Bauchraum (Endometriose) an, kommt es dann zu den ektopen Läsionen, die auch aus Epithel/Stroma und Muskelzellen bestehen, wie Miniatur-Uteri.
DAZ.online: Was macht man therapeutisch – mit welchen Wirkstoffen erzielt man die besten Ergebnisse?
Professor Mechsner: Im ersten Schritt induziert man eine therapeutische Amenorrhoe: keine Blutungen – keine Schmerzen. Dies geschieht durch eine Gestagenmonotherapie, Dienogest eignet sich gut und ist dafür auch zugelassen. Aber kombinierte hormonale Kontrazeptiva funktionieren, allerdings nehmen Patientinnen sodann die Präparate non-stop, ohne Abbruchblutung. Persistieren die Schmerzen dennoch, steht eine Operation an. Selbst nach einer OP liegt jedoch das Rezidiivrisiko bei 10 Prozent/Jahr (Bauchfellherde) beziehungsweise bei 30 bis 40 Prozent für Zysten an den Ovarien.
DAZ.online: Lässt sich Endometriose heilen?
Professor Mechsner: Nein, Endometriose ist eine chronisch rezidivierende entzündliche Erkranung, die bis in die Menopause aktiv sein kann. Mit Wegfall der Estrogene kommt die Endometriose dann zum Erliegen, aber je nachdem die ausgeprägt die chronischen Beschwerden sind, können diese auch darüber hinaus bestehe bleiben.
Endometriose
Prof. Dr. med. Sylvia Mechsner
Freitag, 7. Mai 2021, 9:55 Uhr; Pharmazeutischer eKongress
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